8.1.2 Studierende
Die Anzahl der Studierenden an den Universitäten lag im WS 2022/23 bei 286.193 ordentlichen und außerordentlichen Studierenden. Gegenüber dem WS 2019/20 sank sie um 0,8 %; der Rückgang war ausschließlich auf weniger inländische Studierende zurückzuführen (-4,8 % inländische und +8,7 % ausländische Studierende; Tabelle 8.1.2-1).
Im WS 2022/23 studierten 263.375 Personen im Rahmen eines ordentlichen Studiums, davon 179.229 Österreicherinnen und Österreicher (68,1 %). Die Zahl der inländischen ordentlichen Studierenden sank im Berichtszeitraum um 5,0 %, die der ausländischen ordentlichen Studierenden stieg um 10,3 % (seit WS 2019/20). Gemessen an der Zahl der 18- bis 25-jährigen inländischen Wohnbevölkerung befand sich 2022 ein Anteil von 29,2 % in universitärer Ausbildung (Anteil der Gesamtzahl der ordentlichen inländischen Studierenden an der 18- bis 25-jährigen inländischen Wohnbevölkerung; 32,1 % der Frauen, 26,5 % der Männer).
32,6 % der Studierenden (ordentliche und außerordentliche Studierende) hatten im WS 2022/23 eine ausländische Staatsbürgerschaft. Unter den ordentlichen Studierenden waren es 84.146 bzw. 31,9 %.
Tabelle 8.1.2-1: In- und ausländische Studierende insgesamt sowie ordentliche Studierende, Wintersemester 2019 bis 2022
Quelle: BMBWF, unidata
Studierendenzahlen nach Universitäten
In der Gesamtstudierendenzahl sind ordentliche und außerordentliche Studierende subsumiert. Außerordentliche Studierende setzen sich zu einem großen Teil aus Studierenden in Universitätslehrgängen und ausländischen Studierenden in Vorstudienlehrgängen (vgl. Abschnitt 8.3.3) zusammen.
Die Gesamtstudierendenzahl ging innerhalb des Berichtszeitraums an acht der 22 Universitäten zurück; Zuwächse gab es an 14 Universitäten. An fünf Universitäten lagen die Rückgänge bei über 3,0 % (MUL: -16,1 %; BOKU: -8,2 %; Uni Wien: -4,8 %; mdw: -4,1 %; UWK: -3,5 %). Die höchsten Zuwächse zu verzeichnen hatten Angewandte mit 18,7 %, MUG mit 14,8 %, JKU mit +9,3 %, MUI mit +8,7 % und UMS mit +8,6 % (vgl. Tabelle 8.1.2-2).
Für die Entwicklung der Zahl der ordentlichen Studierenden auf Universitätsebene waren viele Faktoren verantwortlich: Neben den jährlichen Zugängen und Abgängen (z. B. durch Studienabschluss, Studienabbruch oder Universitätswechsel) spielte v. a. die Studien- und die Verweildauer eine große Rolle. Bei den meisten Universitäten waren die Entwicklungstrends bei ordentlichen Studierenden in einer Größenordnung ähnlich dem Entwicklungstrend bei den Gesamtstudierenden. MUG, Angewandte, UWK, UMS, AAU und JKU verzeichneten mehr ordentliche Studierende gegenüber den Gesamtstudierenden (s. Tabelle 8.1.2-2).
Tabelle 8.1.2-2: Studierende insgesamt sowie ordentliche Studierende an Universitäten, Wintersemester 2019 bis 2022
Quelle: BMBWF, unidata
Belegte Studien nach Studienart
Studierende haben die Möglichkeit, an mehreren österreichischen Universitäten gleichzeitig unterschiedliche Studien zu belegen. Die Relation im WS 2012/13 betrug 1:1,26 – d. h. eine Person betrieb im Durchschnitt 1,26 Studien. Im WS 2022/23 lag der Wert bei 1:1,12.
