5.2.2 Drittmittelerlöse der Universitäten gemäß Wissensbilanzen

 

 

Die Wissensbilanzen der Universitäten geben Auskunft über Volumen und Herkunft der Drittmittelerlöse der Universitäten aus F&E- und EEK-Projekten. Im Zeitraum 2017–2019 sind die jährlichen Drittmittelerlöse der Universitäten weiter gestiegen: Sie betrugen 2017 673,2 Mio. Euro, 2018 713,7 Mio. Euro und erreichten 2019 mit 755 Mio. Euro einen neuen Höchstwert. Über den dreijährigen Zeitraum hinweg entsprach dies einer jährlichen Steigerung von durchschnittlich 4,05%. Somit ist eine ähnliche Dynamik zur Vorperiode 2014–2016 zu erkennen, wo die durchschnittliche jährliche Steigerung 3,9% betrug.
Die Herkunft der Drittmittelerlöse der Universitäten ist divers (Abbildung 5.2.2-1). Wie auch in den Vorperioden 2011–2013 und 2014–2016 waren Unternehmen 2017–2019 die Hauptgeldgeber im Drittmittelbereich. Auf sie entfielen insgesamt knapp 526 Mio. Euro (rund 43 Mio. Euro mehr als in der Vorperiode), womit sie mit 24,6% zu den Forschungserlösen der Universitäten beitragen. Dieser Prozentsatz, der im Zeitverlauf nahezu konstant geblieben ist, verdeutlicht die große Bedeutung der Unternehmen für drittmittelfinanzierte Forschungsprojekte und zeigt den Stellenwert der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.
Hinter den Unternehmen folgen mit dem FWF, der EU und der FFG drei öffentliche Geld- bzw. Fördergeber. Auf den FWF entfallen kumulativ 489,4 Mio. Euro. In absoluten Zahlen ist dies zwar ein leichter Anstieg von 12 Mio. Euro, prozentuell gesehen hat der FWF mit 22,8% aller Mittel allerdings leicht an Bedeutung eingebüßt (2014–2016: 24,3%). Die Mittel der EU sind absolut um 14,5 Mio. Euro auf 263,6 Mio. Euro gestiegen. Der Finanzierungsanteil ist mit 12,3% etwa konstant geblieben (2014–2016: 12,7%). Auf die FFG, die in der Vergangenheit stark an Bedeutung gewonnen hatte, entfielen 2017–2019 232,7 Mio. Euro der Erlöse aus F&E- und EEK-Projekten der Universitäten. Das entspricht einem leichten Zuwachs von 43 Mio. Euro, sodass nun 10,9% aller Mittel auf die FFG zurückzuführen sind (2014–2016: 9,7%).
Gemeinsam steuern diese vier wichtigsten Geld- und Fördergeber – Unternehmen, FWF, EU und FFG – mit 70,6% mehr als zwei Drittel der gesamten Drittmittel der österreichischen Universitäten bei. Auf die übrigen Geld- und Fördergeber wie Länder und Gemeinden oder Stiftungen entfallen vergleichsweise geringe Anteile.
Die Bedeutung der verschiedenen Geld- und Fördergeber variiert stark nach den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen:

Abbildung 5.2.2-1: Erlöse aus F&E- und EEK-Projekten der Universitäten nach Geld- bzw. Fördergebern, 2017–2019 (kumuliert, in Mio. Euro)

Quelle: BMBWF, uni:data, Wissensbilanz-Kennzahl 1.C.1

•    Universitäre Drittmittel die von Unternehmen stammen, fließen zu einem Großteil in die beiden Wissenschaftszweige Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften (45% aller Unternehmensdrittmittel) und Technische Wissenschaften (32%). Dies liegt daran, dass Unternehmen ihre Mittel auf Projekte fokussieren, die ihren eigenen Forschungszielen und Branchen entsprechen. Zum Vergleich entfallen 2017–2019 auf die darstellende Kunst lediglich 0,06% aller Drittmittel von Unternehmen.
•    Der FWF finanziert wissenschaftliche Forschung ohne bewusste Fokussierung auf bestimmte Wissenschaftsdisziplinen. Dennoch fließen mehr als die Hälfte aller FWF-Mittel (53%) 2017–2019 in die Naturwissenschaften. Dahinter folgen Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften.
•    Auch die Mittel der EU mit ihren vielfältigen Förder- und Finanzierungsprogrammen fließen vor- wiegend (45%) in die Naturwissenschaften, auf die Technischen Wissenschaften entfallen rund 21% und auf die Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften knapp 17%.
•    Die FFG unterstützt die anwendungsorientierte, industrienahe Forschung und soll damit insbesondere die Kommerzialisierung der Innovationen steigern. Direkte Förderungen werden für Einzelprojekte wie auch für Strukturprogramme zum Zwecke der Wissenschafts-Wirtschaftskooperation sowie für thematische Programme vergeben. Diesem Schwerpunkt entsprechend können insbesondere die Technischen Wissenschaften Drittmittel seitens der FFG lukrieren. Mit 59% entfallen über die Hälfte der FFG-Drittmittel 2017–2019 auf diesen Wissenschaftszweig.


Insgesamt – über alle Geld- und Fördergeber hinweg – zeigt die Verteilung der Drittmittelerlöse nach Wissenschaftszweigen im Zeitraum 2017–2019 folgende Schwerpunkte:  Von  den  kumuliert 2,1 Mrd. Euro entfällt mit 31,3% der größte Anteil auf die Naturwissenschaften. Dahinter folgen Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften sowie Technische Wissenschaften mit 28,1% bzw. 23,0%. Im Vergleich dazu ist der Anteil der eingeworbenen Drittmittel für die Sozialwissenschaften (8,9%), Geisteswissenschaften (4,8%), Agrarwissenschaften und Veterinärmedizin (3,1%) sowie die Kunstzweige (0,8%) eher gering ausgeprägt. Gegenüber der Vorperiode 2014–2016 sind kaum Änderungen in der Verteilung zu verzeichnen.
Die Bedeutung dieser Wissenschaftszweige spiegelt sich auch in der Verteilung der Drittmittel nach Universitätstyp wider (Abbildung 5.2.2-2). Die meisten Drittmittel im Zeitraum 2017–2019 haben dementsprechend die vier Medizinischen Universitäten lukriert mit 638 Mio. Euro (30%) und die Technischen Universitäten mit 613 Mio. Euro (29%). Ein Grund für diese starke Position der Medizinischen und Technischen Universitäten ist die Dominanz von Unternehmen und der FFG als Geld- und Fördergeber sowie der Fokus auf angewandte Forschung, wo häufig Netzwerke mit Unternehmen bestehen. Die vier Volluniversitäten Wien, Graz, Innsbruck und Salzburg konnten 2017–2019 Drittmittel in Höhe von 542 Mio. Euro einwerben, mit 42% stammt der Großteil der Mittel vom FWF. Auch bei den Kunstuniversitäten spielt der FWF mit einem Anteil von 37% eine wesentliche Rolle.

Abbildung 5.2.2-2: Erlöse aus F&E-Projekten sowie Projekten der Entwicklung und Erschließung der Künste in Euro nach Universitätstyp, 2017-2019

Quelle: BMBWF, uni:data, Datenmeldungen der Universitäten auf Basis der WBV, Wissensbilanz-Kennzahl 1.C.1