Im Studienjahr 2019/20 wurden an öffentlichen Universitäten über 56.000 Bachelor- und Diplomstudien (Wintersemester 2019: rund 46.000) begonnen, wovon bei 52% irgendeine Art von Zugangsregelung zu durchlaufen war. Dies betrifft Studien nach §§ 71b, 71c und 71d UG (sofern die Zugangsregelung von der Universität aktiviert wurde) sowie Studien mit Eignungsüberprüfung gemäß § 63 Abs. 1 UG in Lehramtsstudien, Künsten und Sport. Der Anteil der zugangsgeregelten Studien an den begonnenen Studien erhöhte sich von rund 40% im Wintersemester 2018 um rund 12%, weil im Wintersemester 2019 in weiteren Studienfeldern, nämlich Recht, Erziehungswissenschaft und Fremdsprachen, bundesweite und in einzelnen Studien universitätsspezifische Regulierungen hinzukamen. Der größte Anteil an zugangsgeregelten Studien, fast 60%, entfällt auf Beginnerinnen und Beginner in besonders stark nachgefragten Studien (§ 71b UG). 13% aller zugangsgeregelten begonnenen Studien sind solche, die vom deutschen Numerus clausus betroffen sind (§ 71c UG). Weitere 6% unterliegen einem universitätsspezifischen Zugangsmanagement aufgrund der besonders starken Nachfrage an einer Universität (§ 71d UG). Die übrigen 21% entfallen auf Studien mit Eignungsüberprüfung in Kunst, Lehramt und Sport (§ 63 Abs. 1 UG). Betrachtet man das Studienangebot, haben von den mehr als 1.100 angebotenen Bachelor- und Diplomstudien nach wie vor 85% einen nicht regulierten Zugang (keine Zugangsregelung oder Zugangsregelung nicht aktiviert).
Tabelle 6.5.2-1: Anmeldungen, Testteilnahmen, Studienplätze und begonnene Studien in Erstabschluss-Studien mit Zugangsregelung gemäß § 71c UG, Studienjahre 2016/17 bis 2020/21
Verbindliche Anmeldungen | Testteilnahmen | Studienplätze | Begonnene Studien* | |
StJ 2016/17 | ||||
Humanmedizin | 14.127 | 11.329 | 1.476 | 1.190 |
Zahnmedizin | 1.003 | 799 | 144 | 156 |
Veterinärmedizin | 1.224 | 781 | 233 | 248 |
Psychologie | 6.605 | 4.432 | 1.245 | 1.319 |
StJ 2017/18 | ||||
Humanmedizin | 14.948 | 11.967 | 1.476 | 2.027 |
Zahnmedizin | 1.043 | 790 | 144 | 160 |
Veterinärmedizin | 1.092 | 849 | 233 | 265 |
Psychologie | 7.013 | 4.606 | 1.245 | 1.295 |
StJ 2018/19 | ||||
Humanmedizin | 14.880 | 11.802 | 1.536 | 2.154 |
Zahnmedizin | 1.000 | 780 | 144 | 159 |
Veterinärmedizin | 1.141 | 894 | 173 | 265 |
Psychologie | 6.831 | 4.519 | 1.245 | 1.354 |
StJ 2019/20 | ||||
Humanmedizin | 15.429 | 12.169 | 1.542 | 2.032 |
Zahnmedizin | 1.014 | 766 | 144 | 170 |
Veterinärmedizin | 1.161 | 923 | 173 | 246 |
Psychologie | 7.469 | 4.708 | 1.310 | 1.388 |
StJ 2020/21 | ||||
Humanmedizin | 16.437 | 11.615 | 1.596 | ** |
Zahnmedizin | 1.174 | 832 | 144 | - |
Veterinärmedizin | 1.257 | 1.090 | 173 | - |
Psychologie | 8.709 | 5.618 | 1.310 | - |
*Die Werte enthalten auch Studierende in Mobilitätsprogrammen (Incomings), daher können diese Werte höher als die Zahl der Studienplätze sein.
** Zu Redaktionsschluss des Universitätsberichts nicht verfügbar.
Quelle: Datenmeldungen der Universitäten, BMBWF
Studien mit Zugangsregelung nach § 71c UG
In Human- und Zahnmedizin ist die Zahl der Bewerbungen sowie Testteilnahmen im Berichtszeitraum weiter angestiegen, während sich in Veterinärmedizin die Nachfrage etwa auf gleichem Niveau hält. In Psychologie ist ein sukzessiver Anstieg bei den verbindlichen Anmeldungen zu beobachten, insbesondere für das Studienjahr 2020/21, und entsprechend gestiegene Testteilnahmen. Folglich kamen in Humanmedizin im Studienjahr 2019/20 fast acht Testteilnahmen auf einen Studienplatz, in Zahnmedizin ca. fünf, in Veterinärmedizin und in Psychologie jeweils rund vier Testteilnehmerinnen und Testteilnehmer.
