Unter Open Science (dt. „Offene Wissenschaft“) versteht man die freie Zugänglichkeit, Nutzbarmachung und Weiterverarbeitbarkeit von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Forschungsdaten innerhalb der Forschungscommunity und für die Öffentlichkeit. Unter den Schirmbegriff Open Science fallen:
Im digitalen Zeitalter sind Daten ein Erfolgsfaktor im internationalen Wettbewerb und Open Science eine wichtige Voraussetzung für die verfassungsmäßig garantierte Freiheit der Wissenschaft. Gleichzeitig hat die zunehmende Digitalisierung eine Öffnung durch neue Wege der Beschaffung, Speicherung, Archivierung, Auswertung und Verbreitung von Forschungsergebnissen und -daten erst möglich gemacht.
Die Vision von Open Science ist es, wissenschaftliche Prozesse offener und effektiver zu gestalten und sowohl wissenschaftliche Exzellenz als auch offene, innovative und angewandte Forschung zur Bewältigung aktueller Herausforderungen zu nutzen. Open Science trägt zur Qualität und Effizienz der Wissenschaft bei, indem sie die Reproduktion von Forschungsergebnissen und die Mehrfachverwertung von Daten erleichtert und Forschungsmethoden transparent macht. Andererseits kommen Universitäten der Dritten Mission durch Open Science unmittelbar nach. Da beträchtliche öffentliche Mittel für Forschung ausgegeben werden, sollen möglichst viele Ergebnisse und Daten der Allgemeinheit zugänglich sein. Im Berichtzeitraum wurde u. a. die Open Science Policy Austria veröffentlicht und die European Open Science Cloud (EOSC) weiterentwickelt.
Mit der Open Science Policy Austria, die am 23. Februar 2022 beschlossen wurde, bekennt sich Österreich zur Open-Science-Bewegung sowie zur EOSC und setzt strategische EU-Richtlinien (wie Art. 10 der EU-Richtlinie 2019/102) und SDG-Maßnahmen um: Forschungsdaten sollen standarmäßig offen (open by default) verfügbar sein und dem FAIR-Prinzip (Findable - Accessable - Interoperable - Reusable) entsprechen.
In Österreich entwickelte sich in den vergangenen Jahren eine aktive Open-Science-Community.
Das BMBWF unterstützte gezielt universitäre Open Access-Projekte: Zahlreiche Universitäten forcierten Aufbau und Betrieb digitaler Datenspeicher, in denen Forschungsdaten und das dahinterliegende Rohmaterial verwahrt und für die Wissenschaftscommunity nutzbar gemacht werden, z. B. das Projekt PHAIDRA der Uni Wien oder die Visual Library der OBVSG.
Alle 22 öffentlichen Universitäten verpflichten sich in den LV 2022–2024 zu Open-Science-Vorhaben. Open Access, Open Data und Open Science sind Bestandteil des GUEP 2022–2027, der die Grundlage für die Entwicklungsplanung und die LV der Universitäten ist – speziell durch das Systemziel 5a (Förderung von Open Access, Open Data und Open Science) und die Umsetzungsziele.
European Open Science Cloud (EOSC)
Die EOSC sieht den Aufbau einer europäischen föderierten Dateninfrastruktur vor: Sie bietet Cloud-Lösungen und Forschungsdaten-Services mit hoher Kapazität für europäische Forschende, Unternehmen, öffentliche Institutionen sowie Bürgerinnen und Bürger. In einer föderierten und offenen multidisziplinären Umgebung können Daten, Tools und Dienste über alle wissenschaftlichen Disziplinen für Forschungs-, Innovations- und Bildungszwecke grenzüberschreitend veröffentlicht, geteilt und wiederverwendet werden.
2018 wurde die EOSC-Initiative offiziell an der Uni Wien gestartet. Im Jahr 2020 wurde die EOSC Association als Teil einer European Partnership im Forschungsprogramm Horizon Europe gegründet; sie leitet die EOSC zusammen mit den vier Partnern CESAER, CSIC, GARR und GÉANT. Die EOSC umfasste zum Zeitpunkt der Berichtlegung über 200 Mitglieder. Die weiteren Säulen der (co-funded) EOSC-Partnership sind: die EK und die EU-Mitgliedsstaaten in Form eines Steuerungskomitees (engl. Steering Board - SB). Ein/e Delegierte/r des BMBWF vertritt Österreich im EOSC-Steuerungskomitee. Die Austrian EOSC Mandated Organization und das EOSC Support Office Austria (EOSC SOA, https://eosc-austria.at/) stellen sicher, dass die österreichische Perspektive bei der strategischen Entwicklung von Forschungsinfrastrukturen auf europäischer Ebene berücksichtigt wird. Im Jänner 2021 gründete die TU Wien eine neue, dedizierte Organisationseinheit, das EOSC und Internationale Liaison Office. Im Februar 2021 beantragte der ACOnet-Verein als Dachorganisation der Österreichischen Mandatsorganisation (Austrian EOSC Mandated Organisation), in Übereinstimmung mit dem BMBWF, die Mitgliedschaft in der EOSC-Assoziation. Die TU Wien übernahm die Ausfallshaftung für die gesamte österreichische EOSC-Unternehmung. Die Mitglieder des EOSC SOA verpflichteten sich 2021, EOSC Reference Points an der eigenen Institution aufzubauen.
Zum Zeitpunkt der Berichtslegung waren das Naturhistorische Museum Wien, TU Graz, TU Wien, Uni Wien, CCCA, ACOnet und JKU aktive Mitglieder in der EOSC Support Office Austria und Akademie, ubifo, Open Knowledge Maps (https://openknowledgemaps.org/about) und Vetmeduni Beobachterinnen und Beobachter.
Das EOSC Support Office Austria veröffentlicht Jahresberichte mit Informationen zu Struktur, Leistungen und Aktivitäten (EOSC Austria Activity Report 2022/2023 [EOSC, n. d {a}]). Einen Überblick über die österreichischen EOSC- und Open-Science-Aktivitäten und -Beteiligungen gibt der quartalsweise aktualisierte Austrian EOSC Country Report (Austria Country Report [EOSC, n. d. {b}]).