Der proaktive Umgang der Universitäten mit Diversitätsmanagement zeigt den hohen Stellenwert, den sie dem Thema nun beimessen. Diversitätsmanagement bringt ein hohes Gestaltungspotenzial unter dynamischen (z. B. Digitalisierung, Künstliche Intelligenz) und oftmals herausfordernden Bedingungen (z. B. Pandemie, Energiekrise, Teuerung) mit sich, weil inklusive Konzepte und Zugänge Erfolgsfaktoren zur Bewältigung von Transformationsprozessen sind.
Diversitätsmanagement an den Universitäten ist zunehmend Teil der organisationalen Weiterentwicklung. Die Thematik ist eng an die soziale Dimension in der Hochschulbildung gekoppelt. Durch aktives Diversitätsmanagement nehmen die Universitäten die Herausforderungen und Chancen der heterogenen Zusammensetzung von Studierendenschaft und Personal wahr, um eine diversitätsorientierte und diskriminierungsfreie Kultur nachhaltig zu etablieren: Unterrepräsentierte Gruppen wie z. B. Studierende mit Migrationshintergrund oder Gruppen mit besonderen Anforderungen wie Forschende mit Kindern oder Studierende mit Behinderung sind vollwertig und bedürfnisgerecht ins universitäre Leben integriert; sie können ihre Kreativität und Innovationskraft zum Nutzen der Universität voll entfalten. Das BMBWF unterstützt diese Prozesse:
Zum Zeitpunkt der Berichtslegung verfolgten alle Universitäten Diversitätsstrategien mit verschiedenen Schwerpunktsetzungen und unterschiedlich ausgeprägter organisationaler Verankerung: Das zeigten die Studierenden-Sozialerhebung-Zusatzstudie „Inklusive Hochschulen - Angebote für Studierende mit Behinderungen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen“ von 2019 und die Analyse der Diversitas-Einreichungen 2016–2022. Universitäten nahmen Diversitätsthemen und -maßnahmen zunehmend gesamthaft und evidenzbasiert in Angriff. Gleichstellungspläne, wie von der EK gefordert (vgl. Abschnitt 9.1.1), können diese Prozesse nachhaltig unterstützen.
An der Schnittstelle von der Schule zur Universität wurden mit einigen Universitäten LV-Maßnahmen zum Monitoring der Diversität der Studienwerbenden bzw. Studienanfängerinnen und -anfänger vereinbart. Auch Maßnahmen zur Sensibilisierung in Bezug auf Diversität sowie zum Aufbau von Diversitätskompetenz bei universitären Angehörigen fanden sich in den LV. Die AAU ließ sich z. B. durch ein Diversity Audit beim Aufbau eines strategischen Diversitätsmanagements unterstützen.
„Diversitas“-Preis
Diversitätsstrategien und deren Weiterentwicklung sind ein essenzieller Teil der Einreichungen für den Diversitätsmanagement-Preis „Diversitas“, der in Summe mit € 150.000 dotiert ist. Der Preis wurde im Dezember 2022 zum vierten Mal vom BMBWF für herausragende und innovative Leistungen im Bereich des Diversitätsmanagements ausgeschrieben. Hochschulen, ISTA, ÖAW und LBG waren eingeladen, ihre Diversitätsaktivitäten einzureichen. Insgesamt wurden 2022 sieben Hochschul- und Forschungseinrichtungen ausgezeichnet. Die Trophäen wurden im Zuge einer Kunstkooperation mit der Kunstuni Linz gestaltet. Drei der fünf Hauptpreise zu je € 25.000 gingen an Universitäten:
Beide Anerkennungspreise zu je € 12.500 gingen an Universitäten, einmal nach Innsbruck für „Job-Ad-Decoder“ (JADE) – ein digitales Tool zur Identifikation diskriminierender Sprachcodes in Stelleninseraten und einmal an die MUL für „Diversity@MUL“.
Der Preis fördert die Etablierung und nachhaltige Verankerung eines umfassenden, systematischen Diversitätsmanagements an Hochschul- und Forschungseinrichtungen. Diversitas macht Leistungen der Einrichtungen auf dem Gebiet sichtbar: Die Sensibilisierung und Schärfung des gesellschaftlichen und organisationalen Bewusstseins für eine geschlechter- und diversitätsorientierte Gleichstellungspolitik und Organisationsentwicklung an österreichischen Hochschul- und Forschungseinrichtungen wird gefördert. Teilnehmende Einrichtungen erhalten die Möglichkeit, die Leistungen von Personen oder Abteilungen, die Diversitätsaktivitäten setzen, zu würdigen. Ende 2023 erschien die Publikation „Blickpunkte Diversitas 2022“, die die insgesamt 15 Diversitas-Einreichungen 2022 vorstellt.