4.3 Budgetentwicklung 2022–2024

Bedingt v. a. durch die Auswirkung der globalen Krisen (vgl. auch Abschnitt 1.1) musste das Universitätsbudget für die LV-Periode 2022–2024 mehrfach nachjustiert werden. 

Das Globalbudget der Universitäten für die Jahre 2022–2024 wurde im Oktober 2020 mit € 12,313 Mrd. festgelegt. In absoluten Zahlen war es das bis dato höchste Universitätsbudget (+ € 1,3 Mrd. bzw. + 12,5 % im Vergleich zur LV-Periode 2019–2021).

Die Steirischen Universitäten TU Graz und MUL zählen im Bereich der Wasserstoffforschung zu den aktivsten Universitäten Österreichs und Europas. Um diese Position weiter abzusichern bzw. zu stärken, kam es im Laufe der LV-Periode (April 2022) zu einer Erhöhung des Universitätsbudgets für den gemeinsamen Wasserstoffcluster um € 16,98 Mio. Um den Ausbau und die Modernisierung der österreichischen High-Performance-Computing-Infrastruktur voranzutreiben, werden in das Projekt „Multi-Site Computer Austria“ (MUSICA) zusätzliche Mitteln i. H. v. € 16 Mio. investiert. 

Wegen globaler Krisen, der COVID-19-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine kam es ab 2022 zu massiven Preissteigerungen – besonders bei den Energiekosten. Die Folge waren u. a. starke Lohnsteigerungen. Diese Entwicklung war für die Universitäten, die einen hohen Anteil an Personalkosten aufweisen, ein gravierendes Problem; Universitäten mit hohem Energieverbrauch wie die technischen Universitäten traf die Teuerung doppelt. Zur Bewältigung der Teuerungskrise und zur Aufrechterhaltung des universitären Betriebs erhöhte die Bundesregierung das Universitätsbudget für 2023 und 2024 nochmals um jeweils € 250 Mio. (vgl. Abschnitt 1.1.3). Darüber hinaus sieht das Bundesfinanzgesetz 2023 die Möglichkeit einer Budgetüberschreitung von bis zu € 150 Mio., insbesondere zur Abdeckung der hohen Energiekosten, vor. Weitere € 200 Mio. wurden für die Universitäten im Rahmen des Bundesfinanzgesetztes 2024 zur Abdeckung der Teuerung im Jahr 2024 bereitgestellt. Zusätzlich sind € 20 Mio. für Ärztegehälter an der MUG vorgesehen. Für den Fall ähnlicher Erhöhungen an den medizinischen Universitäten Wien und Innsbruck, sowie der medizinischen Fakultät der JKU sieht das Bundesfinanzgesetz die Möglichkeit einer Budgetüberschreitung bis zu € 80 Mio. vor.

Von den rund € 13,2 Mrd. wurden € 11,1 Mrd. über die Leistungsvereinbarungen im Herbst 2021 vergeben; das Zusatzbudget für den Wasserstoffcluster an den Steirischen Universitäten in der Höhe von rund € 17 Mio. und die zusätzlichen Mittel für die Teuerung in Höhe von € 650 Mio. wurden im Rahmen von LV-Ergänzungen im Juli bzw. Herbst 2022 vergeben. Die Aufteilung der zusätzlichen Mittel i. H. v. € 200 Mio. für 2024 an die Universitäten erfolgte im Herbst 2023. Die Aufteilung der Mittel auf die einzelnen Universitäten ist in der Tabelle 4.3-1 abgebildet. Die restlichen € 1,3 Mrd. verteilen sich auf:

  1. knapp € 300 Mio. für neue Bauvorhaben der Bauleitpläne (vgl. auch Abschnitt 2.5);
  2. etwa € 764 Mio. für den laufenden klinischen Mehraufwand der Medizinischen Universitäten sowie den entsprechenden Beitrag für die Medizinische Fakultät der JKU;
  3. die Bundesmittel für die UWK in der Höhe von rund € 60 Mio., die über eine Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG gesondert und primär über private Studienbeiträge und nicht über das System der Universitätsfinanzierung finanziert wird sowie
  4. rund € 120 Mio. an Einbehalten für besondere Finanzierungserfordernisse zur Ergänzung der Leistungsvereinbarungen, mit denen u. a. die Ausschreibung „(Digitale) Forschungsinfrastrukturen“ finanziert wird.

In Summe investiert der Bund in der Periode 2022–2024 somit rund € 13,2 Mrd. in die Universitäten. 

Tabelle 4.3-1: Globalbudgets der Universitäten, LV-Perioden 2019–2021 und 2022–2024 in Mio. €

Quelle: BMBWF

Budgetäre Schwerpunkte in der Leistungsvereinbarungsperiode 2022–2024

Zentrales Ziel der LV-Periode 2022-2024 ist es, die in der vorangegangenen LV-Periode erreichten Ausbauschritte abzusichern und zu konsolidieren sowie die in den Bauleitplänen vorgesehenen Bauvorhaben zu realisieren. Weitere Schwerpunkte waren: Zusätzliche Professuren, Ausbau der Medizin (Uni-Med-Impuls 2030) (vgl. Abschnitt 7.1.4) und die Ausschreibung „(Digitale) Forschungsinfrastruktur“ (vgl. Abschnitt 10.2.2).

