8.1.3 Absolventinnen und Absolventen

Im Studienjahr 2020/21 schlossen an Österreichs Universitäten so viele Studierende wie noch nie ihre Ausbildung ab. Einer der Hauptgründe für den Anstieg war die stark gestiegene Prüfungsaktivität der vorangegangenen Jahre: Einerseits hatten die Universitäten erfolgreich Maßnahmen zur Erhöhung der Prüfungsaktivität gesetzt, andererseits beeinflussten pandemiebedingte Einschränkungen die Entwicklung (vgl. Abschnitt 1.1.1).

34.238 Personen beendeten im Studienjahr 2021/22 erfolgreich ein ordentliches Studium (Bachelor-, Diplom-, Master- oder Doktoratsstudium), ein Rückgang um 2,7 % zum Vergleichszeitraum 2018/19 (s. Tabelle 8.1.3-1). Die Zahl der Erstabschlüsse war um 6,7 % niedriger (s. Tabelle 8.1.3-3). Bei den Diplomstudienabschlüssen lag der Rückgang bedingt durch die Umstellung auf die Bologna-Systematik bei 30,4 % (Uni Wien: -740, LFU Innsbruck: -391; KFU Graz: -374; PLUS: -61; AAU: -47). Die Doktoratsstudienabschlüsse waren seit dem Studienjahr 2018/19 rückläufig und fielen im Studienjahr 2021/22 auf 2.077. 

Tabelle 8.1.3-1: Studienabschlüsse an Universitäten, Studienjahre 2018/19 bis 2021/22

Quelle: BMBWF, unidata

Der Rückgang bei den ordentlichen Studienabschlüssen betraf ausschließlich die Studienabschlüsse von inländischen Studierenden; die Studienabschlüsse ausländischer Studierender stiegen im Berichtszeitraum. Aufgrund des Zuwachses der ausländischen Studienabschlüsse (+8,9 % gegenüber 2018/19) erhöhte sich ihr Anteil an allen Abschlüssen von 27,2 % (Studienjahr 2018/19) auf 30,5 %. Der Anteil der Studienabschlüsse von Frauen lag im Verlauf des Berichtszeitraums bei 55,2 % (Studienjahr 2018/19: 55,4 %).

18,8 % der Studienabschlüsse des Studienjahres 2021/22 entfielen auf das ISCED-Studienfeld „Wirtschaft, Verwaltung und Recht“, 14,5 % auf „Ingenieurwesen, verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe“, 13,6 % auf „Naturwissenschaften, Mathematik und Statistik“ und 4,6 % auf „Informatik und Kommunikationstechnologie“. Der Anteil der MINT-Abschlüsse an allen Studienabschlüssen stieg innerhalb des Berichtszeitraums auf 32,7 % (Frauenanteil 2021/22: 38,0 %; 2018/19: 36,4 %). 14,1 % der abgeschlossenen Studien waren in der Gruppe „Sozialwissenschaften, Journalismus und Informationswesen“, 12,4 % in „Geisteswissenschaften und Künste“ und 11,6 % in „Pädagogik“. Im Studienfeld „Pädagogik“ gab es im Vergleich zum Studienjahr 2018/19 um 11,7 % bzw. um 526 Studienabschlüsse weniger.

Studienabschlüsse nach Universitäten

An 14 der 22 Universitäten war die Zahl der Studienabschlüsse im Berichtszeitraum tendenziell rückläufig (s. Tabelle 8.1.3-2). Die größten relativen Rückgänge der Abschlusszahlen im Berichtszeitraum verzeichneten u. a. MUG (-19,0 %), KFU Graz (-13,1 %) und PLUS (-9,7 %). Bedingt durch auslaufende Diplomstudien überwiegend im ISCED-Studienfeld „Pädagogik“ kam es an der Uni Wien, KFU Graz und LFU Innsbruck 2021/22 zu starken Rückgängen. An den Medizinischen Universitäten gab es insgesamt eine Zunahme der Absolventinnen- und Absolventenzahlen in Humanmedizin; Ausnahme war die MUW mit -4,3 %. An der Medizinischen Fakultät der JKU schlossen im Studienjahr 2021/22 134 Absolventinnen und Absolventen in Humanmedizin ab.

