7.2.1 Studierbarkeit

Das Konzept der (guten) Studierbarkeit beschreibt Rahmenbedingungen, unter denen Studierende zügig und erfolgreich – d. h., in Regelstudienzeit – abschließen können. Zur Studierbarkeit gehören strukturelle Faktoren seitens der Universitäten bzw. Gesetzgebung und individuelle Faktoren auf Seiten der Studierenden. 

Studierbarkeit impliziert eine studierendenzentrierte Curriculums- und Lehrgestaltung, die hindernisfrei, planbar und angemessen (ECTS-Gerechtigkeit) ist. Diese Erwartung ist seit 2019 im GUEP abgebildet: Das Systemziel 3 „Verbesserung der Qualität und Effizienz der universitären Lehre“ postuliert als Handlungsfeld die Förderung und Verbesserung der strukturellen Studierbarkeit (BMBWF 2019, S. 40; BMBWF 2022, S. 23). Die LV zwischen BMBWF und Universitäten legen universitätsindividuelle Maßnahmen fest; ein begleitendes Monitoring überwacht die Implementierung und Umsetzung. 

Leistungsvereinbarungen 2022–2024

Basierend auf Erfahrungswerten setzten Ministerium und Universitäten für die Periode 2022-2024 folgende Schwerpunkte: Studierbarkeit als fester Bestandteil des internen Qualitätsmanagements, Bewertung in den gesetzlichen Quality Audits und konkrete Maßnahmen zur Optimierung des Studienfortschritts und der Studienorganisation.

Zur Verbesserung der Studierbarkeit verfolgt die mit den LV 2022–2024 verbundene Universitätsfinanzierung (s. Abschnitt 4) ambitionierte Ziele für die Basisindikatoren 1 (Prüfungsaktivität) und 2 (Personalentwicklung), die mit konkreten Budgets unterlegt sind.

Maßnahmen zur Verbesserung der Studierbarkeit

Die Universitäten setzten im Berichtszeitraum Maßnahmen zur Verbesserung der Studierbarkeit entlang des gesamten Student Life Cycle: beginnend vor dem Studium über die Studienphasen bis zum Abschluss und Einstieg ins Arbeitsleben. 

Mit Informationen und Vorbereitungsangeboten richteten sich Universitäten aktiv an Studieninteressierte: Sie boten z. B. Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler, Open House Days, Führungen, Messen, multimediale Informationskampagnen und -plattformen (v. a. Internet, Social Media), persönliche Beratungsformate, Mentoring durch Studierende, Online-Self-Assessments (OSA) und fachspezifische Brückenkurse an. Die Angebote sollen motivieren, Ängste abbauen, bei der Studienwahl helfen und eine realistische Erwartungshaltung erzeugen.

Um die Studierenden beim Studienstart, der STEOP und der akademischen Integration zu unterstützen, griffen die Universitäten auf evidenzbasierte Maßnahmen zurück:  Studienanfängerinnen und Studienanfänger erhielten Informationsmaterial (Print; Online), Orientierungshilfe durch Welcome Days bzw. Weeks und Unterstützung durch zielgruppenspezifische Beratungsstellen, Peer-Mentoring und -Tutoring, Vernetzungsinitiativen sowie Begleitkurse. An einigen Universitäten gab es fakultäts- bzw. universitätsübergreifende Onlinemodule zur Einführung (u. a. MOOCs). Viele Universitäten offerierten Angebote speziell für internationale Studienanfängerinnen und Studienanfänger.

Um einen reibungslosen Studienverlauf zu ermöglichen, etablierten die Universitäten Monitorings und Evaluierungen, Individualisierungs- und Spezialisierungsmöglichkeit (u. a. Wahlpakete, Erweiterungscurricula, Studienergänzungen, Masterstudium Plus) sowie Arbeitsgruppen bzw. Studienkommissionen zur evidenzbasierten (Weiter-)Entwicklung von Curricula. Eine Tendenz hin zu Flexibilisierung von Studienplänen war zu beobachten, die eine Vereinbarkeit von Studium und anderen Verpflichtungen ermöglichen soll. Zur evidenzbasierten Verbesserung der Studierbarkeit trug u. a. die Erfassung von ECTS-Workloads über das Semester hinweg bei. Zu diesem Zweck wurden Monitoring-Instrumente entwickelt, die in Zukunft weiter verbessert werden. 

Neben Curricula und Studienverlauf rückten einzelne Lehrveranstaltungen und die Qualität der Lehre ins Zentrum der Aufmerksamkeit: Gute Lehre zeigt sich im gelungenen Wissens- und Kompetenzerwerb, ist studierendenzentriert, berücksichtigt Diversität und Inklusion und sieht Prüfungen als Teil des Lehr‑/Lernprozesses vor (Constructive Alignment). Der Stellenwert der Lehre gewann in den letzten Jahren an Relevanz, was sich in der steigenden Zahl von Organisationseinheiten für (digitale) Lehrentwicklung widerspiegelt: Sie unterstützen Lehrende in Didaktik, Lehre und Prüfungsgestaltung, z. B. durch Austauschformate, Kursangebote und Beratung. Kontinuierliche Evaluierungen und Prüfungsmonitorings sichern die Qualität; Diskursformate wie Qualitätszirkel sorgen für evidenzbasierte Weiterentwicklung der Lehre. Die digitale Transformation der letzten Jahre mit neuen Möglichkeiten für den Einsatz von KI (z. B. durch ChatGPT) stieß ein Um- bzw. Neudenken zu Lehre, Prüfungskultur und Leistungsbewertung an (s. a. Abschnitt 10.1).

Um Studierende beim Abschluss ihres Studiums zu unterstützen, boten viele Universitäten in den vergangenen Jahren Schreibgruppen, Seminare und Workshops zum Verfassen von Abschlussarbeiten an (z. B. Lange Nacht der Abschlussarbeiten, Online- und On-Site-Angebote). Absolventinnen und Absolventen beim Einstieg in die Erwerbstätigkeit konnten z. B. universitäre Karriereservices für Beratung, Coaching und Netzwerktreffen nutzen. 

Viele Maßnahmen zur Verbesserung der Studierbarkeit entfalten ihre volle Wirkung mittel- und langfristig; sie erfordern begleitendes Monitoring und gelegentliche Adaptionen. Externe Audits im Berichtszeitraum bescheinigten den österreichischen Universitäten hohe Qualitätsstandards in der Studierbarkeit und Fortschritte beim internen Qualitätsmanagement. Zu Umsetzung und Erkenntnissen erfolgt ein kontinuierlicher Austausch mit dem BMBWF.