Die öffentlichen Universitäten in Österreich sind nach wie vor der quantitativ dominante Bereich des Hochschulsystems: Sie stellen 61% des hochschulischen Studienangebots, bilden 75% der ordentlichen Studierenden aus und zeichnen für fast zwei Drittel der jährlichen Abschlüsse verantwortlich. Während jedoch die Studierendenzahlen im letzten Berichtszeitraum (2015–2017) noch stark gewachsen sind, ist in der aktuellen Berichtsperiode (2018–2020) ein Rückgang festzustellen. Dies ist unter anderem im stetigen Wachstum der anderen Hochschulsektoren sowie durch demografische Entwicklungen begründet (Abschnitt 7.1). Regelmäßig durchgeführte Analysen zu Studierenden an den österreichischen Universitäten zeigen zudem, dass nicht alle sozialen Gruppen im selben Ausmaß am universitären Bildungsangebot partizipieren. Dies ist kein österreichspezifisches Phänomen, sondern auch in anderen Ländern zu beobachten, wie die europäische Vergleichsstudie EUROSTUDENT zeigt (EXKURS: EUROSTUDENT – Studieren im europäischen Vergleich). Statistische Befunde und sozialwissenschaftliche Untersuchungen – zuletzt die Studierenden-Sozialerhebung 2019 – belegen, dass sich die soziale Herkunft, insbesondere die Schulbildung der Eltern, erheblich auf die Bildungslaufbahn auswirkt und auch die Entscheidung für ein universitäres Studium sowie die Studienwahl beeinflusst. Daneben haben regionale Herkunft und das Vorhandensein von Bildungseinrichtungen in der näheren Umgebung Einfluss auf Studienentscheidung und Studienwahl (Abschnitt 7.2). Die Universitäten sehen sich darüber hinaus einer großen Heterogenität und Diversität der Studierenden gegenüber. Vor allem die unterschiedlichen Formen studentischer Erwerbstätigkeit und familiärer Lebenssituationen resultieren in unterschiedlichen Bedürfnissen von Studierenden im Hinblick auf die Studienorganisation, das Zeitmanagement und Unterstützungsangebote. Angesichts des wachsenden Internationalisierungsgrades der Studierendenschaft ist auch der sprachliche und kulturelle Background der Studierenden ein Diversitätsaspekt, der an Bedeutung gewonnen hat (Abschnitt 7.3). Die Universitäten sind daher weiterhin mit der Herausforderung konfrontiert, Studieneinstieg, Studienbedingungen und institutionelle Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass vermehrt unterrepräsentierte Gruppen in adäquater Weise partizipieren und universitäre Bildungsangebote effektiv nutzen können. Dieses Ziel formuliert auch die „Nationale Strategie zur sozialen Dimension in der Hochschulbildung“ des BMBWF (Abschnitt 7.4). Das BMBWF hat entsprechende Maßnahmen in den Leistungsvereinbarungen 2019–2021 mit den Universitäten implementiert. Die künftige Zahl der Studierenden ist vor allem von demografischen Trends und der Bildungsbeteiligung abhängig. Die Hochschulprognose 2020 der Statistik Austria gewährt einen gesamthaften Ausblick auf die Entwicklung des österreichischen Hochschulsektors bis zum Studienjahr 2040/2041, wobei die Zahl der Studien insgesamt als weitgehend stabil prognostiziert wird. Der Rückgang von Studierenden an Universitäten wird sich auch in nächster Zeit in abgeschwächter Form fortsetzen. Er wird jedoch voraussichtlich durch einen Anstieg in den anderen drei Hochschulsektoren Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und Privatuniversitäten kompensiert werden (Abschnitt 7.5).