2.8.1 Strategie für Forschung, Technologie und Innovation (FTI-Strategie 2030)

Die FTI-Strategie 2030 wurde von der Bundesregierung im Dezember 2020 beschlossen. Sie bildet den richtungweisenden Rahmen für die österreichische Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik bis 2030 mit zentralen Eckpunkten, Zielen und Handlungsfeldern. Die Strategie beinhaltet drei übergeordnete Ziele:

  • zum internationalen Spitzenfeld aufschließen und den FTI-Standort Österreich stärken;
  • auf Wirksamkeit und Exzellenz fokussieren;
  • auf Wissen, Talente und Fertigkeiten setzen.

Die Task Force FTI koordiniert seit zehn Jahren die FTI-Politik auf Bundesebene und steuert die Umsetzung der FTI-Strategie. Auf hoher Verwaltungsebene unter Vorsitz des Bundeskanzleramts arbeiten Vertreterinnen und Vertreter folgender Ressorts zusammen: 

  • Bundesministerium für Finanzen (stellvertretender Vorsitz; BMF)
  • Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF)
  • Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) 
  • Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK)

In ihrer Funktion als Ansprechstelle der Europäischen Kommission (EK) für „Smart Specialisation“ in Österreich steht die Task Force FTI in enger Abstimmung mit dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) und der Geschäftsstelle der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK). Als interministerielles Koordinations- und Steuerungsgremium überwacht die Task Force FTI die Umsetzung der FTI-Strategie.

Vom FTI-Pakt 2021–2023 zum FTI-Pakt 2024–2026

Die Ziele der FTI-Strategie 2030 werden in dreijährigen FTI-Pakten umgesetzt. Gemäß Forschungsfinanzierungsgesetz (FoFinaG) sind sie das Verbindungsstück zwischen FTI-Strategie 2030, Finanzierung und umsetzenden Einrichtungen: Der FTI-Pakt ist ein integratives Element in der österreichischen FTI-Landschaft, das einen stabilen und verlässlichen Rahmen für Akteurinnen und Akteure schafft. 

Die Bundesregierung hat nach dem ersten FTI-Pakt für 2021–2023 im Dezember 2022 den zweiten FTI-Pakt 2024–2026 beschlossen. Schwerpunkte und Maßnahmen in Forschung, Technologie und Innovation sollen Antworten auf und Lösungen für die multiplen Krisen unserer Zeit geben. Aufbauend auf zentralen strategischen Maßnahmen des FTI-Pakts 2021–2023 setzt die Bundesregierung im FTI-Pakt 2024–2026 folgende Themen:

  • Nachhaltige Transformation der Wirtschaft unterstützen;
  • Vertrauen in Wissenschaft und Demokratie stärken;
  • Exzellenzforschung forcieren;
  • Spitzennachwuchs fördern;
  • Forschung zur Erreichung der Klimaziele vorantreiben;
  • Kooperation Wissenschaft und Wirtschaft ausbauen;
  • Technologiesouveränität und -offenheit forcieren.

Für die Jahre 2024–2026 stellt die Bundesregierung rund € 5,05 Mrd. zur Verfügung; das entspricht einem Plus von rund 31 % gegenüber dem ersten FTI-Pakt. Das Budget stärkt die Forschungsförderung und die außeruniversitäre Forschung im Zuständigkeitsbereich von BMBWF, BMK und BMAW. Auf das BMBWF (Globalbudget 31.03) entfallen rund € 2,60 Mrd. für außeruniversitäre Forschung, Forschungsförderung sowie internationale und europäische Beteiligungen bzw. Mitgliedschaften. Die Zielsetzungen der FTI-Strategie 2030 korrespondieren eng mit den Prioritäten des GUEP.

