8.1.4 MINT in Zahlen

Folgende Definitionen dienen dem besseren Verständnis der vorliegenden Daten und vervollständigen die in Abschnitt 7.1.5 beschriebenen Entwicklungen im MINT-Bereich.

  • MINT: Studien der ISCED-Studienfelder „Naturwissenschaften, Mathematik und Statistik“, „Informatik und Kommunikationstechnologie“ sowie „Ingenieurwesen, verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe“.
  • MINT-Fokusbereich: Studien der ISCED-Studienfelder „Informatik und Kommunikationstechnologie“ sowie „Ingenieurwesen, verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe“ exklusive „Architektur und Baugewerbe".

Studienanfängerinnen und -anfänger im MINT-Bereich

Abbildung 8.1.4-1: Begonnene MINT-Bachelorstudien an öffentlichen Universitäten und Fachhochschulen

Quelle: IHS

„Im MINT-Fokusbereich zeigt sich an öffentlichen Universitäten seit dem Studienjahr 2015/16 ein steter Rückgang der begonnenen Bachelorstudien (von etwa 6.800 im Studienjahr 2015/16 auf 5.100 im Studienjahr 2021/22, der kurzzeitige Anstieg im Studienjahr 2019/20 kann unter anderem eine Ausweitung des IKT-Studienangebots zurückgeführt werden). Dieser Rückgang wird von einem Anstieg der Zahl der begonnenen Fachhochschulstudien im MINT-Fokusbereich aufgefangen: An den Fachhochschulen ist die Zahl der begonnenen Bachelorstudien seit 2012/13 kontinuierlich gestiegen, wodurch in Summe über beide Hochschulsektoren die Zahl der begonnenen Bachelorstudien im MINT-Fokusbereich bis zum Studienjahr 2015/16 gestiegen und sich anschließend bei 8.600 bis 9.600 begonnenen Studien pro Jahr eingependelt hat. Gleichzeitig ist der Anteil der MINT-Fokus-Bachelorstudien, die an Fachhochschulen aufgenommen wurden, von 38 % (Studienjahr 2012/13) auf 46 % (Studienjahr 2021/22) gestiegen. [...] Der Rückgang der begonnenen MINT-Bachelorstudien an öffentlichen Universitäten sowie der Anstieg der begonnenen Fachhochschulstudien im MINT-Bereich gehen mit ähnlichen Trends in der Gesamtheit aller Bachelorstudien in den jeweiligen Hochschulsektoren einher. Setzt man die Zahl der an öffentlichen Universitäten und Fachhochschulen begonnenen MINT-Bachelorstudien in Relation zur Gesamtzahl aller begonnenen Bachelorstudien, so lässt sich kein eindeutiger Trend feststellen. Vielmehr bewegt sich der Anteil begonnener MINT-Fokus-Bachelorstudien im Beobachtungszeitraum zwischen 16 % und 18 %."(Dibiasi et al., 2024, S. 23)

Abbildung 8.1.4-2: Begonnene Bachelorstudien an öffentlichen Universitäten und Fachhochschulen

Quelle: Hochschulstatistik (BMBWF, Berechnungen des IHS

Studienverläufe von Studierenden in MINT Fächern

Abbildung 8.1.4-3 Studienverlaufsquoten der in den Studienjahren 2016/17 und 2019/20 an öffentlichen Universitäten begonnenen MINT-Fokus-Bachelorstudien (nur Bildungsinländerinnen und -inländer)

Quelle: IHS

„Um den Einfluss der Covid-19-Pandemie und der an den Hochschulen ergriffenen Maßnahmen zu untersuchen, werden zunächst die Studienverlaufsquoten von MINT-Fokus-Bachelorstudien, die im Studienjahr 2016/17 aufgenommen wurden und deren Regelstudienzeit dementsprechend vor Beginn der Pandemie abgelaufen ist, mit dem Verlauf der MINT-Fokus-Bachelorstudien verglichen, bei denen der Geltungszeitraum der Covid-19-Maßnahmen vollständig in die Regelstudienzeit fiel. Bei diesem Vergleich zeigen sich für MINT-Fokus-Bachelorstudien an öffentlichen Universitäten nur geringfügige Unterschiede. So sind sowohl Wechsel- als auch Abbruchsquote nach Ablauf der Regelstudienzeit in beiden Kohorten vergleichbar. Der einzig auffällige, wenn auch wenig ausgeprägte Unterschied ist bei der Erfolgsquote zu erkennen: Von den Studien, die erst nach Ablauf der Regelstudienzeit von der Covid-19-Pandemie betroffen waren, wurde ein größerer Anteil bis zum Ende des 7. Semesters abgeschlossen als bei denjenigen Studien, bei denen die Regelstudienzeit während der Covid-19-Pandemie absolviert wurde (7 % vs. 4 %). Dieser Unterschied kann aber nicht eindeutig auf die Covid-19-Pandemie zurückgeführt werden. Der Vergleich der Studienverläufe von MINT-Fokus-Bachelorstudien, die im Studienjahr 2016/17 und 2019/20 an einer öffentlichen Universität aufgenommen wurden, lässt also nicht den Schluss zu, dass die Pandemie und die damit einhergehenden Distanzierungsmaßnahmen einen Effekt auf die Studienverläufe bei MINT-Fokus-Bachelorstudien hatten. Auch die ersten Semester der 2020/21 begonnen Studien zeigen keine signifikanten Unterschiede." (Dibiasi et al., 2024, S. 54f.)