Im Berichtszeitraum sanken, weitgehend bedingt durch die Umstellung auf die Bologna-Systematik, Anzahl und Anteil der Diplomstudien unter den ordentlich belegten Studien weiter. Im WS 2022/23 waren 13,2 % der ordentlichen Studien Diplomstudien (2019: 15,6 %) und 54,5 % Bachelorstudien (-8,2 % seit WS 2019/20); Masterstudien machten 25,5 % der ordentlichen Studien aus. Der Anteil der Doktoratsstudien lag im WS 2022/23 bei 6,9 %.
Die Zahl der Studierenden, die Universitätslehrgänge besuchten, sank im Berichtszeitraum gegenüber dem WS 2019/20 um 1,0 % auf 18.179 Studierende im WS 2022/23 (vgl. Abschnitt 7.4).
Prüfungsaktivität der Studierenden
Ein wichtiger Indikator für Studienaktivität und -intensität ist die erbrachte Prüfungsleistung. Die Wissensbilanz-Kennzahl „Prüfungsaktive Studien von Bachelor-, Diplom- und Masterstudien“ gibt an, ob innerhalb eines Studiums im Studienjahr mindestens 16 ECTS-Punkte bzw. positiv beurteilte Studienleistungen im Umfang von acht Semesterstunden erbracht wurden. Die Prüfungsaktivität ist ein zentraler Bestandteil der neuen Universitätsfinanzierung (vgl. Abschnitt 4.2 und 4.3) und Grundlage für den Basisindikator 1, „Anzahl der prüfungsaktiven Studien nach Fächergruppe“; dementsprechend vereinbarte das BMBWF für die Leistungsvereinbarung (LV) 2022–2024 mit den Universitäten individuelle Zielwerte.
Tabelle 8.1.2-3: Prüfungsaktive Studien nach Universitäten (Wissensbilanz-Kennzahl 2.A.6), Studienjahre 2018/19 bis 2021/22
Quelle: BMBWF, unidata
Die Anzahl der prüfungsaktiven Studien ging zwischen den Studienjahren 2018/19 bis 2021/22 insgesamt um 1,8 % zurück (s. Tabelle 8.1.2-3). Auf Ebene der einzelnen Universitäten lagen die Veränderungen in der Zahl der prüfungsaktiven Studien im Bereich von einem Rückgang von rund 17,1 % (MUL) bis zu einem Anstieg um 13,8 % (JKU).
Die Analysen ergaben geschlechtsspezifische Unterschiede: Männer wiesen eine deutlich niedrigere Prüfungsaktivität auf als Frauen. 56,5 % der prüfungsaktiven Studien im Studienjahr 2021/22 waren Frauen zuzurechnen, 43,5 % männlichen Studierenden. Innerhalb des Berichtszeitraums lag der Anteil der Prüfungsaktivität bei weiblichen Studierenden um ca. 5 % über dem der Männer (vgl. Abschnitt 2.6 zur Entwicklung der Zahl der Prüfungsaktiven in der LV-Periode 2019–2021).
Abbildung 8.1.2-1: Entwicklung des Anteils der prüfungsaktiven Studien an den ordentlichen Studien (ohne Doktoratsstudien), Studienjahre 2016/17 bis 2021/22
Quelle: BMBWF
Der Anteil der prüfungsaktiven Studien erreichte im Studienjahr 2020/21 einen Höhepunkt von 63,9 % aller ordentlichen Studien. Im Studienjahr 2021/22 lag er mit 61,1 % um knapp vier Prozentpunkte höher als im Studienjahr 2016/17.
Endgültige Daten zur Anzahl der prüfungsaktiven Studien für das Studienjahr 2022/23 liegen im 1. Quartal 2024 vor. Die Mitte Juli 2023 vorliegenden, noch unvollständigen Daten ließen für die LV-Zielwerte des Basisindikators „Prüfungsaktive Studien“ folgende Zwischenergebnisse zu: Das systemische Ziel der LV-Periode 2022–2024 von 182.713 Prüfungsaktiven wird vermutlich deutlich unterschritten; Stand Mitte Juli 2023 waren österreichweit um 1 % bzw. 1.646 weniger Prüfungsaktive zu verzeichnen als Mitte Juli 2022.