Tabelle 8.1.3-2: Studienabschlüsse nach Universitäten, Studienjahre 2018/19 bis 2021/22

Quelle: BMBWF, unidata

Studienabschlüsse nach Studienart

Im Berichtszeitraum blieb die jährliche Zahl der Bachelorabschlüsse nahezu konstant (+ 0,8 %; Tabelle 8.1.3-3). Im Studienjahr 2021/22 entfielen 61,7 % der Erstabschlüsse und 50,5 % aller getätigten Abschlüsse auf Bachelorabschlüsse (Studienjahr 2018/19: 64,3 % bzw. 48,8 %). Bei den Masterabschlüssen lag der Anteil bei 6,4 %. Die Zahl der jährlichen Diplomstudienabschlüsse war 30,4 % rückläufig, dadurch bedingt sank die Zahl der Erstabschlüsse (Abschlüsse von Bachelor- und Diplomstudien) im Berichtszeitraum um 6,7 %. Die Zahl der Doktoratsabschlüsse sank im Berichtszeitraum um 4,8 %.

Tabelle 8.1.3-3: Studienabschlüsse (in- und ausländische Absolventinnen und Absolventen) nach Abschlussart und durchschnittlicher Studiendauer (Median), Studienjahre 2018/19 bis 2021/22

Quelle: BMBWF, unidata

Studiendauer

Bei den angegebenen Werten handelt es sich um den Median und nicht um den Mittelwert. Der Median ist der Wert, der bei einer Sortierung nach Größe in der Mitte liegt; den Mittelwert (oder Durchschnitt) erhält man, indem man alle beobachteten Werte zusammenzählt und durch die Anzahl dieser Werte dividiert. Der Median hat den Vorteil, dass Ausreißer nach unten oder oben (z. B. Gehälter, Alter etc.) ihn weniger verzerren.

Bei Bachelorabschlüssen blieb die durchschnittliche Studiendauer mit acht Semestern nahezu unverändert, bei Masterabschlüssen sank sie von sechs im Studienjahr 2018/19 auf 5,8 Semester im Studienjahr 2021/22. In Diplomstudien erhöhte sich die durchschnittliche Studiendauer seit 2018/19 auf 12,6 Semester (s. Tabelle 8.1.3-3). Die durchschnittliche Studiendauer von Doktoratsstudien lag im Studienjahr 2021/22 bei 9,4 Semestern.

35,5 % bzw. 11.408 der Absolventinnen und Absolventen von Diplom-, Bachelor- und Masterstudien schlossen 2021/22 ihre Studien innerhalb der vorgesehenen Studiendauer laut Curriculum zuzüglich Toleranzsemester (Wissensbilanz-Kennzahl 3.A.2) ab (2018/19: 33,8 %).

Doktoratsabschlüsse

Im Studienjahr 2021/22 gab es mit 2.077 Doktoratsabschlüssen um 4,8 % weniger als 2018/19 (vgl. Tabelle 8.1.3-3); 43,3 % entfielen auf Frauen (2018/19: 42,3 %). Im Vergleich zu anderen Abschlussarten wiesen Doktoratsabschlüsse einen höheren Anteil an Studierenden mit ausländischer Staatsbürgerschaft auf: Im Berichtszeitraum stieg er von 37,4 % (Studienjahr 2018/19) auf 38,2 % im Studienjahr 2021/22. Die meisten Doktoratsabschlüsse gab es 2021/22 in den ISCED-Studienfeldern „Ingenieurwesen, verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe“ (22,6 %) und „Naturwissenschaften, Mathematik und Statistik“ (20,6 %) – beides MINT-Studienfelder. 12,4 % der Doktorate wurden in einem Studium des Studienfeldes „Wirtschaft, Verwaltung und Recht“ abgeschlossen.

Studienabschlussquote

Die Studienabschlussquote stellt auf Ebene einzelner Universitäten erfolgreich abgeschlossene Studien eines Studienjahrs in Relation zu allen beendeten Studien desselben Studienjahrs. Sie ist eine Kennzahl der Wissensbilanz (Kennzahl 2.A.3).

Gemäß Studienabschlussquote erfolgten im Studienjahr 2021/22 im Durchschnitt 46,7 % der Universitätsabgänge aufgrund eines Studienabschlusses. Durchschnittlich 53,3 % der abgehenden Studien wurden ohne Abschluss beendet; diese Menge setzt sich v. a. aus Studienabbrüchen und Hochschulwechseln zusammen. Die Bandbreite der Studienabschlussquoten an den einzelnen Universitäten erstreckte sich von 36,4 % (Uni Wien) bis 88,7 % (MUI) (s. Tabelle 8.1.3-4). Die Studienabschlussquote fiel für Frauen (47,3 %) höher aus als für Männer (45,9 %). Im Zeitvergleich lag die Studienabschlussquote bei 48 % im Studienjahr 2018/19, rund 52 % in den Studienjahren 2019/20 und 2020/21 und bei 46,7 % im Studienjahr 2021/22.

Tabelle 8.1.3-4: Studienabschlussquote gemäß Wissensbilanz-Kennzahl 2.A.3 nach Universitäten, Studienjahr 2021/22

Quelle: BMBWF, unidata