7.3.7 Erwerbstätigkeit und finanzielle Situation der Studierenden

Erwerbstätigkeit während des Semesters oder in den Ferien ist für die Mehrheit der Studierenden ein fester Bestandteil in ihrem Studienalltag. Laut Studierenden-Sozialerhebung 2019 gehen 65% der Studierenden an Universitäten während des Semesters einer Erwerbstätigkeit nach. Das durchschnittliche Erwerbsausmaß von Studierenden an Universitäten, die während des Semesters erwerbstätig sind, liegt bei 20 Wochenstunden. Sie verdienen durchschnitt- lich 770 Euro pro Monat. Bei einer Betrachtung nach Studienart zeigen sich beträchtliche Unterschiede. Unter Studierenden in Bachelorstudien sind 61% mit durchschnittlich 18,0h/Woche erwerbstätig, in Masterstudien 74% mit durchschnittlich 22,0h/Woche und in Diplomstudien 68% mit durchschnittlich 20,6h/Woche. Unter allen Studierenden inklusive Nicht-Erwerbstätigen sehen sich rund 21% als Er- werbstätige, die nebenbei studieren, betrachtet man nur das Masterstudium, steigt dieser Anteil auf 29%.
Im EUROSTUDENT-Durchschnitt gehen mehr als die Hälfte aller Studierenden einer Erwerbsarbeit nach, etwa ein Drittel arbeitet regelmäßig (Hauschildt et al. 2018, S. 131). Im europäischen Vergleich liegt die Erwerbsquote der österreichischen Studierenden im oberen Drittel: Europaweit reicht die Erwerbsquote unter Studierenden von rund 22% (Albanien) bis hin zu 76% (Niederlande). Das Erwerbsausmaß aller österreichischen Studierenden (inkl. Nicht-Erwerbstätige) liegt mit durchschnittlich 13h/ Woche etwa im europäischen Durchschnitt (Unger et al., S. 244).

Erwerbsmotive
69% der erwerbstätigen Studierenden an Universitäten geben an, dass ihre Erwerbstätigkeit zur Bestreitung des Lebensunterhalts notwendig sei. 63% der Studierenden führen an, erwerbstätig zu sein, um sich etwas mehr leisten zu können, 49% sind erwerbstätig, um Berufserfahrung zu sammeln. Dabei waren Mehrfachangaben möglich. Hinsichtlich der „Qualität“ ihrer Erwerbstätigkeit befragt, geben 46% der Studierenden einen inhaltlichen Bezug zum Studium an, 54% halten ihre Erwerbstätigkeit auch für inhaltlich anspruchsvoll. Rund ein Fünftel aller Studierenden war bereits vor Studienbeginn regulär (d.h. mindestens 20 Stunden/Woche) für mindestens ein Jahr erwerbstätig. Diese Studierenden haben ihr Studium vermehrt über den zweiten Bildungsweg aufgenommen und kommen häufiger aus Elternhaushalten mit niedrigerem Bildungsniveau.

Vereinbarkeit von Studium und Erwerbstätigkeit
Je höher das Erwerbsausmaß, desto häufiger treten Vereinbarkeitsschwierigkeiten auf, davon sind vor allem jene betroffen, die sich als „vorrangig erwerbstätig“ bezeichnen. Außerdem zeigt sich ein Zusammenhang zwischen Erwerbsmotiv und Vereinbarkeitsschwierigkeiten: Schwierigkeiten haben tendenziell jene, die ausschließlich zur Bestreitung ihres Lebensunterhalts arbeiten, nämlich 68%. Von Studierenden, die als Erwerbsmotiv ausschließlich das Sammeln von Berufserfahrung angeben, geben im Vergleich dazu lediglich 28% an, Vereinbarkeits- schwierigkeiten zu haben. Jene mit geringer Studi- enintensität (weniger als 10h/Woche) geben zu 61% hohe Schwierigkeiten in der Vereinbarkeit an, außerdem nehmen Vereinbarkeitsschwierigkeiten mit steigendem Alter zu (unter 21 Jahren: 30%, über 30 Jahren: 66%). Studierende mit unmittelba- rem Studienbeginn (47%) geben seltener Vereinbar- keitsschwierigkeiten an als jene mit verzögertem Beginn (60%).

Finanzielle Situation
Im Schnitt standen den Studierenden an Universitäten  im  Sommersemester  2019  monatlich  rund
1.160 Euro (durchschnittlich 1.020 Euro Bargeld so- wie Naturalleistungen im Gegenwert von durchschnittlich 140 Euro) zur Verfügung. Kaufkraftbereinigt entspricht dies einer Abnahme um 0,9% gegen- über 2015, als die durchschnittlichen Gesamteinnahmen  laut  Studierenden-Sozialerhebung  bei  rund 1.100 Euro lagen. Die Spannweite ist groß: So standen 2019 einem Viertel der Universitätsstudieren- den bis zu 780 Euro pro Monat zur Verfügung, 50% der  Studierenden  verfügten  über  höchstens
1.020 Euro im Monat, und 25% hatten ein monatliches Budget von 1.400 Euro oder mehr (jeweils inkl. Naturalleistungen).
Haupteinnahmequelle ist die eigene Erwerbstätigkeit, aus der im Durchschnitt rund 43% des Gesamtbudgets der Studierenden stammen. Durchschnittlich 22% des studentischen Budgets kommen von der Familie in Form von Geldleistungen (inkl. Familienbeihilfe), 12% in Form von Naturalleistungen. Die Studienförderung macht durchschnittlich rund 7% des Gesamtbudgets aus. Mit steigendem Alter sinken die Zuwendungen seitens der Familie, während die Einnahmen aus eigener Erwerbstätigkeit an Bedeutung gewinnen. Aufgrund des eigenen Ein- kommens verfügen ältere Studierende daher im Schnitt über höhere monatliche Mittel als jüngere Studierende.
Die monatlichen Gesamtausgaben lagen 2019 im Durchschnitt bei 1.010 Euro und sind damit gegenüber 2015 (kaufkraftbereinigt) um 6% gestiegen. Dies trifft auch auf einzelne Ausgabenposten zu, mit Ausnahme der Kosten für Mobilität und für das Studium (diese sind real um -2% bzw. -19% gesunken). Rund 60% der Gesamtausgaben wurden von Studierenden an öffentlichen Universitäten für Wohnen (40%) und Ernährung (22%) ausgegeben. Rund 4% der Ausgaben wandten Studierende für Studienkosten auf.
22% der Studierenden gaben an, finanzielle Schwierigkeiten zu haben. Dabei besteht einerseits ein Zusammenhang zwischen Alter und der Angabe finanzieller Schwierigkeiten. Studierende unter 21 Jahren sind mit 12% vergleichsweise selten von finanziellen Schwierigkeiten betroffen, am stärksten betroffen ist die Gruppe der 26- bis 30-Jährigen (mit einem Anteil von 30%). Andererseits gilt: Je höher die Elternbildung, desto seltener sind die Studierenden von finanziellen Schwierigkeiten betroffen.