10 Internationalisierung und Mobilität
Internationalisierung und Mobilität sind aus den strategischen Konzepten der Universitäten nicht mehr wegzudenken, liegt doch deren Mehrwert in einer stärkeren Außenwirkung und Sichtbarkeit, verbunden mit internationaler Reputation und verbesserten Kooperationsmöglichkeiten. Durch die Zusammenarbeit und den Austausch mit europäischen und internationalen Partnerhochschulen erfahren die universitäre Lehre, die Forschung, die Entwicklung und Erschließung der Künste und die Personalentwicklung qualitätsfördernde Impulse, die nicht zuletzt der Wettbewerbsfähigkeit einer Hochschuleinrichtung in hohem Maße zugutekommt. Die Internationalisierung einer Universität kann jedoch nur dann erfolgreich sein, wenn sie alle institutionellen Bereiche und Ebenen umfasst und von allen Universitätsangehörigen gelebt wird. Daneben gilt es, die physische Mobilität von Studierenden, Lehrenden, Forschenden und administrativem Personal einer Universität zu fördern. Mobilitätserfahrungen ermöglichen Studierenden gesellschaftliche Herausforderungen zu kontextualisieren und sich damit auf komplexe Heraus- und Anforderungen zukünftiger Arbeits- und Lebenswelten vorzubereiten. Neben hoher fachlicher Kompetenz sind dafür internationale und interkulturelle Fähigkeiten und Fertigkeiten erforderlich, die kritisches globales und innovatives Denken, Entrepreneurship sowie ein hohes Maß an Sozialkompetenz und Empathiefähigkeit ermöglichen. Lehrende ziehen in der Vermittlung dieser Kompetenzen Nutzen aus ihren eigenen Mobilitätserfahrungen; ebenso verhält es sich für das allgemeine/nicht-wissenschaftliche Universitätspersonal, das die Internationalisierung der Universität im Rahmen seiner administrativen Tätigkeiten unterstützt und lebt (Abschnitte 10.2.1 und 10.2.2).Die österreichischen Universitäten bauen in ihren strategischen Ansätzen in Bezug auf ihre Internationalisierung und die Förderung der Mobilität ihrer Studierenden, Lehrenden, Forschenden und ihres allgemeinen Personals auf der nationalen Hochschulpolitik, den entsprechenden Programmen der Europäischen Union und dem Arbeitsprogramm der europäischen Bologna Follow-up Gruppe im Europäischen Hochschulraum sowie der strategischen Ausrichtung des Europäischen Forschungsraums auf (Abschnitt 10.1). Im Kontext der Europäischen Union haben österreichische Studierende, Lehrende und Hochschuleinrichtungen auch im Berichtszeitraum erfolgreich an Erasmus+ (2014–2020) teilgenommen, wodurch eine optimale Ausschöpfung der EU-Mittel möglich war. Mit dem anstehenden Abschluss der Verhandlungen über die neue Programmgeneration von Erasmus+ für den Zeitraum 2021–2027 wird die Fortführung der Erfolgsgeschichte Erasmus+ gesichert. Thematisch setzt die Europäische Union dabei unter anderem auf Inklusion, neue Mobilitätsformate und die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen; die bereits 2019 gestartete „European Universities Initiative“, welche eine neue Form der transnationalen hochschulischen Zusammenarbeit ermöglicht, wird regulärer Teil von Erasmus+ 2021–2027. Im Rahmen des Europäischen Hochschulraums sind die österreichischen Universitäten im Wege der nationalen Bologna Follow-up Gruppe in die Umsetzung der thematischen Schwerpunkte involviert; diese liegen aktuell neben den Kernthemen in „Lehre und Lernen“ – bedingt durch die COVID-19-Pandemie – in der Einbeziehung der digitalen Fernlehre. Daneben stehen die Verbesserung der sozialen Rahmenbedingungen für Studierende und die Diskussion der akademischen Werte auf der Europäischen Hochschulraum-Agenda (Abschnitt 10.4). Auf nationaler Ebene bilden der GUEP sowie die themenspezifischen Strategien zur sozialen Dimension in der Hochschulbildung und zur Hochschulmobilität die Basis für die universitäre Strategieentwicklung. Zuletzt waren die österreichischen Universitäten gemeinsam mit allen anderen österreichischen Hochschulen eingeladen, in einem partizipativen Prozess an der Weiterentwicklung der Hochschulmobilitätsstrategie 2016 mitzuwirken. Im Zuge dessen wurde der Fokus der Strategie auf die Internationalisierung von Studium und Lehre erweitert (Abschnitt 10.2.3). 2020 rückte die COVID-19-Pandemie die Internationalisierung und vor allem die hochschulische Mobilität in ein neues, zuvor nie dagewesenes Licht: Von einem Tag auf den anderen erfuhr der gesamte hochschulische Alltag inklusive Lehre eine Veränderung und wurde in den virtuellen Raum verlegt. Die österreichischen Universitäten haben hier große Flexibilität bewiesen und ihre Lehre in bemerkenswerter Weise den neuen Gegebenheiten mittels unterschiedlichster digitaler Lösungen angepasst. All die wertvollen Erfahrungen aus dieser außergewöhnlichen Situation, aber auch das Erkennen der Grenzen derartiger Lösungen stellen eine solide Basis für Überlegungen hinsichtlich der Zukunft des hochschulischen Alltags und damit der Internationalisierung und vor allem der Mobilität dar. Auch wenn der Mehrwert von gelebter, persönlich erfahrener Mobilität unbestritten bleibt, erfordern die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und auch die unübersehbaren und bedrohlichen Anzeichen des Klimawandels dennoch ein Umdenken: Mobilität wird insgesamt anders als bisher zu leben sein. Hier sind die Universitäten und Hochschulen aufgerufen, im Rahmen ihrer Maßnahmen zur Internationalisierung der universitären Lehre und Forschung sowie der Mobilitätsförderung Ansätze zu entwickeln, die den transnationalen Austausch auf allen Ebenen auch unter den nunmehr veränderten Umständen weiterhin möglich machen.