6.5 Internationale Forschungskooperationen

Die Universitäten kooperierten im Berichtszeitraum mit zahlreichen renommierten internationalen Partnerinnen und Partnern in Ländern, die für Österreich wissenschaftlich, außenpolitisch, wirtschaftlich und kulturell relevant sind. Schwerpunktregionen waren Nordamerika, Europa (EU; Mittel-, Ost- und Südosteuropa; Donauraum), Asien (bes. China, Indien und Südkorea) und Afrika. Die Kooperationsbeziehungen sind sowohl institutionell, auf Ebene von Forschungsgruppen und individuell unter Nutzung spezifischer Programme, Einrichtungen oder Netzwerke. Exemplarische Kooperationen in den Regionen geben einen Überblick:

Afrika

Das BMBWF rief mit dem „High Level Forum Africa-Europe – Taking cooperation to the digital age“ im Rahmen der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft 2018 zwei neue Programme zur Stärkung österreichisch-afrikanischer akademischer Netzwerke und Forschungspartnerschaften ins Leben: das österreichisch-afrikanische Forschungsnetzwerk „Africa-UniNet“ und das Programm „Kooperation Entwicklungsforschung“ (KoEF). Beide werden von den österreichischen Universitäten intensiv genutzt. Die aktivsten afrikanischen Kooperationsländer im „Africa-UniNet“ und im zugehörigen Programm waren bis dato Äthiopien, Kenia, Nigeria und Uganda.

  • Das österreichisch-afrikanische Forschungsnetzwerk Africa-UniNet bildet eine stabile, langfristige Basis für Kooperationsbeziehungen und Partnerschaften österreichischer und afrikanischer Hochschul- und Forschungseinrichtungen. Am Netzwerk hatten unter Koordination der BOKU bis zum Stichtag (13. Juli 2023) 68 österreichische und afrikanische Hochschulen und Forschungseinrichtungen teilgenommen. Das BMBWF stellt Mittel für Mobilität und Sachaufwand von Forschungsprojekten bereit und finanziert das Netzwerkbüro der OeAD GmbH, das Treffen, Workshops, Konferenzen und Projektförderungen abwickelt.
  • KoEF fördert weltweit anwendungsorientierte Kooperationsprojekte österreichischer Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit Einrichtungen in Entwicklungsländern. Ziel ist es, durch Forschung mit Partnern in Ländern des globalen Südens, zu denen die meisten Länder Afrikas zählen, zur Lösung lokaler Herausforderungen und Erreichung der SDGs beizutragen. 

Asien

Bilaterale Forschungskooperation und wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit

Österreichische und asiatische Universitäten und Forschungseinrichtungen kooperierten im Berichtszeitraum auf Projektebene durch direkte Kooperationsvereinbarungen und diverse nationale, internationale und EU-Förderprogramme. Mit dem asiatischen Raum bestanden zahlreiche bilaterale staatliche Vereinbarungen über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit, z. B. mit China, Südkorea und Indien. 

  • Das Ressort führte z. B. zum weiteren Ausbau der bilateralen Forschungskooperation mit dem chinesischen Ministerium für Wissenschaft und Technologie (MOST) ein Kooperationsprogramm auf Basis des Staatsvertrags über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit zwischen der Republik Österreich und der VR China durch. Zuletzt wurde für die Laufzeit von 2023 bis 2025 die gemeinsame Förderung von 15 neuen österreichisch-chinesischen Projekten in der Grundlagenforschung zum gegenseitigen Nutzen genehmigt. 
  • Basierend auf dem „Abkommen zwischen der Regierung der Republik Österreich und der Regierung der Republik Indien über die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit“ führte das Ressort seit 2010 ein Forschungskooperationsprogramm mit dem indischen Wissenschafts- und Technologieressort durch. Zum Zeitpunkt der Berichtslegung wurden 15 gemeinsame Projekte mit zweijähriger Laufzeit gefördert.
  • Mit der Republik Korea (Südkorea) und mit Vietnam bestehen Memoranda of Understanding zwischen den Wissenschaftsministerien über den Ausbau der bilateralen Forschungskooperation durch gemeinsam durchgeführte Förderprogramme. 

Europa

Die Schwerpunkte der regionalen Zusammenarbeit innerhalb Europas lagen auf der EU und auf Mittel-, Ost- und Südosteuropa, insbesondere dem Donauraum. Die Kooperation mit den EU-15-Mitgliedsländern (EU-Länder vor der Ost-Erweiterung 2004) stützte sich in vielen Fällen auf diverse multilaterale Instrumente auf EU-Ebene (z. B. ERASMUS+, HEU); speziell für die neueren EU-Mitgliedsländern, EU-Beitrittskandidatenländern und Drittstaaten in Europa bestand eine Vielzahl von bilateralen Instrumenten und Programmen zur Stärkung der wissenschaftlichen Kooperation, die vom BMBWF finanziert und von den österreichischen Universitäten intensiv genutzt wurden. 

