2.1 Hochschulplan

Der Hochschulplan (HoP; BMBWF, 2022c) verfolgt einen umfassenden, systemischen Anspruch für den österreichischen Hochschulraum. Er bildet die Dachstrategie für die bestehenden Strategiedokumente des BMBWF für die vier Hochschulsektoren (öffentliche Universitäten, Fachhochschulen, Privatuniversitäten und Privathochschulen sowie Pädagogische Hochschulen) und adressiert alle 77 österreichischen Hochschulen. Sein Fokus liegt im Bereich der hochschulischen Lehre: Der HoP schafft einen gemeinsamen Rahmen zur Sicherung der inhaltlichen Breite und Qualität an hochschulischer Aus-, Fort- und Weiterbildung. Er komplementiert die FTI-Strategie 2030.   

Im Herbst 2017 empfahl der Rechnungshof eine Neuauflage des bereits 2011 veröffentlichten HoP, die auch die Pädagogischen Hochschulen, Fachhochschulen und (damals noch nur) Privatuniversitäten umfasste. Die Arbeiten am aktuellen HoP begannen 2019. Das BMBWF diskutierte in einer Konsultation mit Expertinnen und Experten im Bereich der Hochschulbildung aus dem deutschsprachigen Raum Fragestellungen zur Positionierung und Ausrichtung der österreichischen Hochschulen im Jahr 2030. Die Ergebnisse bildeten die Grundlage für die strategische Ausrichtung des HoP. Aufgrund der COVID-19-Pandemie gab von 2020 bis September 2021 eine Unterbrechung der Arbeiten. Im April und Mai 2022 erhielten Stakeholder der österreichischen Hochschulen und Interessenvertretungen die Einladung, an einem Begutachtungsverfahren zum Entwurf des HoP teilzunehmen, um die so eingelangten Ergebnisse berücksichtigen zu können.

Der HoP fördert Stärken des Hochschulsystems, nutzt vorhandenes Entwicklungspotenzial und forciert eine langfristige, gemeinsame Entwicklung der österreichischen Hochschulsektoren. Er enthält konkrete quantitative Zielvorstellungen für das Jahr 2030 und fünf qualitative Entwicklungslinien, die eine langfristige Vision ergeben: Im Jahr 2050 arbeiten die österreichischen Hochschulen kooperativ, sind bestens vernetzt, gestalten Gesellschaft und Wirtschaft aktiv mit und spielen international eine bedeutende Rolle.

Abbildung 2.1-1: Zielsetzungen für vier ausgewählte quantitative Indikatoren für 2030 gemäß Hochschulplan

Quelle: BMBWF

Darüber hinaus enthält der HoP fünf qualitative Entwicklungslinien mit 18 Handlungsfeldern.

  1. Hochschullandschaft und Standortentwicklung: Die 77 Hochschulen des Wissenschafts- und Hochschulstandorts Österreich arbeiten stärker zusammen.
  2. Internationale Kontextualisierung der österreichischen Hochschulen: Österreichs Hochschulen sind international aktiv und gut vernetzt, um die Forschung, Wissenschaft sowie Entwicklung und Erschließung der Künste (EEK) im Ausland zu stärken.
  3. Neue Bildungsbiografien und Durchlässigkeit: Studierende mit unterschiedlichem Studierverhalten oder veränderten Bildungsbiografien erhalten ein adäquates Lehrangebot in struktureller, organisatorischer und didaktischer Hinsicht.
  4. Teilhabe an Bildung: Die Hochschulen haben die Aufgabe, eine sozial inklusive Kultur und diversifizierte Lehr- und Lernangebote zu etablieren und weiterzuentwickeln, um den Anteil von nach wie vor unterrepräsentierten Studierendengruppen zu erhöhen und Gleichstellung zu fördern. Die öffentliche Hochschulbildung in Österreich ist unabhängig von sozialen Faktoren zugänglich.
  5. Lehre, Forschung und EEK im Kontext gesellschaftlicher Herausforderungen: Österreichs Hochschulen gestalten die digitale Transformation aktiv mit. Sie arbeiten proaktiv an Themen der Nachhaltigkeit und der Pädagoginnen- und Pädagogenbildung.

Die Umsetzung der im HoP formulierten Entwicklungen und Ziele erfolgt über die Governance-Instrumente des BMBWF (Finanzierung, Strategieinstrumente der einzelnen Sektoren, dialogische Foren, Legistik). Mit dem Monitoring des HoP ist eine ständige Arbeitsgruppe der Hochschulkonferenz betraut; 2028 soll eine Evaluierung durchgeführt werden. Auf Basis der Ergebnisse wird ein Abschlussbericht mit Vorschlägen erstellt werden, der den Stand der Umsetzung erfasst und eine Einschätzung zu einer möglichen Neuauflage des HoP abgibt.