MINT- Erstabschlüsse

Die FTI-Strategie setzt bis 2030 einen klaren MINT-Schwerpunkt. Auch im BMBWF ist dies ein zentrales Schwerpunktthema, das in Strategiedokumenten wie dem Österreichischen Hochschulplan 2030 (HoP) aufgegriffen und in Form von Zielen weiter heruntergebrochen wird. So sieht dieser bis 2030 eine Steigerung des Anteils der MINT-Graduierten insgesamt (d. h. über alle 76 Hochschulen des Wissenschafts- und Hochschulstandorts Österreich hinweg) auf 34,2% und auf 10.800 MINT-Erstabschlüsse (an Universitäten und Fachhochschulen) bzw. 6.500 MINT-Erstabschlüsse an Universitäten vor.

Tabelle 8.1.4-1: Anteil der MINT-Erstabschlüsse an Universitäten und Fachhochschulen - Studienjahr 2019/20 bis Studienjahr 2021/22

Anmerkung: Ab dem WS 2016 erfolgt die zähltechnische Abbildung der Studien auf Basis des Verteilungsschlüssels gemäß § 22 Abs. 2 und Abs. 5 bis 7 UHSBV. Dadurch sind Studien auf ganze Zahlen zu runden und es kann zu Abweichungen zwischen der Gesamtsumme und den addierten Detailergebnissen kommen.

Quelle: Datenmeldungen auf Basis UHSBV zum jeweiligen Stichtag, Datenprüfung und -aufbereitung: BMBWF, Abt. IV/10

In der unten stehenden Tabelle 8.1.4-2 ist die Entwicklung der Erstabschlüsse, also grundständigen Studien (Bachelor- und Diplomstudien), im Zeitablauf aufgeteilt nach Universitäten bzw. Fachhochschulen mit relevantem Studienangebot im Berichtszeitraum dargestellt. Diese Absolventinnen und Absolventen stehen dem Arbeitsmarkt grundsätzlich unmittelbar zur Verfügung. Nach einem deutlichem Hoch im Studienjahr 2020/21 sind diese im Studienjahr 2021/22 wieder zurück gegangen. Der Anteil an Fachhochschul-Absolventinnen und -Absolventen ist in den letzten Studienjahren kontinuierlich gestiegen, wobei noch immer ca. zwei Drittel ein MINT-Studium an einer Universität absolvieren. Letztere, und dabei insbesondere die technischen Universitäten, leisten einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der politischen Zielsetzungen im MINT Bereich, sowie zur Bekämpfung des Fachkräftemangels. Im Studienjahr 2021/22 erfolgten 46,1 % der MINT-Erstabschlüsse bzw. 69,9 % der Erstabschlüsse an Universitäten an den drei technischen Universitäten (TU Wien, TU Graz, MUL). Hinter der TU Wien mit 26,6 % liegt die Uni Wien mit 16,5 % aller MINT-Abschlüsse an Universitäten. Jedoch hat die Uni Wien nur einen Anteil von 4,3 % der Erstabschlüsse in technischen Fächern, während die TU Wien einen Anteil von 33,1 % hat. Die Tabelle zeigt deutlich, dass zwar viele Universitäten MINT-Studien anbieten, die technischen Fächer aber überwiegend von den drei technischen Universitäten angeboten werden.

Tabelle 8.1.4-2: Anteil an allen MINT-Erstabschlüssen und Erstabschlüssen in technischen Fächern nach Universitäten - Studienjahr 2019/20 bis Studienjahr 2021/22

Anmerkung: Ab dem WS 2016 erfolgt die zähltechnische Abbildung der Studien auf Basis des Verteilungsschlüssels gemäß § 22 Abs. 2 und Abs. 5 bis 7 UHSBV. (Als technische Fächer sind folgende ISCED-F 2013 Studienfelder definiert: 06, 070, 071, 072, 078 und 079). Dadurch sind Studien auf ganze Zahlen zu runden und es kann zu Abweichungen zwischen der Gesamtsumme und den addierten Detailergebnissen kommen.