Mittel- und Osteuropa und dem Donauraum

Beteiligung und Erfolg der EU-Mitgliedsländer und Drittstaaten aus Mittel-/Osteuropa am EU-Forschungsrahmenprogramm waren wegen der geringen Kapazitäten und Investitionen in Wissenschaft und Forschung in der Region weiterhin niedrig. Das BMBWF führte mit Partnerministerien bi- und multilaterale Kooperationsprogramme durch, um die Kapazitätsentwicklung zu unterstützen und einen Beitrag zur Lösung der gesellschaftlichen Herausforderungen in den Regionen zu leisten. Den Rahmen dafür bildeten bilaterale Abkommen und Vereinbarungen über die Wissenschaftlich-Technische Zusammenarbeit und bilaterale „Aktionen“ mit Tschechien, der Slowakei und Ungarn. Im entsprechenden Förderprogramm werden jährlich über 200 gemeinsame Forschungsprojekte in der Region durchgeführt.

Aus geografischen und historischen Gründen ist der Donauraum (Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Österreich, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn) eine wichtige Kooperationsregion für die österreichischen Universitäten. Das Ressort führte gezielte bilaterale und multilaterale Initiativen und Programme mit den Partnerländern durch und beteiligte sich an Maßnahmen auf EU-Ebene.

Seit 2011 bietet die EU-Strategie für den Donauraum (EUSDR) einen Rahmen zur Intensivierung der Zusammenarbeit, den die österreichischen Universitäten im Berichtszeitraum aktiv nutzten. Im Forschungsbereich entstanden mehrere Flaggschiff-Projekte unter Federführung österreichischer Universitäten, darunter das Projekt „DREAM – Danube River Research and Management“ der BOKU, die im Juni 2023 das internationale Spitzenforschungszentrum „River-Lab“ an der Donau eröffnete. Um die multilaterale Zusammenarbeit zu stärken, wurden drei Ausschreibung für regionale Kooperationsprojekte im Donauraum für Forschende aus Österreich, Bulgarien, Tschechien, der Slowakei, Serbien, Montenegro und Frankreich durchgeführt. In der dritten Förderperiode ab 2023 waren österreichische Universitäten an 13 Projekten beteiligt.

Österreichische Akteurinnen und Akteure aus dem Hochschulbereich wie Uni Wien, BOKU, TU Wien, WU oder UWK nutzten das transnationale Programm für den Donauraum zur länderübergreifenden Kooperation.

Kosovo

Das Projekt „Higher Education, Research and Applied Science in Kosovo – HERAS Plus“ (2020–2023) unterstützte Kooperation, Kapazitätsbildung und Know-how-Transfer in Hochschulbildung und Forschung. Die Abwicklung erfolgte durch das World University Service Austria, die OeAD GmbH und das Zentrum für Soziale Innovation in Wien; kofinanziert wurde das Programm von der Austrian Development Agency (ADA) mit dem kosovarischen Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Technologie und Innovation. 

Ziele waren die Intensivierung der akademischen Kooperation mit österreichischen Universitäten, die Verbesserung des Hochschul- und Forschungssystems im Kosovo, die nachhaltige Verankerung der Prinzipien des EHR in den öffentlichen Institutionen der Hochschulbildung sowie die Integration des Kosovo in den Europäischen Hochschul- und Forschungsraum. Die Universitäten nutzten spezifische Förderungsmaßnahmen zum Aufbau der Kooperationen mit dem Kosovo.

Central European Exchange Programme for University Studies

Das „Central European Exchange Programme for University Studies“ (CEEPUS) unterstützt vom Grundstudium bis zu wissenschaftlichen Aufenthalten die Mobilität von Studierenden und Lehrenden. Ziel ist, die Zusammenarbeit und Vernetzung mit den Staaten Mittel-, Ost- und Südosteuropas weiter auszubauen. Seit 1995 nahmen rund 53.000 Personen an CEEPUS teil. 15 gleichgestellte Mitgliedsländer (Österreich, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Moldau, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, die Tschechische Republik und Ungarn) waren zum Berichtszeitpunkt in CEEPUS aktiv. Zusätzlich waren die Universitäten Prishtina, Prizren und Peja im Kosovo teilnahmeberechtigt.

