Die Herausforderungen durch globale Krisen (vgl. Abschnitt 1.1) führten innerhalb der Berichtsperiode zu Schwankungen bei den Indikatoren, die den Zugang zum Universitätssystem beschreiben: Obwohl der Vergleich zwischen dem „Vorkrisen-Niveau“ 2019/20 und „post-pandemischen“ Niveau 2022/23 im Bereich der Neuzulassungen an einzelnen Universitäten stabil erscheint, kam es aber während der Pandemiehochphase 2020/2021 v. a. durch „Wiedereinstiege“ zu sehr hohen Neuzugängen. Die Einschränkungen durch die COVID-19-Pandemie führten insgesamt zu mehr Studienaktivität (vgl. Abschnitt 8.1.2) und zu mehr Abschlüssen (vgl. Abschnitt 8.1.3), weil Studierende z. B. weniger Gelegenheit hatten, einer Arbeit oder sozialen Aktivitäten nachzugehen; auch die Mobilitätsmöglichkeiten waren stark eingeschränkt. Gegen Ende der Berichtsperiode drehte sich der Trend durch „pandemische Effekte“, den veränderten Arbeitsmarkt und Kompensationsleistungen der Studierenden zum Ausgleich von Teuerungseffekten („sozio-kulturelle Effekte“) teilweise um (vgl. Abschnitt 1.1.1).
Übertrittsquote und Vorbildung
Etwa vier von zehn Maturantinnen (42,7 %) und Maturanten (40,5 %) begannen innerhalb von drei Semestern nach Erhalt der Hochschulzugangsberechtigung ein Studium an einer Universität. Erfahrungsgemäß steigt der Gesamtwert bis zum Ende des fünften Semesters auf ca. 43 % an. Im Maturajahr 2021 wiesen die Absolventinnen und Absolventen der AHS in Langform mit 66,6 % nach drei Semestern die höchsten Übertrittsraten auf; nach fünf Semestern waren es ca. 69 %. Unter Absolventinnen und Absolventen einer technischen und gewerblichen höheren Schule betrug der Anteil innerhalb von drei Semestern nach der Matura 22,4 %. Absolventinnen und Absolventen einer höheren Schule der Lehrenden- und Erziehendenbildung (LHS; diese umfassen die Schulformen „Bildungsanstalt für Sozialpädagogik“ und „Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik“) hatten eine Übertrittsquote von 8,8 %. Die Übertrittsrate aller AHS-Maturantinnen und -Maturanten 2021 an eine Universität lag bei 60,2 %; bei den Maturantinnen und Maturanten aller BHS lag er bei 24,7 %.
Die schulische Vorbildung beeinflusste das Übertrittsverhalten und die Zusammensetzung der inländischen Studienanfängerinnen und -anfänger stark (vgl. Abbildung 8.1.1-1). Im Studienjahr 2022/23 waren 58,2 % der inländischen Erstzugelassenen AHS-Absolventinnen und -Absolventen (ordentliche inländische, in Österreich erstmals an einer Universität zu einem Bachelor- oder Diplomstudium zugelassene Studierende; 2019/20: 55,7 %). Der Anteil der BHS-Absolventinnen und -Absolventen, die erstmalig zu einem Universitätsstudium zugelassen wurden, betrug 32,8 % (2019/20: 34,2 %). Rückläufig war mit 5,4 % der Anteil der Erstzugelassenen, die das Studium in Folge einer Berufsreifeprüfung, einer Studienberechtigungsprüfung oder einer Reifeprüfung für Erwachsene begannen (2019/20: 6,3 %). Stabil, bei 1,7 %, zeigt sich der Anteil der Maturantinnen und Maturanten höherer Schulen der Lehrenden- und Erziehendenbildung. 1,9 % der inländischen erstzugelassenen ordentlichen Studierenden begannen ihr Studium mit einer ausländischen Reifeprüfung oder einem ausländischen postsekundären Bildungsabschluss (2019/20: 1,9 %).