  • Stellenausbau: Für die Jahre 2019-2021 war ein massiver Stellenausbau vorgesehen: Fast 360 neue Professuren bzw. äquivalente Stellen sollten die Universitäten innerhalb von drei Jahren einrichten. Die LV 2022–2024 setzten diesen Trend mit der Schaffung von rund 60 zusätzlichen Professuren und äquivalenten Stellen fort. Die Hälfte davon wurde für die Umsetzung der Medizininitiative Uni-Med-Impuls 2030 vorgesehen und entfällt auf die drei Medizinischen Universitäten Wien, Graz und Innsbruck sowie die Medizinische Fakultät der JKU und die Vetmeduni. Die übrigen 30 Professuren gehen v. a. in den MINT-Bereich, um die Betreuungsrelationen – speziell an den großen wissenschaftlichen Universitäten – zu optimieren. Für die LV-Periode 2022–2024 ist österreichweit eine Verbesserung der Betreuungsrelation von 1:39 auf 1:37 bis zum Ende des zweiten Jahres der LV-Periode (2023) und auf 1:36 bis zum Ende der LV-Periode vorgesehen. Die Vorgabe entspricht den Zielen des GUEP 2022–2027.
  • Uni-Med-Impuls 2030: Ein wesentlicher Schwerpunkt der LV-Periode 2022–2024 ist der Ausbau und die Stärkung der medizinischen Ausbildung sowie der Forschung, insbesondere in den Bereichen Public Health, Epidemiologie und Infektiologie. Damit wird ein wesentlicher Teil des Programms Uni-Med-Impuls 2030 umgesetzt, das die Bundesregierung im Sommer 2020 beschloss. Uni-Med-Impuls 2030 ist das größte Investitionspaket der Zweiten Republik zur Sicherung der Medizin in der universitären Lehre und Forschung. Allein in den ersten drei Jahren werden rund € 170 Mio. investiert; bis 2030 wird das Budgetvolumen inkl. Baumaßnahmen voraussichtlich € 1 Mrd. betragen. 
  • Ausschreibung (Digitale) Forschungsinfrastruktur: Das BMBWF behielt € 40 Mio. für die Vornahme dieser Ausschreibung ein. € 30 Mio. werden über den EU-Krisenfonds Recovery and Resilience Facility (EU-RRF) refinanziert, mit dem die EU die Mitgliedstaaten bei der Bewältigung der COVID-19-Pandemie unterstützt. Die Ausschreibung erfolgte 2022. Sie fördert v. a. strategische Kooperationen, um Forschung in Österreich in Verbünden zu ermöglichen; außerdem unterstützt sie interdisziplinäre Ansätze sowie Aufbau und Teilnahme an europäischen Projekten wie der European Open Science Cloud (EOSC, vgl. 10.4.1). Nicht zuletzt geht es bei den Projekten um die bedarfsorientierte Anschaffung und effiziente Nutzung von neuen und bestehenden „State of the Art“-Lösungen auf dem aktuellen Stand der Technik. Übergeordnetes Ziel ist schließlich die Stärkung des Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiestandorts Österreich.
     

Das sind die 28 geförderten Forschungsprojekte:
  1.    Uni Wien: DataLife – Dateninfrastruktur für Life Sciences
  2.    Uni Wien: DigiOmics4Austria
  3.    KFU Graz: Aufbau einer transuniversitären Infrastruktur zur Vernetzung nationaler und internationaler Biodiversitätsdatenbanken (ATIV-Biodat)
  4.    KFU Graz: Digital Humanities Infrastructure Austria – DH-Infra.at
  5.    LFU Innsbruck: GEO(redundant)D(ata)E(nvironment) Austria Bereitstellung einer georedundanten, inter-universitären                                      Dateninfrastruktur
  6.    MUW: Open Clinical Research Documentation & Analysis (RDAweb)
  7.    MUG: Digitale Pathologie – Schaffung einer interuniversitären kompatiblen Infrastruktur
  8.    MUI: Erweiterung des schallarmen Raumes (Camera Silenta) der Universitätsklinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen mit                         neurowissenschaftlichen und peripherphysiologischen Messmethoden
  9.    PLUS: SPOTLIGHT: Nichtinvasive Bildgebung zur Krebserkennung und Therapieentwicklung    
10.    PLUS: SCC – Salzburg Collaborative Computing
11.    TU Wien: Mixed Reality Labor der TU Wien    
12.    TU Wien: Austrian Research Information & Service Network (ARI&Sent)    
13.    TU Wien: Austrian Quantum Fiber Network – Connections AQUnet_Connect
14.    TU Wien: Eine Gemeinschaftliche Cloud Infrastruktur für Geowissenschaftliche Daten und Services (Cloud4GEO)
15.    TU Graz: Human-Centered Computing Labs: Infrastructure for Research on Telepresence and Remote Operation
16.    TU Graz: Shared RDM Services & Infrastructure
17.    MUL: Zentrum für digitale Drucktechnologien
18.    BOKU: Digital Design & Digital Construction Laboratory (DD&DC Lab)
19.    BOKU: Am Puls der Natur – Digitale Infrastruktur für die ökologische Langzeitforschung
20.    Vetmeduni: Infrastruktur zur Nano-Charakterisierung organischer und anorganischer Proben für den Bildgebungs-Verbund Austrian             BioImaging/Euro-BioImaging
21.    WU: Deep Learning Platform and Services
22.    JKU: STEAM Innovation Research Lab & Maker Space Network for Austrian Teacher Education and Society
23.    JKU: Digitale Konsole für das NMR-Forschungsspektrometer für Biomoleküle und Polymere
24.    AAU: Outdoor Drone Space Austria
25.    Angewandte: ÆSR Lab – Applied/Experimental Sound Research Laboratory
26.    KUG: Interaktive audiovisuelle Digital Twins von Aufführungsorten    
27.    Akademie: Implementierung (digitaler) Forschungsinfrastrukturen für die Konservierungs- und Materialwissenschaften 
28.    UWK: HERITAGE-Ross – Robotic Operated Multi-Sensor System for Digital Documentation and Monitoring of Cultural Heritage