6.2.3 Die Exzellenzinitiative des Wissenschaftsfonds

Die Exzellenzinitiative excellent=austria, mit deren Umsetzung der FWF betraut ist  (s. Abschnitt 6.1.3), trägt als Teil der FTI-Strategie 2030 sowie der FTI-Pakte zentral zur Stärkung herausragender Grundlagenforschung in Österreich bei. Ziel ist die Förderung der nachhaltigen Zusammenarbeit von Forschungseinrichtungen, des österreichischen Forschungsprofils und des wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Exzellenzinitiative ist ein Novum für die österreichische Forschungslandschaft: Sie übertrifft alle bisherigen FWF-Förderprogramme an finanzieller Unabhängigkeit und entfaltet systemische Wirkung. 

excellent=austria umfasst drei Förderschienen, von denen bis 2026 die Programmelemente Clusters of Excellence sowie Emerging Fields umgesetzt werden. Die „Clusters of Excellence“ zielen auf die Stärkung herausragender Forschungsfelder durch interdisziplinäre und internationale Kooperationen ab. Die Beteiligung der Universitäten in ihren Forschungsschwerpunkten soll dazu beitragen, ihre Forschungsprofile weiter zu schärfen. „Emerging Fields“ unterstützen Forschungsthemen mit hohem Innovationspotential und Risiko. Die dritte Schiene „FWF Distinguished Professors“ soll den Auf- und Ausbau von Forschungsgebieten durch die Berufung von in ihrem Forschungsfeld weltweit führenden Personen an eine österreichische Universität unterstützen.

Der Startschuss erfolgte mit der ersten Ausschreibungsrunde für Clusters of Excellence 2021, die nach einem mehrstufigen, hochkompetitiven Evaluierungsverfahren am 13. März 2023 in einer Entscheidung mündete. An fünf bewilligten Clustern sind acht Universitäten und drei außeruniversitäre Forschungseinrichtungen beteiligt: Die Uni Wien ist in allen fünf Clustern involviert. LFU Innsbruck, TU Wien, ÖAW und ISTA beteiligen sich an drei Exzellenzclustern; JKU und Central European University an zwei Exzellenzclustern; AIT, MUG, KFU Graz und PLUS beteiligen sich jeweils an einem Cluster. 

Zukunftsweisende Themen stehen im Fokus der Forschungstätigkeit der Cluster of Excellence und werden in den kommenden Jahren in inter- und transdisziplinären Teams erforscht. Die Exzellenzcluster sind:

  • „Quantum Science Austria“ – Director of Research Gregor Weihs von der LFU Innsbruck und sein Forschungsteam wollen die Rätsel der Quantenwelt entschlüsseln.
  • „Knowledge in Crisis“ – Tim Crane von der Central European University leitet diesen Cluster, der die Krise des Wissens verstehen und überwinden will.
  • „Materials for Energy Conversion and Storage“ – Unter der Leitung von Günther Rupprechter von der TU Wien werden neue Materialien für eine emissionsfreie Zukunft entdeckt und das Speicherproblem bei erneuerbarer Energiegewinnung beforscht.
  • „Microbiomes Drive Planetary Health“ – Director of Research Michael Wagner von der Uni Wien und sein Team wollen die Bedeutung von Mikrobiomen für die planetare Gesundheit verstehen.
  • „EurAsian Transformations“ – Der von Claudia Rapp von der ÖAW geleitete Exzellenzcluster erforscht das kulturelle Erbe Eurasiens.

Den Forschungsteams stehen für insgesamt fünf Jahre € 135 Mio. zur Verfügung. 60 % finanziert der FWF, 40 % stellen die beteiligten Forschungseinrichtungen bereit. Das Programm „Quantum Austria“ komplementiert dabei die Förderung im Bereich Quantenforschung. Nach einer Zwischenevaluierung wird es die Möglichkeit einer Verlängerung um weitere fünf Jahre geben. Auf Basis eines short-track Verfahrens gibt es im Mai 2024 zudem eine weitere Bewilligungsrunde von bereits exzellent begutachteten Clusters of Excellence-Anträgen aus der ersten Ausschreibung.

Das Auswahlverfahren zur zweiten Förderschiene, den „Emerging Fields“, begann im Herbst 2022. Diese Schiene fördert – nach dem Modell „high risk, high gain“ –  Vorhaben mit höherem Risiko und Innovationspotential. Die Anzahl der Einreichungen spiegelt das große Interesse der wissenschaftlichen Community wider: 45 Konsortien brachten Anträge ein. 

Die Entscheidung über die geförderten Projekte wurde am 12. März 2024 bekanntgegeben. Fünf Emerging Fields werden mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von € 31 Mio. an 14 Standorten ihren hochinnovativen Forschungsprojekten nachgehen. Die Uni Wien ist an drei Emerging Fields beteiligt, die ÖAW ist mit dem CeMM, dem IMBA und dem GMI an zwei Emerging Fields beteiligt, die BOKU, das ISTA und die MUW sind an zwei Konsortien, die Central European University, das IIASA, der Complexity Science Hub Vienna, das IMP, die MUI, die St. Anna Kinderkrebsforschung sowie die WU Wien machen die Emerging Fields mit je einer Beteiligung komplett.

Die Emerging Fields sind:

  • „REMASS: Resilience and Malleability of Social Metabolism“ – Helmut Haberl (Koordinator)
  • „A New Geometry for Einstein’s Theory of Relativity and Beyond“ – Roland Steinbauer (Koordinator)
  • „Brain Resilience“ – Igor Igorevich Adameyko (Koordinator)
  • „Crucial Steps in Evolution: The Rise of Genome Architecture“ – Frédéric Berger (Koordinator)
  • „Devising Advanced TCR-T Cells to Eradicate OsteoSarcoma“ – Johannes Zuber (Koordinator)