5.2.1 Befunde aus der F&E-Erhebung 2017

Die F&E-Erhebung der Statistik Austria unterscheidet die Finanzierungsströme nach der Quelle, den sogenannten Finanzierungssektoren. Das sind der öffentliche Sektor mit seinen Teilsektoren Bund, Bundesländer, Gemeinden und „Sonstige“, der Unternehmenssektor, der private gemeinnützige Sektor, der Hochschulsektor, das Ausland einschließlich internationaler Organisationen sowie die Europäische Union. Letztere umfasst vor allem jene Mittel, die durch die Beteiligung an den EU-Rahmenprogrammen für Forschung und Innovation bereitgestellt werden. Der Hochschulsektor wird seit 2017 zusätzlich als Finanzierungssektor erhoben, bislang lief er unter „Sonstige“ im öffentlichen Sektor. Er beinhaltet Eigenmittel der Hochschulen, die aus Einnahmen für Gutachten, Prüfungen und Untersuchungen im Auftrag Dritter stammen, sowie Einnahmen aus Spenden, Sponsoring und Studiengebühren. Diese Form der Erhebung und Darstellung enthält allerdings keine Informationen über die Art und Weise, wie diese finanziellen Mittel vergeben werden. So umfassen beispielsweise die Mittel des Bundes sowohl die Basisfinanzierung der Universitäten als auch die Projektfinanzierung im Rahmen von Forschungsaufträgen durch den Bund. Die Ausgaben für universitäre Forschung und Entwicklung liegen 2017 bei insgesamt 2,3 Mrd. Euro. Das entspricht einer Steigerung von rund 6% gegenüber 2015. Die überwiegende Mehrheit der universitären Forschung in Österreich wird vom öffentlichen Sektor finanziert. Auf ihn entfallen 2 Mrd. Euro bzw. 87,4% (Abbildung 5.2.1-1). Innerhalb des öffentlichen Sektors kommt dem Bund die bedeutendste Rolle zu. Er finanziert F&E-Ausgaben in der Höhe von 1,75 Mrd. Euro, was einem Anteil von 76,2% an den gesamten universitären Forschungsausgaben entspricht. Länder und Gemeinden sind mit F&E-Ausgaben in der Höhe von 34,4 Mio. Euro (1,5%) bzw. 1,4 Mio. Euro (0,1%) nur von geringer Bedeutung. Dem Teilsektor „Sonstige“, welcher die Mittel des Wissenschaftsfonds (FWF) und der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) beinhaltet, kommt dagegen mit 221 Mio. Euro bzw. 9,6% eine erhebliche Bedeutung zu. Auf den Unternehmenssektor entfallen 2017 103,4 Mio. Euro (4,5%), auf den privaten gemeinnützigen Sektor 10,7 Mio. Euro (0,5%), auf den Hochschulsektor 58,7 Mio. Euro (2,6%), auf das Ausland (samt internationalen Organisationen) 47 Mio. Euro (2,0%) und auf die EU 69 Mio. Euro (3,0%). Im Vergleich zu 2015 haben sich die Finanzierungsanteile der einzelnen Sektoren damit kaum verändert. Mit 2,5 Mrd. Euro machten die F&E-Ausgaben des Hochschulsektors 2017 etwa 23% der gesamten Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Österreich aus (Tabelle 5.2.1-2). Davon entfielen fast 2 Mrd. Euro auf die Universitäten (ohne Kliniken), inklusive Kliniken erhöhten sich die F&E-Ausgaben der Universitäten auf 2,3 Mrd. Euro.

Abbildung 5.2.1-1: Finanzierung der universitären Forschung nach Finanzierungssektoren, 2017