Abbildung 8.1.1-1: Inländische ordentliche Erstzugelassene nach Form der Reifeprüfung, Studienjahre 2019/20 bis 2022/23
Quelle: BMBWF, unidata
Studienanfängerinnen und Studienanfänger an Universitäten
Im Studienjahr 2022/23 gab es 45.148 erstzugelassene in- und ausländische Studierende an den österreichischen Universitäten; 38.568 wurden zu einem ordentlichen Studium zugelassen. Die jährliche Gesamtzahl der erstmalig Zugelassenen im Universitätsbereich stieg (vgl. Abbildung 8.1.1-2) gegenüber dem Studienjahr 2019/20 um rund 3 %. Die Zahl der ordentlichen Erstzugelassenen war im Studienjahr 2022/23 um 3,1 % höher als 2019/20 (Frauen: +2,0 %; Männer: +4,6 %). Die Zahl der inländischen Erstzugelassenen sank um 7,7 %, die der ausländischen Erstzugelassenen stieg um 14,1 %. Inländische ordentliche Erstzugelassene gab es um 6,6 % weniger, ausländische um 14,0 % mehr.
Abbildung 8.1.1-2: Entwicklung der inländischen und ausländischen ordentlichen und außerordentlichen Erstzugelassenen an Universitäten, Studienjahre 2019/20 bis 2022/23
Quelle: BMBWF, unidata
Die Erstimmatrikulationsquote gilt als Gradmesser für die Nachfrage nach und Beteiligung an universitärer Ausbildung. Sie ist definiert als die Zahl der inländischen ordentlichen Erstzugelassenen eines Studienjahrs an Universitäten, bezogen auf den Durchschnittsjahrgang der 18- bis 21-jährigen inländischen Wohnbevölkerung. Im Studienjahr 2022/23 betrug die Erstimmatrikulationsquote 25,1 % (2019/20: 26,2 %). Zwischen den einzelnen Bundesländern zeigte die Quote – und damit die Beteiligung an universitärer Bildung – erhebliche Unterschiede: Vorarlberg wies mit 17,6 % die niedrigste, Wien mit 33,2 % die höchste Quote auf. Neben Wien hatten Kärnten (28,0 %) und die Steiermark (26,1 %) eine überdurchschnittliche Erstzulassungsquote.
Regionale Herkunft
Für die regionale Zusammensetzung der Studienanfängerinnen und Studienanfänger ist neben dem Ausmaß der Beteiligung an universitärer Ausbildung vor allem die Bevölkerungsgröße der Bundesländer entscheidend. Die Mehrheit der Erstzugelassenen kommt aus den vier bevölkerungsreichsten Bundesländern: 25,0 % der inländischen Erstzugelassenen des Studienjahres 2022/23 kamen aus Wien, 18,0 % aus Niederösterreich, 15,1 % aus Oberösterreich und 14,2 % aus der Steiermark. Aus Tirol und Kärnten stammten 7,9 % bzw. 6,9 % und aus Salzburg 5,9 % der Studienanfängerinnen und Studienanfänger. 3,4 % bzw. 2,8 % der Erstzugelassenen kamen aus Vorarlberg und aus dem Burgenland. Die überwiegende Mehrheit der Studienanfängerinnen und Studienanfänger entschied sich für ein Studium an einer Universität des Herkunftsbundeslandes bzw. eines unmittelbar angrenzenden Bundeslandes. Die Universitäten am Standort Wien wurden überwiegend von Studierenden aus Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und dem Burgenland besucht. Neben Wien war Graz ein favorisierter Standort für burgenländische Studierende. Die meisten Studierenden aus der Steiermark und Tirol nahmen ihr Studium im Herkunftsbundesland auf; Studierende aus Oberösterreich verteilten sich vorwiegend auf die Universitätsstandorte Linz, Wien, Graz und Salzburg. Studierende aus Salzburg besuchten neben den Universitäten im eigenen Bundesland Universitäten in Wien, der Steiermark und Innsbruck. Kärntner Studierende gingen meist nach Klagenfurt, in die Steiermark und nach Wien. Innsbruck und Wien waren die beliebtesten Universitätsstandorte für Studierende aus Vorarlberg.
