Seit 2013 fand eine grundlegende Reform der Ausbildung von Pädagoginnen und Pädagogen in Österreich statt: Sie vereint Wissenschafts- und Professionsbezug und orientiert sich an Altersbereichen (Primarstufe, Sekundarstufe Allgemeinbildung, Sekundarstufe Berufsbildung). Auf der Grundlage von Evaluationsergebnissen der reformierten Lehramtsstudien wurden Weiterentwicklungen dieser Studien vorbereitet. Eine Gesetzesnovelle legt fest, dass Bachelorstudien künftig einheitlich 180 ECTS umfassen werden, Masterstudien 120 ECTS.
Universitäten und PH kooperieren in vier Verbünden, um die Ausbildung in der Sekundarstufe Allgemeinbildung in gemeinsam eingerichteten Studien gemäß § 54e UG anzubieten:
Die einzelnen Verbünde entwickelten in den vergangenen Jahren ihre Curricula weiter: Sie verankerten den Erwerb digitaler Kompetenzen teilweise explizit und nahmen Verweise auf die schulischen Lehrpläne auf. Seit 2021 gibt es die Unterrichtsfächer „Ethik“ und „Digitale Grundbildung“. Die Ausbildung für letzteres wird in Zukunft mit dem bisherigen Unterrichtsfach Informatik vereint werden.
Der Qualitätssicherungsrat (QSR) für Pädagoginnen- und Pädagogenbildung, der für die Begutachtung aller Curricula für Lehramtsstudien zuständig ist, formulierte zentrale inhaltliche Erwartungen für die Zukunft (Berichte an den Nationalrat [Qualitätssicherungsrat, n. d.]): Er fordert eine Ausrichtung an einem ganzheitlichen Kompetenzmodell und eine kompetenzorientierte Gestaltung von Lehr-, Lern- und Prüfungsmethoden. Die novellierten inhaltlichen Rahmenvorgaben für Lehramtsstudien greifen Herausforderungen einer Gesellschaft im Wandel ebenso wie professionsorientierte Kompetenzen im Bereich von Inklusion und Diversität auf. Curricula sollen die Verantwortung einzelner Fächer und Bildungsbereiche für Querschnittskompetenzen reflektieren.
Mit der Initiative „Klasse Job“ (www.klassejob.at) sollen Menschen verstärkt für den Beruf der Lehrerin bzw. des Lehrers gewonnen werden. Eine Informationskampagne richtet sich an Studieninteressierte, speziell in Fächern mit hohem Lehrkräftebedarf. Zudem gibt es neue Möglichkeiten für den Quereinstieg ins Lehramt.
Vorhaben zur Vertiefung der Verbundkooperationen und Qualitätsentwicklung der Lehramtsstudien
Der GUEP 2025-2030 beschreibt drei Handlungsfelder für die Pädagoginnen- und Pädagogenbildung, die Universitäten und PH kooperativ verantworten: Eine Weiterentwicklung der Curricula soll mit Blick auf gesellschaftliche Herausforderungen, Verbesserung von Studienorganisation und Studierbarkeit sowie vertiefte institutionelle Zusammenarbeit erfolgen. In den LV legten Universitäten und BMBWF – im Abgleich mit den dreijährigen Ziel-, Leistungs- und Ressourcenplänen der PH – Vorhaben für die Weiterentwicklung der Lehramtsstudien und die Stärkung der Verbundstrukturen fest. 2019–2021 lag der Schwerpunkt auf der vertieften Zusammenarbeit in den Verbünden: Durch zeitliche und örtliche Abstimmungen des Lehrveranstaltungsangebots und die Nutzung von digitaler Lehre konnten sie die Studierbarkeit verbessern. Ein weiterer Fokus lag auf Forschungskooperationen und Nachwuchsförderung (z. B. Promotionskollegs, Habilitationsforen).
Die Weiterentwicklung unter Berücksichtigung von Evaluierungsergebnissen, Evidenzen und Qualifikationsanforderungen ist ein zentrales Vorhaben der LV 2022–2024. Gemäß Prognosen besteht in einzelnen Unterrichtsfächern (vorwiegend naturwissenschaftlichen und künstlerischen Fächern) ein besonders hoher Bedarf an Absolventinnen und Absolventen, auf den die Verbünde mit gezielten Informations- und Werbemaßnahmen reagieren. Inhaltlich richten sie die Lehramtsstudien stärker auf den Erwerb digitaler Kompetenzen und die schulischen Lehrpläne sowie die pädagogische Praxis nach gemeinsamen Qualitätskriterien aus. Weiterentwicklungen von Curricula und Studienorganisation verbessern Studierbarkeit, Geschwindigkeit des Studienfortschritts und Vereinbarkeit von Studium und Berufs- bzw. Schulpraxis.
