6 Forschung an Universitäten

Die Universitäten stärken durch ihre zentralen Beiträge in der Grundlagenforschung, der angewandten Forschung und der experimentellen Entwicklung Österreich als Wissenschaftsstandort. Das Grundbudget der Universitäten hat sich in den vergangenen Jahren weiter erhöht – es stellt die Basisfinanzierung für universitäre Forschung sicher. Die Universitäten lukrieren außerdem erfolgreich Drittmittel über kompetitive nationale und internationale Forschungsförderprogramme, wobei sie diese Aktivitäten im Zeitraum 2020–2022 weiter steigern konnten (vgl. Abschnitt 6.1.2). Der Anteil der kompetitiv erworbenen Mittel für Universitäten wird voraussichtlich durch die 2021 gestartete Exzellenzinitiative des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), die den Startschuss für eine neue Dimension der Forschungsförderung in Österreich darstellt, weiter wachsen. Die ersten fünf bewilligten „Clusters of Excellence“ erforschen zukunftsweisende Themen wie Energiespeicherung, Quantenforschung, die Auswirkung von Mikrobiomen auf die Gesundheit des Menschen sowie des Planeten, das kulturelle Erbe Eurasiens und die Wissenskrise von interdisziplinären Teams mit maximaler finanzieller Unabhängigkeit; sie sollen das Forschungsprofil Österreichs nachhaltig schärfen und den Wissenschaftsstandort attraktivieren.

Der Hochschulsektor und insbesondere die Universitäten wandten im Berichtszeitraum ihre Drittmittel für den Großteil der in Österreich betriebenen Grundlagenforschung auf und führten je nach Wissenschaftsdisziplin auch angewandte Forschung durch. Mit knapp einem Viertel der Gesamtsumme waren Unternehmen Hauptgeldgeber universitärer Drittmittel, wobei der FWF der größte öffentliche Geld- bzw. Fördergeber drittmittelfinanzierter Grundlagenforschung war. Auf internationaler Ebene waren die Förderprogramme der EU – insbesondere die Forschungsrahmenprogramme – für die Universitäten von zentraler Bedeutung.

Die Forschungsleistungen einer Universität spiegeln sich einerseits in der Publikationstätigkeit der Forschenden und andererseits in der Einwerbung von Drittmitteln, Preisen und Auszeichnungen wider, wobei die Bedeutung verschiedener Publikationsmöglichkeiten vom jeweiligen Wissenschaftszweig abhängt. Drittmittel, Preise und Auszeichnungen schärfen das Profil einer Universität, indem sie Stärkefelder bündeln und Schwerpunkte für die Forschung definieren. Im Berichtszeitraum konnten erfreulicherweise auch zwei Nobelpreise an österreichische Forscher verzeichnet werden:

  • Der Oberösterreicher Anton Zeilinger, ein Absolvent der Uni Wien und TU Wien und emeritierter Professor der LFU Innsbruck, erhielt 2022 den Physik-Nobelpreis für seine bahnbrechende Forschung im Bereich der Quantenphysik. Zeilinger leitete u. a. das Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), deren Präsident er von 2013 bis 2022 war. Zeilinger engagiert sich stark für die Wissenschaftskommunikation (ÖAW, 2023a).
  • Der ungarisch-österreichische Wissenschaftler Ferenc Krausz, der u. a. an der TU Wien studierte und promovierte, erhielt 2023 den Nobelpreis für Physik für Grundlagenforschung im Bereich der Attosekunden-Physik. Grundlegende Teile seiner Nobel-Preis-gekrönten Arbeit führte Krausz am Institut für Photonik der TU Wien durch. Unter anderem erhielt Krausz für seine Grundlagenforschung mehrere hochdotierte FWF-Förderungen. 2003 wurde er zum Direktor des Max-Planck-Instituts für Quantenoptik berufen; er hält eine Honorarprofessur an der TU Wien.

Für Österreichs Forschungslandschaft, die Universitäten und das BMBWF waren die beiden Nobel-Preise sowohl Indiz für die positive Entwicklung des Sektors als auch ein Ansporn, um die Rahmenbedingungen für wissenschaftliche Exzellenz und die akademische Nachwuchsförderung weiter auszubauen. Zentrale Themen der Leistungsvereinbarungen (LV) 2022–2024 mit den Universitäten waren die Profilbildung und Stärkung der Forschungsschwerpunkte, die Schaffung von Synergien im Bereich der Großforschungsinfrastrukturen, die verstärkte Beteiligung der Universitäten in den EU-Forschungsrahmenprogrammen sowie der Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.