Quelle: Datenmeldungen der Universitäten auf Basis UHSBV zum jeweiligen Stichtag, Datenprüfung und -aufbereitung: BMBWF, Abt. IV/10


Frauenanteil bei MINT-Abschlüssen

Die Erhöhung des Frauenanteils in MINT-Studien ist seit vielen Jahren Gegenstand politischer Zielsetzungen und strategischer Maßnahmen. „Um das für 2030 gesetzte Ziel eines Frauenanteils von 38 % zu erreichen, ist ausgehend vom Studienjahr 2021/22 eine Steigerung um vier Prozentpunkte (bzw. eine relative Steigerung von +11 %) erforderlich, was bedeutet, dass der Trend eines in den letzten zehn Jahren stagnierenden Frauenanteils durchbrochen werden muss." (Dibiasi et al., 2024, S. 86f.) Dabei gilt es zu beachten, dass bei der angestrebten Entwicklung der gesamte MINT-Bereich fokussiert wird und somit nicht nach einzelnen Studienfeldern (bzw. MINT-Fokus vs. andere MINT-Studien) differenziert wird. 

Abbildung 8.1.4-4: Gegenüberstellung der Entwicklung des Frauenanteils bei begonnenen MINT-Bachelorstudien und bei Bachelor- und Diplomabschlüssen („Erstabschlüssen“) in MINT-Fokusstudien und anderen MINT-Studien im Zeitraum 2012/13 bis 2021/22

Quelle : IHS

Abbildung 8.1.4-4 „zeigt, dass der Frauenanteil bei begonnenen MINT-Fokusstudien mit 25 % deutlich niedriger ist als bei MINT-Studien, die nicht in den Fokusbereich fallen (über 50 %), und den begonnenen Bachelorstudien ohne MINT-Bezug (über 60 %, [...]). Es ist aber auch ein klarer und kontinuierlicher Anstieg des Frauenanteils an den begonnenen MINT-Fokus-Bachelorstudien sowohl an öffentlichen Universitäten als auch an Fachhochschulen zu erkennen. So wurde im Studienjahr 2012/13 nur jedes fünfte MINT-Fokus-Bachelorstudium von einer Frau begonnen, im Studienjahr 2021/22 dagegen schon jedes vierte. Allerdings wurde der Anstieg des Frauenanteils an begonnenen MINT-Fokus-Bachelorstudien zu einem bedeutenden Teil von der Entwicklung des Frauenanteils bei Studien getragen, die von Bildungsausländer:innen aufgenommen wurden. Betrachtet man nämlich nur die von Bildungsinländer:innen begonnenen MINT-Fokus-Bachelor­studien, so zeigt sich, dass der Frauenanteil in dieser Gruppe im Beobachtungszeitraum weniger stark angestiegen ist und im Studienjahr 2021/22 unter dem Frauenanteil bei der Gesamtheit der begonnenen Bachelorstudien lag (23 % bei Bildungsinländer:innen und 25 % bei der Gesamtheit der begonnenen Studien, [...]). Der Anteil der von Bildungsausländer:innen begonnenen MINT-Fokus-Bachelorstudien lag im Studienjahr 2021/22 bei 19 %." (Dibiasi et al., 2024, S. 35)

„An öffentlichen Universitäten ist der Frauenanteil bei MINT-Abschlüssen höher (zuletzt 39 %) als an Fachhochschulen (zuletzt 26 %; [...]). Der Unterschied zwischen den beiden Hochschulsektoren ist jedoch vorrangig auf die unterschiedliche Fächerzusammensetzung zurückzuführen: Anders als an öffentlichen Universitäten überwiegen an Fachhochschulen MINT-Fokusstudien (niedrigerer Frauenanteil) und es werden nur sehr wenige andere MINT-Studien angeboten (höherer Frauenanteil). Zielführender für einen Vergleich der beiden Hochschulsektoren ist daher die Unterscheidung nach MINT-Fokusstudien und anderen MINT-Studien (s. Abbildung 8.1.4-6). In beiden Hochschulsektoren hat sich der Frauenanteil bei Bachelor- und Diplomabschlüssen von MINT-Fokusstudien in den letzten zehn Jahren erhöht: an öffentlichen Universitäten von 14 % auf 18 % (das entspricht einem absoluten Zuwachs von vier Prozentpunkten bzw. einem relativen Zuwachs von +27 %) und an Fachhochschulen von 17 % auf 23 % (sieben Prozentpunkte bzw. +40 %). Trotz steigendem Frauenanteil in den MINT-Fokusstudien bewegt sich dieser weiterhin auf niedrigem Niveau." (Dibiasi et al., 2024, S. 87)