Seit der LV-Periode 2019–2021 ist die Universitätsfinanzierung NEU in Kraft: Bestimmte Kennzahlen aus der Hochschulstatistik und aus der Wissensbilanz (z. B. Prüfungsaktivität, Umsetzung von Vereinbarungen) haben seitdem unmittelbare monetäre Auswirkungen auf die Universitäten (s. UB 2020, Abschnitt 3). Die Indikatoren der Universitätsfinanzierung entwickeln sich mit strukturellen bzw. demografischen Veränderungen weiter. Basis für die Zielwertfestlegung dieser Berichtsperiode waren die Zielgrößen des GUEP 2022–2027 (s. Abschnitt 2.2); im Oktober 2020 aktualisierte das BMBWF die Statistiken zu Entwicklungen und Prognosen in der Lehre, Forschung, Entwicklung und Erschließung der Künste sowie zum Universitätspersonal. Die Zielwerte beziehen sich direkt auf die für Wissenschaft und Forschung vorgesehenen Ressortziele im Rahmen der wirkungsorientierten Budgetierung. Dieser Steuerungsmechanismus leitet aus österreichweiten Systemzielen entsprechende Vereinbarungen mit den Universitäten ab und bricht sie auf Einzeluniversitäten herunter – die sogenannten obligaten Leistungsbeiträge. Die Leistungsvereinbarungen umfassen eine Dreijahresperiode und halten individuelle Zielsetzungen zu Studienabschlusszahlen, Verbesserung der Betreuungsrelation, Gleichstellung sowie hochschulpolitischen Vorhaben fest. Der Österreichische Hochschulplan (HoP) 2030 (s. Abschnitt 2.1) setzt diese Evidenzen zur Universitätssteuerung in Beziehung mit den Governance-Ansätzen der anderen Hochschulsektoren. Weitere Zielsetzungen leiten sich aus der FTI-Strategie (inkl. MINT) bzw. den FTI-Pakten (s. Abschnitt. 2.8.1) ab; sie sollen ebenfalls als Zielwerte in die Leistungsvereinbarungen integriert werden. Manche Stakeholderinnen und Stakeholder ziehen internationale Hochschulrankings für Hinweise auf die Außenwirksamkeit dieser Kennzahlen heran.
Entwicklung der Zahl der Prüfungsaktiven in der Leistungsvereinbarungsperiode 2019–2021
Im Bereich Lehre ist der Basisindikator „Prüfungsaktive Studien“ zentraler Dreh- und Angelpunkt (vgl. Abschnitt 4.2). In der LV-Periode 2019–2021 vereinbarten BMBWF und Universitäten Zielwerte für die prüfungsaktiven Studien in Summe bzw. innerhalb der einzelnen Fächergruppen (Definition s. UB 2020, Abschnitt 3): Die Universitäten sollten – ausgehend von den Basiswerten im Studienjahr 2016/17 – die Prüfungsaktivität bis 2019/20 um rund 6.400 prüfungsaktive Studien steigern. In absoluten Zahlen für alle Universitäten bedeutet das eine Steigerung von 178.719 prüfungsaktiven Studien im Studienjahr 2016/17 auf 185.164 im Studienjahr 2019/20. Im Falle der Nichterreichung drohen den Universitäten in der Leistungsvereinbarung geregelte Konsequenzen im Rahmen der Maßnahmen bei Nichterfüllung (§ 13 Abs. 2 Z. 5 UG). Ausschlaggebend ist der Zielwert des zweiten Jahres der LV-Periode.
Die pandemiebedingte Umstellung auf Distance Learning unterbrach die Umsetzung der Maßnahmen zur Steigerung der Prüfungsaktivität kurzfristig (s. Abschnitt 7.2). Trotz eines anfänglichen Aufwärtstrends 2019/2020 gegenüber dem Vorjahr, wurden die gesamtösterreichischen Zielwerte um rund 3,5 % verfehlt und das Ziel mit Ende des zweiten Leistungsvereinbarungsjahres systemisch nicht erreicht. In absoluten Zahlen gab es die größte negative Abweichung mit 4.197 fehlenden Prüfungsaktiven (-5,4 %) in der Fächergruppe 1 (siehe Anhang), prozentuell verfehlte die Fächergruppe 3 den Zielwert mit -8,4 % (absolut 4.052 fehlende Prüfungsaktive) am stärksten; die Fächergruppe 2 übertraf den Zielwert um 1.195 Prüfungsaktive bzw. 3 %. Fächergruppen 4 bis 7 hielten die vereinbarten Zielwerte bzw. überschritten diese zum Teil. Sieben Universitäten übertrafen in allen für sie relevanten Fächergruppen die Zielwerte und waren von Budgeteinbehalten nicht betroffen. Bei 15 Universitäten kam es zu budgetären Einbehalten; die freiwerdenden Mittel verblieben im Universitätsbudget und wurden den Universitäten nach anderweitigen Verteilungskriterien wieder zur Verfügung gestellt. Diese Kriterien lauteten wie folgt: Bonus für die Übererfüllung der Zielwerte des Basisindikators 1 nach Fächergruppen, anteilige Übernahme von COVID-19-Mehrkosten, qualitative Bewertung der Maßnahmen der Universitäten zur Verbesserung der Studierbarkeit sowie Leistungen für die Allgemeinheit im Zusammenhang mit COVID-19.