Die Universitäten sind wichtige Partnerinnen der PH für die Weiterbildung von Lehrpersonen, z. B. durch Expertise in den Fachdidaktiken und bei der Ausbildung von Mentorinnen und Mentoren. Die Durchführung der jährlichen Sommerschulen unterstützen die Universitäten u. a. durch curriculare Anrechnung.
Bildungsforschung
Die Initiative „Bildungsinnovation braucht Bildungsforschung“ (Die Innovationsstiftung für Bildung, 2023) setzte Impulse für die akademische Personalentwicklung, die Stärkung von Bildungsforschung und die Nutzung von Ergebnissen. Als Ergebnis einer Ausschreibung erhalten neun Partnerschaften zwischen Universitäten und PH die Finanzierung für die kooperative Ausbildung von 48 Doktorandinnen und Doktoranden. Die strukturierten Doktoratsprogramme behandeln Themenschwerpunkte wie Früher Bildungsabbruch, Resilienz von Schülerinnen und Schülern, Fachfremder Unterricht, Digitalisierung – Distance Learning, Kompetenzorientiertes Unterrichten, Sprachunterricht & Lesekompetenz und Schulentwicklungsberatung.
Internationale Mobilität
Eine Sonderauswertung der Studierendensozialerhebung (Engleder & Unger, 2021) stellte eine rückläufige Auslandsmobilität im Lehramtsstudium und große Unterschiede zwischen einzelnen Unterrichtsfächern fest. Studierende nannten z. B. mangelnde Vereinbarkeit mit dem Studienplan, Zeitverlust und ein vermeintlich geringer Nutzen der Auslandserfahrung als Hürden für einen Auslandsaufenthalt. BMBWF, Universitäten, PH und OeAD arbeiteten gemeinsam an Verbesserungsmöglichkeiten, wobei insbesondere zwei Veranstaltungen (OeAD, 2022b) Empfehlungen zu verschiedenen Mobilitätsformaten, studienorganisatorischen Rahmenbedingungen und Anreizsystemen lieferten.
Evaluationen und Ausblick
Seit 2021 fanden mehrere Evaluationen der reformierten Pädagoginnen- und Pädagogenbildung statt (Schnider et. al, 2023). Eine gesamthafte Evaluation der Lehramtsstudien für die Sekundarstufe Allgemeinbildung und die Primarstufe zeigt, dass sich Studierende und Junglehrpersonen insgesamt als kompetent wahrnehmen, allerdings nicht in allen Bereichen. Die Lehre an den Hochschulen und die Schulpraxis erleben Studierende als wenig kohärent.
Eine Evaluation der geltenden Aufnahmeverfahren kam u. a. zu dem Schluss, dass die Studieninteressierten kein einheitliches Bild von den Kompetenzen haben, die sie als angehende Lehramtsstudierende mitbringen müssen. Die Evaluation empfiehlt eine Überarbeitung der Aufnahmeverfahren: Statt auf die Feststellung der Berufseignung sollen Aufnahmeverfahren auf die Studieneignung abzielen.
Evaluationen zur Verankerung von inklusiver Bildung und der Prävention von Antisemitismus unterstrichen die Notwendigkeit, entsprechende Kompetenzen in den Lehramtsstudien auf- und auszubauen.
Mit der Reform der Studienarchitektur, die ab dem Studienjahr 2025/26 schrittweise umgesetzt wird, werden Lehramtsstudien künftig noch besser an den Lebens- und Arbeitssituationen der Studierenden ausgerichtet. Eine institutionalisierte Abstimmung zwischen Universitäten, PH und Bildungsdirektionen soll mehr berufsbegleitende Angebote im Masterstudium ermöglichen. Zudem werden mehr Praxisanteile enthalten sein, und deren Verschränkung mit der Theorie wird verbessert. Mit Fächerbündeln, beispielsweise im MINT-Bereich, soll eine fächerübergreifende Ausbildung gestärkt werden.