„Aktionen“ mit Tschechien, Ungarn und der Slowakei 

Die Aktionen Österreichs mit Tschechien, Ungarn und der Slowakei sind Programme zur Förderung der bilateralen Zusammenarbeit im Hochschulbereich. Hauptziel ist die Vernetzung des wissenschaftlichen Nachwuchses zur Bildung eines mitteleuropäischen Netzwerks als Basis für Anträge bei Erasmus+, CEEPUS oder den EU-Forschungsrahmenprogrammen.

Nordamerika

  • Zur Förderung der bilateralen Beziehungen im Bereich Wissenschaft, Forschung und Technologie zu Nordamerika sowie zur Bewerbung des Wissenschaftsstandortes Österreich betrieb das Ressort bis Ende 2022 die Offices of Science and Technology Austria (OSTA). Die Offices waren eine Kooperation mit dem BMEIA und an den österreichischen Botschaften in Washington, D.C. und Peking angesiedelt. In Zukunft wird die Unterstützung der Vernetzung in Wissenschaft und Forschung mit diesen wichtigen Regionen vor Ort durch die österreichischen Vertretungsbehörden und regionale Netzwerke erfolgen.
  • Zwecks Vernetzung von österreichischen Forschenden in Nordamerika und zum Austausch mit österreichischen Universitäten, Fachhochschulen und Fördereinrichtungen findet jährlich der „Austrian Research and Innovation Talk“ (ARIT) an wechselnden Standorten in Nordamerika statt. Bundesminister Polaschek eröffnete den 20. ARIT am 07. Oktober 2023 in Los Angeles in Anwesenheit zahlreicher Rektorinnen und Rektoren österreichischer Hochschulen als Teil einer hochrangigen Delegation. Die Veranstaltung diente dem wissenschaftlichen Austausch zum Thema „Meeting Challenges of the 21st Century” und gab Einblicke in aktuelle FTI-Entwicklungen und Fördermöglichkeiten in Österreich.
  • Austrian Scientists and Scholars in North America (ASciNA) ist ein privat organisiertes Netzwerk österreichischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Nordamerika mit dem Ziel, den privaten und beruflichen Austausch und gegenseitige Unterstützung vor, während und nach einem Aufenthalt in Nordamerika zu fördern. Das BMBWF in Kooperation mit dem FWF vergibt jährlich während des ARIT die „ASciNA Awards“: Sie zeichnen hervorragende Publikationsleistungen junger österreichischer Forschender in Nordamerika aus und unterstreichen die Bedeutung der internationalen akademischen Mobilität und „Brain Circulation“. Während des Berichtszeitraums wurden Daniela Weiskopf (2021), Jürgen Braunstein (2022) und Marlies Meisel (2023) mit dem Junior Principal Investigator Award ausgezeichnet.
  • Das von der Austrian-American Educational Commission durchgeführte Fulbright-Programm fördert die bilaterale Zusammenarbeit zwischen Österreich und den USA in der Bildung, Wissenschaft und Forschung. Es ermöglicht Mobilität von Studierenden, Lehrenden und Forschenden zwischen den beiden Ländern. Die Finanzierung erfolgt aus einem österreichischen und einem US-amerikanischen Regierungsbeitrag, Beiträgen der Partnereinrichtungen und Drittmitteln. Die Administration der „Postgraduate-Stipendien des BMBWF für das fremdsprachige Ausland mit dem Zielland USA“ unterliegt der Fulbright-Kommission. Die Mittel stellt das BMBWF jährlich zur Verfügung. Es finanziert seit 2011 vier Studien- bzw. Forschungsstipendien im Rahmen des Ernst-Mach-Programms. Die Austrian-American Educational Commission Fulbright-Kommission und die OeAD GmbH kooperieren für die Durchführung. 
  • In Europa gibt es Österreich-Zentren an der Universität Leiden, der Gyula Andrássy Universität Budapest, der Palacký Universität in Olmütz und am Center for Austrian Studies Jerusalem. In Kanada gibt es das Wirth Institute for Austrian and Central European Studies an der University of Alberta/Edmonton, in den USA das Center for Austrian Studies an der University of Minnesota, das Center for Austrian Culture and Commerce der University of New Orleans und das Institute of European Studies – Program  for the Study of Austria der University of California, Berkeley. Das BMBWF unterstützte während des Berichtzeitraums die Kooperation zwischen den Zentren mit „Doctoral Research Fellowships“ und mit einer „Annual Convention“, während die PhD-Kandidatinnen und -Kandidaten die Möglichkeit erhielten, ihr Dissertationsprojekt vorzutragen; die Beiträge werden jährlich in einem Sammelband publiziert.