F&E-Ausgaben nach Forschungsarten
Die F&E-Erhebung 2017 der Statistik Austria differenziert, gemäß Frascati-Manual der OECD (2015), zwischen drei verschiedenen Forschungsarten: der Grundlagenforschung, der angewandten Forschung und der experimentellen Entwicklung. Insgesamt wurden in Österreich im Jahr 2017 rund 11 Mrd. Euro für F&E ausgegeben. Davon entfallen 17,9% (fast 2 Mrd. Euro) auf Grundlagenforschung, 33,5% (3,7 Mrd. Euro) auf angewandte Forschung und 48,6% (5,4 Mrd. Euro) auf experimentelle Entwicklung. Insbesondere der Hochschulsektor ist mit 1,4 Mrd. Euro oder 68% Träger der Grundlagenforschung. Innerhalb des Hochschulsektors sind es die Universitäten, die einen Großteil der Grundlagenforschung durchführen. 2017 wendeten sie knapp 1,2 Mrd. Euro für Grundlagenforschung auf. Werden die Universitätskliniken berücksichtigt, so erhöht sich dieser Betrag um weitere 79 Mio. Euro. Österreichs Universitäten sind auch stark in der angewandten Forschung aktiv. 2017 entfallen 18% der gesamten Ausgaben für angewandte Forschung in Österreich auf Universitäten (ohne Kliniken). In absoluten Zahlen sind das über 671 Mio. Euro. Auf die Universitätskliniken entfallen darüber hinaus noch weitere 152 Mio. Euro. Die experimentelle Entwicklung spielt an Österreichs Universitäten dagegen eher eine geringe Rolle. 2017 fließen in diesem Bereich rund 149 Mio. Euro an die Universitäten (ohne Kliniken). Das entspricht einem Anteil von lediglich 3% der gesamten Ausgaben für experimentelle Entwicklung. In diesem Bereich sind es insbesondere die Unternehmen, die eine starke Rolle spielen. Sie sind mit über 5 Mrd. Euro für 93% der Ausgaben verantwortlich.

Tabelle 5.2.1-2: Ausgaben für Forschung und experimentelle Entwicklung in Österreich nach Sektoren/Bereichen und Forschungsarten, 2017

 

 

F&E durch­ führende Erhebungs­ einheiten

 

Ausgaben für F&E insgesamt

davon

 

Grundlagenforschung

 

Angewandte Forschung

 

Experimentelle Entwicklung

in 1.000 €in 1.000 €Anteil in %in 1.000 €Anteil in %in 1.000 €Anteil in %
Hochschulsektor11.2592.533.1821.357.47853,6954.41537,7221.2898,7
davon:        
Universitäten (ohne Kliniken)21.0521.982.6191.162.18258,6671.66533,9148.7727,5
Universitätskliniken87269.35879.26529,4151.78356,438.31014,2
Universitäten der Künste6544.70325.18956,312.83028,76.68415,0
Fachhochschulen25121.2907.5916,391.35275,322.34718,4
Privatuniversitäten1240.10421.49753,615.16737,83.4408,6
Pädagogische Hochschulen1514.2441.1077,811.40180,01.73612,2
Sonstiger Hochschulsektor3360.86460.64799,62170,4-0,0
Sektor Staat4288612.054239.93539,2234.02538,2138.09422,6
Privater gemeinnütziger Sektor54861.5518.82114,348.73879,23.9926,5
Unternehmenssektor3.4897.888.444376.3444,82.479.16631,45.032.93463,8
davon:        
Kooperativer Bereich638182.63044.17124,2112.56861,625.89114,2
Firmeneigener Bereich3.4517.705.814332.1734,32.366.59830,75.007.04365,0
Insgesamt5.08411.095.2311.982.57817,93.716.34433,55.396.30948,6
  1. Ohne Akademie der Wissenschaften
  2. Einschließlich Universität für Weiterbildung Krems
  3. Sonstige dem Hochschulsektor zurechenbare Einrichtungen
  4. Bundesinstitutionen (unter Ausklammerung der im Hochschulsektor zusammengefassten), Landes-, Gemeinde- und Kammerinstitutionen, F&E-Einrichtungen der Sozialversicherungsträger, von der öffentlichen Hand finanzierte und/oder kontrollierte private gemeinnützige Institutionen sowie F&E-Einrichtungen der Ludwig Boltzmann Gesellschaft; einschließlich Akademie der Wissenschaften und AIT Austrian Institute of Technology GmbH; ohne Landeskrankenanstalten

  5. Private gemeinnützige Institutionen, deren Status ein vorwiegend privater oder privatrechtlicher, konfessioneller oder sonstiger nicht-öffentlicher ist

