Für einen wettbewerbsfähigen Forschungs-, Technologie- und Innovationsstandort ist eine hochmoderne und auf dem neuesten technologischen Stand befindliche Forschungsinfrastruktur essenziell. Der Österreichische Forschungsinfrastruktur-Aktionsplan 2030 (FTI-Arbeitsgruppe Forschungsinfrastruktur, 2022) macht deutlich, dass Forschungsinfrastrukturen als bedeutender Schlüssel für wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt sowie gesellschaftliche Innovation gelten.
Forschungsinfrastrukturen an Universitäten gelten als wichtige Voraussetzung für die Grundlagenforschung, einem Kernbereich der staatlichen Verantwortung in der Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik (BKA, 2020a). Wie auch in Systemziel 2c des GUEP festgehalten, ist für die exzellente, wettbewerbsfähige Forschung eine leistungsfähige, serviceorientierte und internationalen Standards entsprechende FI an Universitäten notwendig. Speziell neue Forschungsgebiete, der wissenschaftlich-technische Fortschritt sowie der Bedarf des inter- und transdisziplinären Zusammenwirkens erfordern zunehmend auch komplexere Forschungsinfrastrukturen. Letztere führen jedoch zumeist zu höheren Investitionskosten, kürzeren Reinvestitionszyklen sowie steigenden Betriebskosten (insbesondere wissenschaftliches und technisches Personal). Forschungsinfrastrukturen müssen daher sowohl an einzelnen Universitätsstandorten als auch im gesamten Hochschulraum instituts- bzw. universitätsübergreifend angeschafft und genutzt werden. Dabei sind insbesondere Kooperationen bzw. ein allgemein offener Zugang zu diesen Infrastrukturen („Open for Collaboration“) zu verfolgen, um einen möglichst hohen Grad an Nutzung zu erreichen und Doppelgleisigkeiten bei FI-Beschaffungen zu vermeiden. Die Finanzierungs- und Governance-Modelle der Universitäten müssen diesen Herausforderungen und Anforderungen Rechnung tragen. Investitionen in FI an einzelnen Universitäten werden daher im Rahmen der universitären Entwicklungsplanung und Schwerpunktbildung aufeinander abgestimmt.
Wissensbilanz und Forschungsinfrastruktur-Datenbank
Zur strategischen Governance der FI-Entwicklung schuf das BMBWF 2011 eine Forschungsinfrastruktur-Datenbank, die seither die Kooperations- und Nutzungsmöglichkeiten (Open for Collaboration) der nationalen FI auflistet: Sie ermöglicht abgestimmte und dokumentierte Beschaffung und kooperative Nutzung von Forschungsinfrastruktur in Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft und Industrie. BMBWF und Forschungseinrichtungen wie Universitäten, Fachhochschulen, ISTA, ÖAW, LBG, die Vienna BioCenter Core Facilities (VBCF) und GeoSphere Austria (GSA) entwickeln den Datenbestand laufend weiter. Die Datenbank liefert auch Informationen für die universitären LV und die Erhebung von Investitionen in öffentliche FI: Sie erfasst jährlich strukturiert Großforschungsinfrastrukturen, die einen kumulierten Anschaffungswert von über € 100.000 aufweisen. Den Universitäten dient die strukturierte Erfassung von Investitionen als Hilfe bei der Erstellung der universitären Wissensbilanz (s. Wissensbilanz-Kennzahl 1.C.2; Wissensbilanz-Verordnung 2016 – WBV 2016), StF: BGBl. II Nr. 97/2016). Die Datenbank erleichtert Abstimmungsprozesse bei Planung, Anschaffung, Finanzierung und Betrieb von FI.
2016 wurde die Forschungsinfrastruktur-Datenbank zu einer öffentlich zugänglichen FI-Informationsplattform weiterentwickelt. Der öffentliche Zugang vereinfacht die kooperative Nutzung und wissenschaftliche Zusammenarbeit in Österreich. Userinnen und User können FI für neue Kooperationsprojekte effizienter finden und anbieten. Die Universitäten als Hauptnutzerinnen tragen wesentlich zum Erfolg der Initiative bei. 2021 erhielt das Best-Practice-Modell Forschungsinfrastruktur-Datenbank den Österreichischen Verwaltungspreis in der Kategorie „Führung und Steuerung“ (BMKOES, 2021).
Bestand universitärer Forschungsinfrastruktur 2020–2022
Von 2020 bis 2022 beliefen sich die Gesamtinvestitionen in universitäre FI auf über € 220 Mio. Die Universitäten investierten in diesem Zeitraum in rund 900 FI. Die meisten Investitionen flossen in die Naturwissenschaften (€ 90,4 Mio. bzw. 40,3 %), die Technischen Wissenschaften (€ 65,7 Mio. bzw. 29,3 %) und Humanmedizin & Gesundheitswissenschaften (€ 34,2 Mio. bzw. 15,2 %). Zunehmend höhere FI-Beschaffungen verzeichneten die Sozialwissenschaften (€ 15,0 Mio. bzw. 6,7 %).
Im Jahr 2021 investierten die 22 öffentlichen Universitäten rd. € 91,7 Mio. in neue FI - der bis dato höchste Wert seit der systematischen Erfassung von FI-Daten. (vgl. Abbildung 6.3.1-1, Tabelle 6.3.1-1).
Abbildung 6.3.1-1: Forschungsinfrastruktur an Universitäten 2020–2022
Quelle: Wissensbilanz 2022 und BMBWF-Forschungsinfrastruktur-Datenbank 2023, Stand: 26.04.2023, https://forschungsinfrastruktur.bmbwf.gv.at
Anmerkung: Investitionen in Forschungsinfrastrukturen mit einem Anschaffungswert von über € 100.000 an 22 öffentlichen Universitäten - Zeitraum: 2020-2022
Tabelle 6.3.1-1: Investitionen in Forschungsinfrastruktur an Universitäten, Anschaffungszeitpunkt und -kosten nach Wissenschafts-/Kunstzweig, 2020–2022
Anmerkung: Investitionen in Forschungsinfrastrukturen mit einem Anschaffungswert von über € 100.000 an 22 öffentlichen Universitäten – Zeitraum: 2020-2022; Datengrundlage: Verordnung des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft über die Wissensbilanz
(Wissensbilanz-Verordnung 2016 – WBV 2016), StF: BGBl. II Nr. 97/2016
Quelle: Wissensbilanz 2022 und BMBWF-Forschungsinfrastruktur-Datenbank 2023, Stand: 26.04.2023, https://forschungsinfrastruktur.bmbwf.gv.at
Kooperative Nutzung 2023
Von den über 2.200 in der Forschungsinfrastruktur-Datenbank sichtbaren FI hatten Anfang 2023 rund 1.350 den Status „Open for Collaboration“ und waren für die kooperative Nutzung und wissenschaftliche Zusammenarbeit verfügbar. An der Uni Wien waren 319 Forschungsinfrastrukturen mit dem Status „Open for Collaboration“ zugänglich, an der LFU Innsbruck 180, an der TU Wien 141, an der JKU 126 und an der PLUS 108 (vgl. Abbildung 6.3.1-2).
Abbildung 6.3.1-2: Anzahl der kooperationsfähigen Forschungsinfrastrukturen („Open for Collaboration“) nach Universitäten online, 2023
Quelle: BMBWF-Forschungsinfrastruktur-Datenbank (Stand: 27.02.2023), https://forschungsinfrastruktur.bmbwf.gv.at