Tabelle 6.5.2-2: Anmeldungen und Testteilnahmen in Bachelor- bzw. Diplomstudien mit Zugangsregelung gemäß § 71c UG pro Studienplatz, Studienjahr 2019/20
Anmeldungen/ Studienplatz | Testteilnahmen/ Studienplatz | |
Humanmedizin | 10,0 | 7,9 |
Zahnmedizin | 7,0 | 5,3 |
Veterinärmedizin | 5,7 | 4,5 |
Psychologie | 5,7 | 3,6 |
Quelle: Datenmeldungen der Universitäten, BMBWF
Die Zugangsregelungen nach § 71c sind insofern definitiv selektiv. Bei Studien mit Zulassungsregelungen nach § 71c sind die Anteile deutscher Studienanfängerinnen und Studienanfänger im Vergleich zu anderen Studienfeldern sehr hoch. Während in Humanmedizin der Zugang durch eine Quote (Abschnitt 6.5.1) reguliert wird und damit der Anteil der deutschen Studierenden unter den begonnenen Studien um die 20% liegt, betrug der Anteil deutscher Studierender in der Zahnmedizin im Studienjahr 2019/20 36%, in veterinärmedizinischen Studien zuletzt 18% und in Psychologie konstant um die 50%.
Studien mit Zugangsregelungen nach § 71b UG
Zugangsverfahren in § 71b-Fächern (bundesweit geltende Zugangsregelungen in besonders stark nachgefragten Diplom- und Bachelorstudien) kommen seit dem Wintersemester 2013 zur Anwendung. Seit dem Wintersemester 2016 fallen auch die Studien in Publizistik und Kommunikationswissenschaft in diesen Bereich, seit Wintersemester 2019 zudem erstmalig auch die Studienfelder Recht, Erziehungswissenschaft und Fremdsprachen. Im Wintersemester 2019 bzw. Studienjahr 2019/20 war daher für 104 Studien die Aktivierung dieser Zugangsregelungen möglich, in 33 Studien an sechs Universitäten kamen Zugangsverfahren tatsächlich zur Anwendung. In den genannten drei neuen Studienfeldern wurde im Wintersemester 2019 von 53 möglichen Studien nur an drei Universitäten in insgesamt sieben Studien ein Zugangsmanagement implementiert. Während 2016/17 in Pharmazie, Publizistik und im Studienfeld Wirtschaft (bis auf einen Standort) die Zugangsverfahren in allen Studienangeboten aktiviert waren, wurden 2019/20 in keinem einzigen der neun Studienfelder alle angebotenen Studien mit einem Zugangsmanagement ausgestattet. Ein selektives Aufnahmeverfahren (mehr Testteilnehmerinnen und Testteilnehmer als verfügbare Studienplätze) fand nur in 13 Studien (von 33) statt, insbesondere am Studienstandort Wien (Universität Wien: BA Biologie, BA Ernährungswissenschaft, BA Informatik, BA Wirtschaftsinformatik, Dipl./BA Pharmazie; TU Wien: alle fünf Informatik-Bachelorstudien; Wirtschaftsuniversität Wien: BA Wirtschaftsrecht, BA Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, BA Business and Economics). Infolge der Einführung von Zugangsregelungen in besonders stark nachgefragten Studienfeldern sind die Anfängerinnen und Anfängerzahlen in den § 71b-Fächern von Wintersemester 2012 auf das Wintersemester 2013 zurückgegangen, am stärksten im Studienfeld Management und Verwaltung/Wirtschaft. In den Wintersemestern 2014 und 2015 erholten sich die Studienanfängerinnen- und Studienanfängerzahlen wieder in diesen Studienfeldern mit Steigerungen von je ca. 11% jährlich.
Tabelle 6.5.2-3: Anteil an Testteilnehmerinnen und Testteilnehmern im Studienjahr 2019/20, die einen Studienplatz in selektiven § 71b-Studien erhalten haben
Universität | Studium | Anteil |
Wirtschaftsuniversität Wien | Bachelor Business and Economics | 31% |
Universität Wien | Bachelor Pharmazie | 70% |
Universität Wien | Studienfeld Informatik | 71% |
Technische Universität Wien | Studienfeld Informatik | 72% |
Universität Wien | Studienfeld Biologie | 82% |
Wirtschaftsuniversität Wien | Bachelor Wirtschafts und Sozialwissenschaften | 90% |
Wirtschaftsuniversität Wien | Bachelor Wirtschaftsrecht | 99% |
Abbildung 6.5.2-4: Studien im ersten Semester in Bachelor- bzw. Diplomstudien mit Zugangsregelungen gemäß § 71b UG, Wintersemester 2011 bis Wintersemester 2019
Von Wintersemester 2015 auf Wintersemester 2016 war ein geringer Rückgang zu beobachten, danach pendelten sich die begonnenen Studien auf etwa gleichem Niveau ein, stiegen aber von Wintersemester 2018 auf Wintersemester 2019 wieder an. Infolge dieser Entwicklungen werden die gesetzlich vorgesehenen Studienplätze in den Studienfeldern häufig nicht ausgeschöpft, da die Mengenfestlegungen zumeist aus den Inskriptionszahlen der drei Wintersemester vor Einführung resultieren. Bei den drei ab Wintersemester 2019 neu dazugekommenen Studienfeldern Recht, Erziehungswissenschaft und Fremdsprachen wiederholte sich dieser Trend der veränderten Nachfrage auf Grund der Einführung von Zugangsregelungen, insbesondere im Studienfeld Recht mit einem Rückgang von 33% der begonnenen Studien von Wintersemester 2018 auf Wintersemester 2019. Die Nachfrage nach Studien in Fremdsprachen war bereits vorher rückläufig und ging im gleichen Zeitraum um 13% zurück. Im Studienfeld Erziehungswissenschaft war ein Rückgang von 8% feststellbar. Es ist aber davon auszugehen, dass sich die Anfängerinnen- und Anfängerzahlen in diesen drei Studienfeldern in den kommenden Jahren analog zur Entwicklung der übrigen nach § 71b zugangsgeregelten Studienfelder erholen werden.