  6. Enthält nur noch ordentliche Mitglieder der Austrian Cooperative Research (ACR) und Kompetenzzentren

Quelle: Statistik Austria, Erhebung über Forschung und experimentelle Entwicklung 2017

F&E-Ausgaben nach Wissenschaftsdisziplinen
Die Höhe der Forschungsausgaben variiert stark nach wissenschaftlichen Disziplinen (Tabelle 5.2.1-3). Traditionell fließen höhere Summen in die Naturwissenschaften, in die Humanmedizin und die Gesundheitswissenschaften sowie in die Technischen Wissenschaften. 2017 werden 631,2 Mio. Euro (28,0% der gesamten F&E-Ausgaben im Universitätssektor) für Naturwissenschaften ausgegeben. Dahinter folgen Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften mit 558,6 Mio. Euro (24,8%), davon entfällt mit 269,4 Mio. Euro fast die Hälfte auf Universitätskliniken. An dritter Stelle rangieren die Technischen Wissenschaften mit 461,2 Mio. Euro (20,5%). Mit 72,2% wird der überwiegende Teil der Mittel für Naturwissenschaften in der Grundlagenforschung eingesetzt. Auch für die Geisteswissenschaften (76,9%) und die  Sozialwissenschaften (54,7%) ist die Grundlagenforschung von wesentlicher Bedeutung. Die angewandte Forschung ist mit 50,9% der Mittel besonders in den Technischen Wissenschaften relevant. Dies liegt unter anderem an den zahlreichen Kooperationen mit der Wirtschaft in diesem Wissenschaftszweig. Während bei den Forschungsarten große Differenzen zwischen den Wissenschaftszweigen bestehen, variieren die Kostenarten zwischen den Wissenschaftszweigen kaum. Die höchsten Kosten weisen die beiden Kategorien Personalausgaben und laufende Sachausgaben aus; auf sie entfallen jeweils grob 45% der gesamten F&E-Ausgaben der Universitäten. In absoluten Zahlen entspricht dies 904 Mio. Euro, bzw. 914 Mio. Euro. Ausgaben für Ausrüstungsinvestitionen sind – wenn auch in einem viel geringeren Umfang – vornehmlich in laborintensiven Disziplinen relevant; hierzu zählen die Naturwissenschaften, die Technischen Wissenschaften sowie die Human- und Gesundheitswissenschaften (inkl. Kliniken).

Tabelle 5.2.1-3: Ausgaben für Forschung und experimentelle Entwicklung an österreichischen Universitäten nach Wissenschaftszweigen und Forschungsarten, 2017

Wissenschaftszweige

F&E durchführende Erhebungseinheiten

Ausgaben insgesamt

Grundlagenforschung

Angewandte
Forschung

Experimentelle Entwicklung

in 1.000 €

in 1.000 €

Anteil in %

in 1.000 €

Anteil in %

in 1.000 €

Anteil in %

Naturwissenschaften

235

631.170

455.926

72,2

136.252

21,6

38.992

6,2

Technische Wissenschaften

211

461.151

167.124

36,2

234.721

50,9

59.306

12,9

Humanmedizin, Gesundheitswissenschaften

170

558.589

257.824

46,2

235.263

42,1

65.502

11,7

     davon ohne Kliniken

83

289.231

178.559

61,7

83.480

28,9

27.192

9,4

     davon Kliniken

87

269.358

79.265

29,4

151.783

56,4

38.310

14,2

Agrarwissenschaften, Veterinärmedizin

61

79.055

34.408

43,5

36.934

46,7

7.713

9,8

Sozialwissenschaften

316

340.122

186.209

54,7

141.371

41,6

12.542

3,7

Geisteswissenschaften

146

181.890

139.956

76,9

38.907

21,4

3.027

1,7

Insgesamt (inkl. Kliniken)

1.139

2.251.977

1.241.447

55,1

823.448

36,6

187.082

8,3

Anmerkung: Öffentliche Universitäten (einschließlich Universität für Weiterbildung Krems), ohne Universitäten der Künste Quelle: Statistik Austria, Erhebung über Forschung und experimentelle Entwicklung 2017
Quelle: Statistik Austria, Erhebung über Forschung und experimentelle Entwicklung 2017