Die Europäische Kommission (EK) legte 2000 mit ihrer Mitteilung „Hin zu einem Europäischen Forschungsraum“ den Grundstein für eine gemeinsame europäische Forschungspolitik. Initiativen zur Konsolidierung der Forschung in Europa und Initiativen für mehr Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten folgten. Übergeordnetes Ziel war die Steigerung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit durch mehr Effektivität des Forschungs- und Innovationssystems v. a. bei den großen gesellschaftlichen und ökonomischen Herausforderungen. Die Initiativen förderten z. B. engere europäische Zusammenarbeit im Bereich der großen FI, die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Karrieren, die Mobilität von Forschenden und die Schaffung des ERC.
Der Vertrag von Lissabon verankerte 2009 das große Ziel eines EFR, in dem Freizügigkeit für Forschende, wissenschaftliche Erkenntnisse und Technologien herrscht, im EU-Primärrecht (Art. 179 Abs. 1 AEUV).
Nach dreijähriger Vorbereitungsarbeit beschloss der Rat der EU im November 2021 eine Neuausrichtung des EFR mit dem Ziel, dem EFR mehr Sichtbarkeit, Relevanz und Effektivität zu verleihen. Konkret beschloss der Rat:
Die Aktionslinien der ERA Policy Agenda betreffen verschiedene Bereiche des Wissenschafts-, Forschungs- und Innovationssystems (Schlussfolgerungen des Rates zur Governance des EFR [Rat der Europäischen Union, 2021b]); die Beteiligung bzw. Umsetzung durch die Mitgliedstaaten ist freiwillig. Aktionsbereiche sind u. a.:
Die Finanzierung der ERA Policy Agenda erfolgt auf europäischer Ebene über HEU-Mittel. Die Rahmenbedingungen unterstützen die Zusammenarbeit von und beschleunigen Reformen in den Mitgliedstaaten. Die Umsetzung erfolgt v. a. in den Mitgliedstaaten selbst; Österreich erarbeitete einen nationalen Aktionsplan ERA-NAP 2022–2025 (vgl. Abschnitt 2.8.3).
Das ERA-Forum koordiniert die Umsetzung der ERA Policy Agenda: Es besteht aus Vertreterinnen und Vertretern der Mitgliedsstaaten, der HEU-assoziierten Länder, der EU-Kommission und der Stakeholderinnen- und Stakeholder-Gruppen (Universitäten, Forschungseinrichtungen, Forschende etc.). Das European Research and Innovation Area Committee (ERAC) ist das Gremium der Generaldirektorinnen und -direktoren für Forschung der Mitgliedstaaten und der EU-Kommission.
Die Rolle der Universitäten bei der ERA Umsetzung
Die meisten ERA-Aktionen sind für die Universitäten hochrelevant und sie sind zentral für die Umsetzung der ERA Policy Agenda bzw. des ERA-NAP. Im ERA-Forum sind ihre Interessen durch ein Mitglied der European University Association (EUA) und durch die nationalen ERA-Repräsentantinnen und -Repräsentanten vertreten.
Bei der Umsetzung des österreichischen ERA-NAP übernehmen die Universitäten in einigen Bereichen Führungsrollen. Im Bereich Open Science etablierte die Österreichische Universitätenkonferenz (uniko) die Stakeholderinnen- und Stakeholder-Plattform Open Science Austria (OSA); eine AG der Hochschulkonferenz (HSK) widmet sich dem Thema Forschendenkarrieren. Die Universitäten arbeiten außerdem an Themen wie einer Reform des Anreiz- und Bewertungssystems für Forschende, der Open Science Cloud, Geschlechtergleichstellung, Valorisierung von Wissen oder den FI.