Neuzugang nach Universitäten
Innerhalb des Berichtszeitraums – Studienjahre 2019/20 bis 2022/23 – blieb die Menge der Neuzugelassenen nahezu gleich. Neuzugelassene ordentliche Studierende sind Personen, die im betreffenden Semester an der betreffenden Universität erstmals zu einem ordentlichen Studium zugelassen werden. Rund 72,4 % der Neuzugelassenen waren erstzugelassene Studierende, die restlichen 27,6 % der Neuzugelassenen hatten bereits (in der Vergangenheit) an einer anderen Universität studiert oder einen unmittelbaren Universitätswechsel hinter sich. Im Studienjahr 2022/23 wurden insgesamt 53.291 ordentliche Neuzugelassene an den Universitäten registriert, um 0,2 % mehr als 2019/20. Fünf Universitäten verzeichneten Zuwächse im zweistelligen Prozentbereich: Angewandte (+38,3 %), MUG (+35,8 %), WU (+22,7 %), MUW (+17,6 %) und Vetmeduni (+10,6 %). Die stärksten Rückgänge gab es an der MUL (-29,4 %), KUG (-10,7 %), JKU (-10,3 %), mdw (-7,0 %) und LFU Innsbruck (-6,9 %) (s. Tabelle 8.1.1-1).
Tabelle 8.1.1-1: Ordentliche Neuzugelassene nach Universitäten, Studienjahre 2019/20 bis 2022/23
¹ Die Universität für Weiterbildung Krems hat sich auf das Angebot von Universitätslehrgängen zur Weiterbildung spezialisiert. Da es sich bei Studierenden in Universitätslehrgängen um außerordentliche Studierende handelt, scheinen diese in der Tabelle nicht auf. Bei den in der Tabelle angeführten – ordentlichen – Studienanfängerinnen und Studienanfängern handelt es sich um Studierende in zwei PhD-Studien, die die Universität seit dem Wintersemester 2016 anbietet.
Quelle: BMBWF, unidata
Studienwahl nach Fächern
Im WS 2022/23 entfielen 22,5 % der begonnenen Studien auf die ISCED-Gruppe „Wirtschaft, Verwaltung und Recht“. 16,8 % der Anfängerinnen und Anfänger wählten ein Studium aus der Gruppe „Geisteswissenschaften und Künste“, 14,7 % nahmen ein Studium aus der Gruppe „Naturwissenschaften, Mathematik und Statistik“ auf, 10,2 % ein Studium der Gruppe „Ingenieurwesen, verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe“ und 5,5 % ein Studium aus der Gruppe „Informatik und Kommunikationstechnologie“ (Abbildung 8.1.1-3). Die letztgenannten drei ISCED-Studienfelder werden als MINT-Studien (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) bezeichnet; sie machten zusammen 30,4 % aller begonnenen Studien aus.
In den zehn Jahren von WS 2012/13 bis WS 2021/22 lag die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger in Bachelor- und Masterstudien der Studienrichtung Informatik an Universitäten in Summe bei durchschnittlich 2.000 Studierenden (innerhalb einer Schwankungsbreite von rund 1.500 bis 2.700 Studierenden). Als erfreuliche Entwicklung ist daher umso mehr der im WS 2022/23 erstmals erreichte Höchststand von rund 2.800 neu zugelassenen Studierenden in der Studienrichtung Informatik zu werten. (s. Abschnitt 10.1)
Abbildung 8.1.1-3: Bachelor- und Diplomstudien im ersten Semester nach internationalen Gruppen von Studien (ISCED), Wintersemester 2022
Anmerkung: Zur Zusammensetzung der ISCED-Gruppen von Studien vgl. Statistisches Taschenbuch 2023, Anhang
Quelle: BMBWF, unidata