Abbildung 2.8.1-1: Der FTI-Pakt 2024–2026 führt die Schwerpunkte des ersten FTI-Pakts fort: 

Quelle: BMBWF, Gestaltung: donaugrafik Schepelmann & Tettinger OG

Der FTI-Pakt 2024–2026 enthält eine Reihe von neuen Maßnahmen. Dazu zählen z. B. das 10-Punkte-Programm zur Stärkung des Vertrauens in Wissenschaft und Demokratie, die nachhaltige Einbettung der GeoSphere Austria (GSA) als nationales Kompetenzzentrum für Klimaforschung und Daseinsvorsorge sowie die Umsetzung nicht-kommerzieller klinischer Forschung. Andere Maßnahmen dienen der Förderung des MINT-Bereichs, wie etwa die Attraktivierung der MINT-Ausbildungen und Studien zur Steigerung der Studienanfängerinnen- und -anfängerzahlen mit Fokus auf weiblichen Studierenden; ein MINT-Aktionsplan stimmt MINT-Initiativen auf Bundes-, Landes- und Regionalebene entlang der Bildungskette aufeinander ab. Eine eigene MINT-Offensive soll die Anzahl der MINT-Studienabschlüsse mit studienbezogenem Auslandsaufenthalt steigern.

Der FTI-Pakt 2024–2026 verankert Maßnahmen zur Erreichung der Klima- und Energieziele, die Transformationsoffensive der österreichischen Bundesregierung und Maßnahmen zur Förderung der angewandten Forschung und der Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.

Diverse Initiativen der Europäischen Union bilden einen zentralen Rahmen, der für die Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik maßgeblich ist und über sie hinausreicht: NextGenerationEU fördert wichtige Forschungs- und Infrastrukturprojekte wie Quantum Austria; für die Entwicklung der FTI zentral sind auch Horizon Europe und die Umsetzung der European Innovation Agenda, der EU-Missionen, der EU-Partnerschaften sowie der 13 Initiativen des ERA-NAP 2023–2025.

Auf globaler Ebene stehen die internationale Vernetzung österreichischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie der zielgerichtete Auf- und Ausbau bi- und multilateraler Forschungs- und Innovations­kooperationen in FTI mit Bewusstsein für mögliche Sicherheits­risiken im Fokus.

Die Umsetzung der FTI-Pakte durch die zentralen Einrichtungen erfolgt vorwiegend durch die Leistungs- bzw. Finanzierungsvereinbarungen; die jeweils zuständigen Ressorts verhandelten sie bis Jahresende 2023 für die Geltungsdauer des zweiten FTI-Paktes 2024–2026. Das BMBWF schließt Leistungs- bzw. Finanzierungsvereinbarungen mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), dem Institute of Science and Technology Austria (ISTA), der GSA, der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG), dem FWF und dem OeAD ab. Neben den zentralen Einrichtungen gemäß FoFinaG kommt den Hochschulen eine wichtige Rolle in der Umsetzung von FTI-Strategie und -Pakten zu, da der Modus der Leistungsvereinbarungen mit Universitäten und zentralen Einrichtungen außeruniversitärer Forschung die Exzellenzorientierung und wettbewerblichen Mechanismen bei der Mittelvergabe stärkt .

MINT-Regionen

Für fast alle großen Herausforderungen unserer Zeit – Digitalisierung, Klimawandel, Energiekrisen – sind MINT-Kompetenzen nötig und die Nachfrage nach MINT-Fachkräften am Arbeitsmarkt wird immer größer. Österreich ist auf engagierte, bestens ausgebildete Fachleute angewiesen. Ein wichtiges Ziel der FTI-Strategie ist eine Steigerung der MINT-Graduierten um 20 % bis 2030 und des Frauenanteils an den MINT-Graduierten in technischen Fächern um 5 %.

Die Initiative MINT-Regionen (https://www.mint-regionen.at/) soll sicherstellen, dass v. a. Kinder und Jugendliche früh und kontinuierlich mit Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik in Kontakt kommen – im Kindergarten, der Schule, Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Unternehmen oder bei privaten Initiativen. Regional abgestimmte Aktivitäten und Angebote machen MINT-Bildung attraktiver und nachhaltiger, um MINT-Talente zu erkennen und zu fördern. Die neuen MINT-Regionen reagieren auf spezifische regionale Herausforderungen, identifizieren Lücken im MINT-Angebot und realisieren Lösungen. Dadurch werden sie national und international sichtbarer, schärfen das Standortprofil und erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Region.