Anders war das Bild zum Ende der LV-Periode 2019-2021: Mehr Studierende als je zuvor schlossen im Studienjahr 2020/21 an Österreichs Universitäten ihre Ausbildung ab. Die stark gestiegene Prüfungsaktivität der Studierenden war einer der Hauptgründe für den Anstieg der Abschlusszahlen (s. Abschnitt 1.1.1). Mit dem Studienjahr 2020/21 waren insgesamt 185.136 Prüfungsaktive zu verzeichnen. Neben den Maßnahmen zur Erhöhung der Prüfungsaktivität führten pandemiebedingte Einschränkungen (weniger Nebenbeschäftigungen, Reisemöglichkeiten und sonstige „Ablenkungen“) zu mehr Studien- und Prüfungsaktivität. Der Anteil der Prüfungsaktiven konnte innerhalb von 5 Jahren um sieben Prozentpunkte (von 57 % auf 64 %) gesteigert werden: Das Ziel der 185.164 prüfungsaktiven Studien in der LV-Periode 2019–2021 – basierend auf Daten des Studienjahrs 2019/2020 – wurde sohin grosso modo erreicht.
In die Daten zur Prüfungsaktivität fließen mittlerweile auch im Ausland erbrachte Prüfungsleistungen mit ein: In bestimmten Mobilitätsprogrammen gibt es für Outgoing-Mobilität ab dem Studienjahr 2022/23 einen „Mobilitätsbonus“ in Form von 8 ECTS pro Semester bei der Berechnung der Prüfungsaktivität.
Entwicklung der Professuren bzw. äquivalenter Stellen in der LV-Periode 2019–2021
Die Verbesserung der Betreuungsrelation ist ein zentraler Schwerpunkt in der Hochschulplanung und Universitätsfinanzierung – v. a. in stark nachgefragten Studienfeldern. Der HoP 2030 (vgl. Abschnitt 2.1) steuert die nachhaltige Verbesserung der Betreuungsrelation konsequent an. Der stärkste Handlungsbedarf besteht weiterhin bei den öffentlichen Universitäten. In den Leistungsvereinbarungen 2019–2021 waren über den Basisindikator 2 „Forschungsbasisleistung“ (vgl. Abschnitt 4) knapp 360 neue Professuren und äquivalente Stellen zur Besetzung an den Universitäten vorgesehen, 2022–2024 sind es weitere 60 (davon 30 in der Medizin, 30 in Massen- und MINT-Fächern). Die Personalbesetzungsoffensive 2019–2021 führte zu deutlichen Verbesserungen bei den kalkulatorischen Betreuungsrelationen: Auf eine Professur bzw. äquivalente Stelle kommen anstelle von 42 nur mehr 37 prüfungsaktive Studierende; dementsprechend lautet der Zielwert für 2030 im HoP nunmehr auf eine Relation von 1:35.
Aufgrund der derzeitigen Pensionierungswelle bei Universitätsdozentinnen und -dozenten ist beim Indikator „Professuren und äquivalente Stellen“ eine inhaltliche Weiterentwicklung notwendig: Über die neue „Verwendung 88 Assistenzprofessor/in (KV) (Karrierepfad gemäß § 99 Abs. 5 und 6 UG)“ kommen Teile der Personenmenge der Assistenzprofessuren in die Teilmenge der Professuren bzw. Äquivalente des Basisindikators 2 (s. Abschnitt 4.2); die neue Verwendung wurde in der Universitäts- und Hochschulstatistik- und Bildungsdokumentationsverordnung festgeschrieben.
Offenlegung budgetrelevanter Indikatoren
Daten-Transparenz und indikatorenbasiertes Benchmarking sind wesentliche Steuerungsmechanismen bei der Universitätsfinanzierung: In Abstimmung mit der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko) legt das BMBWF den Universitäten jährlich die budgetrelevanten Indikatoren offen. Die Informationen gehen an die öffentlichen Universitäten, die uniko sowie intern an das BMBWF selbst, um eine transparente gemeinsame Datenbasis für die nächste LV-Periode zu schaffen. Die Datenbereitstellung wird in der LV-Periode 2022–2024 fortgesetzt.
Datenverbund der Universitäten und Hochschulen
Eine zentrale Datengrundlage bildet der gemäß Bildungsdokumentationsgesetz eingerichtete Datenverbund der Universitäten und Hochschulen (DVUH). Seit dieser Berichtsperiode sind auch die Fachhochschulen – und damit alle vier Hochschulsektoren – im DVUH. Die Integration der FH ist ein Meilenstein in der Entwicklung des DVUH als operatives Informationsverbundsystem z. B. für den Bezug von Familienbeihilfe oder Studienförderung und die Erfassung der Indikatoren und Kennzahlen aus der Hochschulstatistik. Als nächstes ist die Weiterentwicklung zu einem Studierendenregister geplant, um zukunftsweisende Projekte wie den digitalen Studierendenausweis und das Online-Onboarding im Sinne der Single Digital Gateway Verordnung (SDG-VO) zu ermöglichen.
