Universitäten sind strategische Schlüsseleinrichtungen, die Impulse für den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Fortschritt setzen. Ihre Interaktion mit Wirtschaft und Gesellschaft erfolgt in einer Reihe von Handlungsfeldern, die idealtypisch der Dritten Mission zugerechnet werden, jedoch ihre Basis in der exzellenten Erfüllung der Primäraufgaben von Lehre und Forschung sowie Erschließung der Künste (Erste und Zweite Mission) haben. Der Bedeutung gesellschaftlicher Verantwortung von Wissenschaft und Forschung wird in wichtigen Strategiedokumenten des BMBWF Rechnung getragen: Sie findet als Querschnittsmaterie Niederschlag in den Leistungsvereinbarungen und zieht sich wie ein roter Faden durch den GUEP (2022–2027). Zu den Wegen, über die Universitäten direkt gesellschaftliche Wirkungen entfalten, gehören Wissenschaftsvermittlung und zielgruppenspezifische Wissenschaftskommunikation sowie Weiterbildung breiter Bevölkerungsgruppen (Stichwort „Lebensbegleitendes Lernen“). Bereits seit einigen Jahren öffnen sich Universitäten zusehends und binden Expertise von Bevölkerungsgruppen oder Einzelpersonen ein, welche nicht hauptberuflich in der Wissenschaft tätig sind. Solch partizipative Konzepte in Lehre und Forschung bzw. ko-kreative Ansätze wie Citizen Science und Crowdsourcing finden sich ebenso vermehrt im universitären Alltag wieder wie das Konzept von Responsible Science, das verstärkt auf die gesellschaftliche Relevanz universitärer Forschung Bezug nimmt. Auch bei der Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zeigen die Universitäten gesellschaftliches Engagement, indem sie umwelt- und sozialverträgliche Lösungsansätze für die komplexen Herausforderungen unserer Zeit erarbeiten (Abschnitt 11.1).
In einer hochentwickelten Volkswirtschaft ist Wissen der wichtigste Produktionsfaktor und substanziell für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes. Positive wirtschaftliche Effekte von Universitäten zeigen sich sowohl auf individueller als auch gesamtgesellschaftlicher Ebene. Absolventinnen und Absolventen fungieren als wesentlicher „Transferkanal“ universitärer Leistung in Wirtschaft und Gesellschaft und sind als hochqualifizierte Arbeitskräfte für die Wirtschaftsentwicklung essenziell. Die individuellen Bildungserträge wie Einkommensvorteile und geringes Arbeitslosigkeitsrisiko werden u.a. durch die Nachverfolgung des Berufseinstiegs und der Karriereverläufe von Universitätsabsolventinnen und Universitätsabsolventen deutlich (Abschnitt 11.2). Darüber hinaus sind Universitäten als Leitinstitutionen ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor für ihren jeweiligen Standort, denn Lehre, Forschung und universitäres Engagement wirken immer auch im konkreten städtischen und regionalen Zusammenhang (Abschnitt 11.3). Die Schutzrechtsund Verwertungsstrategien der Universitäten beinhalten eine Vielzahl an Zielen und Maßnahmen zur Verwertung neuer Technologien wie Patente, Lizenzen, Gründungen, Know-how-Transfer oder Kooperationen mit der Wirtschaft und leisten damit einen erheblichen Beitrag zum strategischen Wissens- und Technologietransfer. Regionale Wissenstransferzentren, Patent- und Prototypenförderungen sowie die „Nationale Kontaktstelle für Wissenstransfer und Geistiges Eigentum“ fungieren als Treiber für eine noch stärkere Nutzbarmachung des an den Universitäten generierten Wissens. Förderangebote der FFG wie das Kompetenz- und Exzellenzprogramm COMET, die CD Labors, die „Research Studios Austria“ oder das Programm „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ unterstützen eine verstärkte Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft (Abschnitt 11.4).
Darüber hinaus setzen Universitäten verstärkt auf die Vermittlung und Förderung unternehmerischen und innovativen Denkens etwa durch die Etablierung von Gründerzentren, Coworking Spaces, Makerspaces oder Open Labs als Experimentierraum. 2019 unterzog sich Österreich im Rahmen der HEInnovate-Länderstudie einer freiwilligen Bewertung des Hochschulsystems im Hinblick auf Entrepreneurship und Innovation durch die Europäische Kommission und die OECD. Die Studie zeichnete ein sehr positives Bild und zeigt gleichzeitig Verbesserungspotenziale auf (Abschnitt 11.5).
Im Kontext der COVID-19-Pandemie nahmen und nehmen Universitäten ihre gesellschaftliche Verantwortung deutlich sichtbar wahr. Dabei hat sich gezeigt, dass neben medizinischer Expertise eine Vielzahl an Expertisen unterschiedlichster Wissenschaftsdisziplinen gefragt ist. Sie alle leisten relevante Beiträge, um Auswege aus der Krise zu finden, da die Pandemie nicht nur zu medizinischen, sondern auch zu ökonomischen und sozialen Herausforderungen geführt hat, deren multiple Auswirkungen schwer abschätzbar sind. Letztlich geht es nicht nur darum, Medikamente, Tests und Impfstoffe zu entwickeln, sondern darum, die Pandemie und ihre Auswirkungen gesamtgesellschaftlich zu bewältigen. Gerade während der Krise wurde wissenschaftliche Expertise auch von politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern bewusst gesucht und auch in den Medien kamen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verstärkt zu Wort. Dies hat u.a. zu einer Steigerung des Vertrauens der Bevölkerung in Forschung und Wissenschaft geführt (vgl. Gallup 2020).