3.2.3 Universitäre Netzwerke

In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Netzwerke gegründet, die interuniversitär und mit Beteiligung von Studierenden, der Zivilgesellschaft und weiteren außeruniversitären wissenschaftlichen Einrichtungen einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele im Hochschulsektor leisten. Interuniversitäre und internationale Netzwerke sowieKooperationen im Bereich Nachhaltigkeit können nach zeitlicher, struktureller oder thematischer Ausrichtung kategorisiert werden. Dazu finden sich im Universitätsbericht diverse Beispiele (vgl. beispielsweise zum Klimaschutz Abschnitt 1.1.4, zu Forschungsinfrastrukturbeteiligungen Abschnitt 6.3.2, zu European Universities Initiative Abschnitt 11.1.2). Nachfolgend beschriebene Netzwerke zeichnen sich insbesondere durch ihre hohe Beteiligung, ihre langfristige strukturelle Verankerung und ihren hohen Impact auf die Gesellschaft aus.

Allianz Nachhaltige Universitäten

Die Allianz Nachhaltige Universitäten (ANU) ist ein Netzwerk, dass das Ziel verfolgt, die Nachhaltigkeit in Lehre, Forschung und Universitätsmanagement zu fördern. Sie wurde 2012 gegründet, derzeit sind 19 öffentliche Universitäten Mitglieder.  Aus der Allianz gingen eigenständige Arbeitsgruppen und das Projekt „UniNEtZ“ hervor, das bahnbrechende Arbeit im Aktionsfeld SDGs leistet. Die Themenfelder der Arbeitsgruppen umfassen u. a. Klimaneutralität, nachhaltige Beschaffung, nachhaltiges Bauen, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Biodiversität. Die Arbeitsgruppen legten bis dato mehrere Leitfäden und Handbücher vor, die Universitäten bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit unterstützen sollen, z. B. zur Erstellung von Nachhaltigkeitskonzepten, Treibhausgas(THG)-Bilanzen oder Klimaneutralitäts-Roadmaps; die Materialien sind frei zugänglich. ANU arbeitet eng mit der studentischen Nachhaltigkeitsinitiative „forum n“ zusammen und publiziert regelmäßig die Ergebnisse ihrer Arbeit im wissenschaftlichen GAIA Magazin, das sich mit ökologischen Perspektiven für Wissenschaft und Gesellschaft befasst. 

Projekt UniNEtZ

Wie erwähnt, entstand aus einer gemeinsamen Initiative des ANU und des BMBWF 2019 das Projekt UniNEtZ. Während die ANU in Strategie und Netzwerktätigkeit nach innen gerichtet agiert, ist UniNEtZ extern und auf den Dialog mit Stakeholderinnen und Stakeholdern ausgerichtet. In UniNEtZ haben sich 18 Universitäten, das CCCA, forum n und GeoSphere Austria (GSA) zusammengeschlossen, um sich auf wissenschaftlicher Ebene der Umsetzung der Agenda 2030 in Österreich zu widmen.

In der ersten Projektphase (UniNEtZ I) von 2019 bis 2021 wurde ein Optionenbericht zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele entwickelt.

Abbildung 3.2.3-1: Mitwirken der Partneruniversitäten an UniNEtZ, Stand Dezember 2023

Quelle: https://www.uninetz.at/ueber-uns (abgerufen 11/2023)

Der Optionenbericht unterstützt die Bundesregierung in der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele, indem er Handlungsoptionen zu den SDGs identifiziert und evaluiert. Die politikrelevanten Handlungsfelder mit Empfehlungscharakter sind das Ergebnis der dreijährigen Arbeit von mehr als 300 beteiligten Personen; sie beleuchten sechs Transformationsfelder, durch die die Optionen systemisch verknüpft werden. Der Bericht enthält 150 Optionen und 950 konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der Agenda 2030. Der Bericht wurde am 1. März 2022 an die Bundesregierung übergeben. Aufbauend auf den Optionenbericht entstand eine Kooperation mit dem Österreichischen Parlament,  bei dem im Parlament die Ergebnisse für die einzelnen SDGs vorgestellt wurden.  

UniNEtZ II forciert den Beitrag der Universitäten zur gesellschaftlichen Transformation und die Selbsttransformation der Hochschulen. Dieses Ziel ist in der 2022 veröffentlichten Grundsatzerklärung festgeschrieben, die in fünf Schwerpunktbereichen den Ausgangspunkt der Arbeit bildet. Die Schwerpunktbereiche (SPs) sind: 

  • SP I: „Transdisziplinärer Dialog mit der Gesellschaft” 
  • SP II: „Wissenschaftliche Begleitung und Monitoring gesellschaftlicher Transformation” 
  • SP III: „Transformation im Handlungsfeld Forschung” 
  • SP IV: „Transformation im Handlungsfeld Lehre” 
  • SP V: „Transformation im Handlungsfeld Governance”

In einem wissenschaftlich begleiteten transdisziplinären Prozess werden die Schwerpunktbereiche von Arbeitsgruppen behandelt, um einen Science-Society-Policy-Dialog zur Umsetzung der Optionen zu ermöglichen. 

Climate Change Center Austria

Das Climate Change Center Austria (CCCA) ist eine wichtige Anlaufstelle zur österreichischen Klimaforschung für Forschung, Politik, Medien und Öffentlichkeit. Das vom BMBWF unterstützte Klimaforschungsnetzwerk CCCA ist ein Zusammenschluss der österreichischen Klimaforschenden und Klimaforschungseinrichtungen. Speziell die Umsetzung der „nachhaltigen Entwicklungsziele“ (BMBWF, n. d. [g]) und die Herausforderungen des Klimawandels sind zentrale Anliegen des CCCA.  Der Begriff Klimaforschung umfasst für das CCCA die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Klimawandel, seinen physikalischen, politischen, ökonomischen, kulturellen und sozialen Ursachen, den Folgen für Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt, Strategien zu Mitigation und Adaptation sowie die Ermittlung von Vulnerabilitäten und Kapazitäten. Um eine gestärkte, qualitativ hochstehende Klimaforschung international zu profilieren und national zu verankern, betreibt das CCCA mit seinen operativen Einrichtungen eine Anlaufstelle. In Kooperation mit der ANU, den Scientists for Future Austria sowie anderen Stakeholderinnen und Stakeholdern und Netzwerkpartnerinnen und -partnern (z. B. die Climate Knowledge and Innovation Community [ClimateKIC] oder das Disaster Competence Network Austria [DCNA]) vereint das CCCA 26 ordentliche Mitglieder (Universitäten und außeruniversitäre Forschungsinstitutionen) sowie drei weitere fördernde Mitglieder.