Hochschulvergleiche und Rankings als orientierungsgebundener Governance-Rahmen
Die internationale Einordnung der universitären Performance orientiert sich auch an Hochschulvergleichen und Rankings: Diese bewerten im Rahmen von quantitativen Vergleichen die Leistungen einer Hochschule anhand unterschiedlicher Dimensionen, die sich wiederum anhand von nationalen und internationalen Trends und methodischen Überlegungen weiterentwickeln. Sie unterscheiden sich durch ihre Methodik, die Datenquellen und Indikatoren, die Zielgruppen oder die geografische und fachliche Reichweite. Beurteilt werden in solchen Rankings u. a. Forschungs- bzw. Publikationsleistungen (anhand bibliometrischer Daten), die „Reputation“ einer Hochschule (anhand von Befragungen), die „Qualität“ von Lehre und Studium (anhand von Daten über Studiendauer, Betreuungsverhältnis, Befragungsergebnissen etc.), Studierendenzufriedenheit (anhand von Befragungsergebnissen) oder Innovationspotenzial (u. a. durch die Anzahl der Patente). Zu beachten ist auch, dass nicht jede Universität an jedem Ranking teilnehmen kann, da die Ranking-Anbieter diverse Kriterien, wie etwa eine bestimmte Anzahl von Publikationen, die Breite des Studienangebots etc., für die Teilnahme definieren. Nationale rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen (z. B. der offene Hochschulzugang) spielen dabei ebenso eine Rolle. Grundsätzlich gilt daher, dass die Frage, was und wie Rankings messen und beurteilen und welchen Beitrag sie zur Transparenz in der Bewertung der Leistungen einer Hochschule liefern, für jedes Ranking individuell zu beantworten ist. Wenn Hochschulen mit vergleichbaren Profilen einander gegenübergestellt werden, können Rankings die Leistungen einer einzelnen Hochschule bzw. einer einzelnen Disziplin anhand von ausgewählten Indikatoren sichtbar und vergleichbar machen. So können die Ergebnisse Stärken, aber auch Entwicklungspotenziale einer Universität aufzeigen, die im Rahmen der internen Steuerungs- und Qualitätssicherungsinstrumente der Universität diskutiert werden können. (vgl. BMBWF 2021, S. 63f.).
Einzelne Rankings, wie z. B. die QS World University Rankings (QS-Ranking) und die Times Higher Education World University Rankings (THE WUR) haben im Berichtszeitraum ihre Methodologie überarbeitet und u. a. neue Indikatoren in ihre Rankings aufgenommen. So wurden 2023 die Anzahl der Indikatoren im THE WUR von 13 auf 18 erweitert und bestehende Indikatoren, Erhebungen und Gewichtungen der Indikatoren angepasst. Diese methodischen Änderungen schränken die Reliabilität von Vergleichen zu Vorjahresergebnissen deutlich ein und können Einfluss auf die Positionierung von Hochschulen haben, ohne dass sich die tatsächlichen Leistungen dieser verändert haben. Dies zeigt sich auch im Vergleich der Ergebnisse österreichischer Hochschulen zwischen dem THE WUR 2023 und 2024. So waren 2023 drei österreichische Universitäten (Uni Wien, MUW und MUG), im Ranking 2024 nur eine Universität (Uni Wien) unter den Top-200 weltweit. Einzelne Universitäten konnten im Ranking 2024 ihre Platzierungen – auch außerhalb der Top-200 – verbessern (Uni Wien, MUI, TU Wien, JKU, KFU Graz, TU Graz); für die MUW und die MUG war dies nicht der Fall, ihre Gesamtwerte konnten nicht wesentlich gesteigert werden und die Platzierungen fielen schlechter aus, wodurch sie jeweils knapp die Top-200 verpassten. Eine tatsächliche „Verschlechterung“ der Leistungen dieser Universitäten ist damit nicht verbunden, die Veränderung der Platzierung ergibt sich im Wesentlichen daraus, dass viele andere Hochschulen durch die methodischen Änderungen ihre Gesamtwerte verbessern konnten.
Die österreichischen Universitäten beteiligten sich im Berichtszeitraum an verschiedenen Hochschulvergleichen und Rankings, die Universitäten auf Institutions- und Studienebene vergleichen. Besonders auf fachspezifischer Ebene sind die Ergebnisse im internationalen Vergleich teilweise sehr positiv:
Das BMBWF und die österreichischen Universitäten tauschen sich über das Thema Hochschulvergleiche und Rankings aus und verfolgen mit der gemeinsam eingerichteten Webseite (www.universityrankings.at) eine aktive Öffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel, adäquate einschlägige Informationen zu international bedeutenden Rankings und den Ergebnissen österreichischer Universitäten zur Verfügung zu stellen (ebd.).