Der Anteil der prüfungsaktiven Studien an allen ordentlichen Studien (ohne Doktoratsstudien) gilt als Indikator für die Studienaktivität. Im Studienjahr 2021/22 waren 61,1 % der ordentlichen Studien prüfungsaktiv (2018/19: 59,9 %). An 16 Universitäten verbesserte sich der Anteil der prüfungsaktiven Studien – gemessen an den ordentlichen Studien seit dem Studienjahr 2018/19 – durchschnittlich um 1,2 Prozentpunkte: Trotz rückläufiger absoluter Zahlen der prüfungsaktiven Studien gab es eine relative Verbesserung.
Diese Entwicklung entspricht dem hochschulpolitischen Ziel, durch gestärkte Betreuungsrelationen bessere Rahmenbedingungen für die Studierenden zu schaffen. Vor allem die Kunstuniversitäten, Medizinischen Universitäten und die Vetmeduni wiesen die höchsten Anteile an prüfungsaktiv betriebenen Studien auf (s. Abbildung 8.1.2-2); sie alle bieten ausschließlich Studien mit Zugangsregelungen oder Eignungsfeststellung an. Das Ende der LV-Periode 2019–2021 brachte den höchsten Wert an Prüfungsaktiven an den öffentlichen Universitäten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2000: Der Anteil stieg innerhalb von fünf Jahren um sieben Prozentpunkte von 57 % auf 64 %.
Abbildung 8.1.2-2: Anteil der prüfungsaktiven Studien an den ordentlichen Studien (ohne Doktoratsstudien), Studienjahr 2021/22
Quelle: BMBWF
Ein ähnliches Bild zeigt der Vergleich der Anteile prüfungsaktiver Studien nach ISCED-Gruppen von Studien. Die höchsten Anteile prüfungsaktiver Studien werden in den ISCED-Studienfeldern „Pädagogik“, „Gesundheit und Sozialwesen“ (beinhaltet die Studien „Humanmedizin“ und „Zahnmedizin“) und „Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei und Tiermedizin“ ermittelt. Über dem Durchschnitt liegen die Studienfelder „Ingenieurwesen, verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe“ und „Dienstleistungen“. Im ISCED-Studienfeld „Geisteswissenschaften und Künste“ (insbesondere bei den zahlenmäßig dominierenden „Geisteswissenschaften“; im Bereich Künste gehören die Prüfungsaktivitätsanteile, wie zuvor beschrieben, zu den höchsten im System), sowie in den ISCED-Studienfeldern „Naturwissenschaften, Mathematik und Statistik“, „Informatik und Kommunikationstechnologie“ und „Sozialwissenschaften, Journalismus und Informationswesen“ ergeben sich unterdurchschnittliche Anteile an prüfungsaktiven Studien (s. Abbildung 8.1.2-3).
Abbildung 8.1.2-3: Anteil der prüfungsaktiven Studien an den ordentlichen Studien (ohne Doktoratsstudien) nach ISCED-Gruppen von Studien, Studienjahr 2021/22
Quelle: BMBWF
Studienfelder, die Studien mit Zugangsregelungen (nach §§ 71b bis 71d UG) oder Eignungsfeststellung (§ 63 UG) beinhalten (s. Abschnitt 6.5), wiesen deutlich höhere Anteile an prüfungsaktiven Studien auf. In besonders stark nachgefragten, nicht zugangsgeregelten Studien war das Ausmaß der Prüfungsaktivität niedriger. Ein Grund ist, dass die Betreuungsrelationen in Studien mit Zugangsregelungen oder Eignungsfeststellung i. d. R. besser sind und Studienbedingungen bzw. -fortschritt positiv beeinflussen (vgl. Abschnitt 7.3).