Das BMBWF hat im Februar 2017 die „Nationale Strategie zur sozialen Dimension in der Hochschulbildung“ veröffentlicht und damit die im Jerewan Kommuniqué getroffene Vereinbarung zur Erstellung nationaler – und in weiterer Folge institutioneller – Strategien zur sozialen Dimension umgesetzt. Zielrichtung ist es, dass Studierende auf allen Ebenen der Hochschulbildung (Zugang, Teilhabe, Abschluss) die Zusammensetzung der Bevölkerung widerspiegeln sollten. Korrespondierende Zielsetzungen in Bezug auf die soziale Dimension finden sich auch im Regierungsprogramm (Republik Österreich 2020, S. 306 f.), im GUEP 2022–2027 (vor allem Systemziele 3 und 7) sowie in der Wirkungsorientierten Budgetierung des Bundes (z.B. Kennzahl 31.1.5).
Hochschulpolitische Implementierungsschritte
In Kooperation mit allen Akteurinnen und Akteuren erfolgt die schrittweise Umsetzung der „Nationalen Strategie zur sozialen Dimension in der Hochschulbildung“ bis 2025. Als wesentlicher Umsetzungsschritt in der universitätspolitischen Steuerung ist die Implementierung des Einbehalts von 0,5% des Globalbudgets in den Leistungsvereinbarungen 2019–2021 mit allen Universitäten zu nennen, der in der Universitätsfinanzierung NEU ermöglicht wurde. Ein Drittel der Universitäten entwickelt und implementiert eigene institutionelle Strategien zur sozialen Dimension. Die übrigen Universitäten haben maßgebliche Vorhaben in die Leistungsvereinbarung aufgenommen, die sich z.B. auf Outreach-Maßnahmen, das Monitoring des Studienzugangs sowie die Unterstützung beim Studieneinstieg oder in der Studieneingangsphase beziehen. Bis Ende 2020 ist von den Universitäten der Nachweis der Umsetzung der entsprechenden Vorhaben zu erbringen, um die einbehaltenen 0,5% (ca. 50 Mio. Euro) ausgezahlt zu bekommen. Bereits 2017 erfolgte mit der Novelle zur Studienförderung eine deutliche Erhöhung der Studienbeihilfe, wofür durch die Strategie ein unterstützendes Narrativ geschaffen werden konnte. 2017 wurde die durchschnittliche Studienbeihilfe pro Person um 24% angehoben und Verbesserungen für ältere Studierende, z.B. Zuschüsse für über 24-Jährige und über 27-Jährige, die ein Selbsterhalterinnen- bzw. Selbsterhalterstipendium beziehen, umgesetzt. Über jährliche Vernetzungskonferenzen erfolgt die Dissemination der Erfordernisse und Good Practices zur Umsetzung der Strategie an den Universitäten, bisher zu den Themen „Wie gelingt Studieren? Unterstützende Faktoren vom Einstieg bis zum Abschluss“ (2018) und „Übergang Schule – Hochschule“ (2019) sowie einem Webinar zur sozialen Dimension in Zeiten von COVID-19 (2020).
Internationale Dissemination und Projektbeteiligungen
Die „Nationale Strategie zur sozialen Dimension in der Hochschulbildung“ wird international vielfach rezipiert, u.a. in der WAHED-Initiative („World Access to Higher Education Day“), einer Plattform zur weltweiten Bewusstseinsschaffung für Ungleichheiten in Bezug auf den Zugang zu Hochschulbildung. Auch in der EUA-Studie („European University Association“) im Rahmen des INVITED-Projekts „Diversity, equity and inclusion at European higher education institutions“ wird Österreichs „Nationale Strategie zur sozialen Dimension in der Hochschulbildung“ neben entsprechenden Strategien in Irland, England, den Niederlanden und Schweden als explizite Umsetzungsempfehlung hervorgehoben. Zusätzlich erfolgt die internationale Dissemination durch Teilnahme u.a. an Erasmus+-Projekten. Zu nennen sind: PLAR4-SIMP („Social Inclusion in Mobility Programmes“) unter Projektleitung des Bildungsministeriums von Belgien/Flandern, 3-IN-AT („Internationalisation/ INclusion/INnovation: Towards high-quality inclusive mobility and innovative teaching & learning in an internationalised Austrian Higher Education Area“) unter Projektleitung von BMBWF und OeAD und SIDERAL („Social and international dimension of education and recognition of acquired learning“) unter Leitung des kroatischen Ministeriums für Wissenschaft und Bildung.
Evaluierung und Monitoring
Für 2021 ist eine Zwischenevaluierung geplant, einerseits um den Stand der Implementierung in allen Hochschulsektoren abzubilden und andererseits um etwaigen Anpassungsbedarf in der Strategie zu identifizieren. Die Zwischenevaluierung wird sich auf quantitatives Monitoring der Indikatoren sowie qualitative Evaluierungsteile stützen, um möglichst viele Aspekte der gesteckten Ziele zu überprüfen. Die drei Zieldimensionen mit jeweils drei Aktionslinien entlang des Student Lifecycle stellen ein ausgezeichnetes Raster für die Analyse, Entwicklung und Implementierung von Maßnahmen dar.